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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 5. Göttingen, 1818.

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Fröschen war die Zunahme minder gross; die
Temperatur derselben wurde bald der der erhitz-
ten Luft gleich, und erhielt sich auch auf diesem
Punkt.

Wir dürfen also nach allen bisherigen Erfah-
rungen annehmen, dass die Vögel und Säugthiere
einen bestimmten Grad von Wärme hervorbrin-
gen und diesen gegen eine kältere Temperatur der
Atmosphäre fast unverändert behaupten, dass sie
aber bey einer Hitze der Luft, welche jenen Grad
übersteigt, ihre Wärme nur in so weit und so
lange unverändert zu erhalten vermögen, als das
geringe Leitungsvermögen ihres Körpers, die ver-
mehrte Hautausdünstung und der Schweiss die
eindringende Hitze abzuhalten und die eingedrun-
gene zu binden hinreichend sind.

§. 4.
Theorie der thierischen Wärme.

Woher aber jener Wärmegrad der beyden
obersten Thierclassen, auf den die gewöhnliche
Temperatur der Atmosphäre so wenig Einfluss äu-
ssert? Erinnert man sich, dass die Früchte der
Säugthiere und Vögel noch keine eigene Wärme
besitzen und dass es vorzüglich das Athemholen
ist, was das Leben nach der Geburt vor dem
Leben des Embryo voraus hat; bedenkt man,
dass eben diese Funktion im Winterschlaf der le-
thargischen Säugthiere, so wie in Ohnmachten

und

Fröschen war die Zunahme minder groſs; die
Temperatur derselben wurde bald der der erhitz-
ten Luft gleich, und erhielt sich auch auf diesem
Punkt.

Wir dürfen also nach allen bisherigen Erfah-
rungen annehmen, daſs die Vögel und Säugthiere
einen bestimmten Grad von Wärme hervorbrin-
gen und diesen gegen eine kältere Temperatur der
Atmosphäre fast unverändert behaupten, daſs sie
aber bey einer Hitze der Luft, welche jenen Grad
übersteigt, ihre Wärme nur in so weit und so
lange unverändert zu erhalten vermögen, als das
geringe Leitungsvermögen ihres Körpers, die ver-
mehrte Hautausdünstung und der Schweiſs die
eindringende Hitze abzuhalten und die eingedrun-
gene zu binden hinreichend sind.

§. 4.
Theorie der thierischen Wärme.

Woher aber jener Wärmegrad der beyden
obersten Thierclassen, auf den die gewöhnliche
Temperatur der Atmosphäre so wenig Einfluſs äu-
ſsert? Erinnert man sich, daſs die Früchte der
Säugthiere und Vögel noch keine eigene Wärme
besitzen und daſs es vorzüglich das Athemholen
ist, was das Leben nach der Geburt vor dem
Leben des Embryo voraus hat; bedenkt man,
daſs eben diese Funktion im Winterschlaf der le-
thargischen Säugthiere, so wie in Ohnmachten

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[48/0060] Fröschen war die Zunahme minder groſs; die Temperatur derselben wurde bald der der erhitz- ten Luft gleich, und erhielt sich auch auf diesem Punkt. Wir dürfen also nach allen bisherigen Erfah- rungen annehmen, daſs die Vögel und Säugthiere einen bestimmten Grad von Wärme hervorbrin- gen und diesen gegen eine kältere Temperatur der Atmosphäre fast unverändert behaupten, daſs sie aber bey einer Hitze der Luft, welche jenen Grad übersteigt, ihre Wärme nur in so weit und so lange unverändert zu erhalten vermögen, als das geringe Leitungsvermögen ihres Körpers, die ver- mehrte Hautausdünstung und der Schweiſs die eindringende Hitze abzuhalten und die eingedrun- gene zu binden hinreichend sind. §. 4. Theorie der thierischen Wärme. Woher aber jener Wärmegrad der beyden obersten Thierclassen, auf den die gewöhnliche Temperatur der Atmosphäre so wenig Einfluſs äu- ſsert? Erinnert man sich, daſs die Früchte der Säugthiere und Vögel noch keine eigene Wärme besitzen und daſs es vorzüglich das Athemholen ist, was das Leben nach der Geburt vor dem Leben des Embryo voraus hat; bedenkt man, daſs eben diese Funktion im Winterschlaf der le- thargischen Säugthiere, so wie in Ohnmachten und

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 5. Göttingen, 1818, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie05_1818/60>, abgerufen am 27.04.2024.