Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 5. Göttingen, 1818.

Bild:
<< vorherige Seite

Bären und Eichhörnchen ein unfehlbares Vorzei-
chen eines bevorstehenden strengen Winters s).
Diese Thiere haben also eine Vorempfindung nicht
nur von der Ankunft des Winters überhaupt,
sondern auch von der Beschaffenheit desselben.
Nach C. A. Schmid's t) Beobachtungen findet ein
solches Vorempfindungsvermögen auch bey den
Insekten statt. Er bemerkte, dass die meisten
dieser Thiere, die überwintern, sich, wenn ein
anhaltender und harter Winter folgte, ungewöhn-
lich früh in ihre Winterlager begeben hatten, dass
hingegen in Herbsten, die gelinden und verän-
derlichen Wintern vorhergingen, die gewöhnlichen
Zufluchtsörter der Insekten im Winter oft noch
tief in den November hinein von überwinternden
Käfern leer waren. Manche Thiere zeigen durch
ihr Verhalten auch vorübergehende Veränderungen
der Witterung an. Von dem Laubfrosch und dem
Schlammpeitzger (Cobitis fossilis) ist diese Eigen-
schaft allgemein bekannt. Sie erstreckt sich aber
auch auf manche Zoophyten, z. B. auf die See-
anemonen (Actinia senilis), die einen bevorste-
henden Sturm ankündigen, indem sie sich zu-
sammenziehen und schliessen u).

In
s) Weld's Reisen durch die Staaten von Nordamerika.
S. 366. Im Berlin. Magazin von merkwürdigen neuen
Reisebeschreibungen. B. 20.
t) Versuche über die Insekten. Th. 1. S. 47 fg.
u) Dicquemare, Philos. Transact, Y. 1775.

Bären und Eichhörnchen ein unfehlbares Vorzei-
chen eines bevorstehenden strengen Winters s).
Diese Thiere haben also eine Vorempfindung nicht
nur von der Ankunft des Winters überhaupt,
sondern auch von der Beschaffenheit desselben.
Nach C. A. Schmid’s t) Beobachtungen findet ein
solches Vorempfindungsvermögen auch bey den
Insekten statt. Er bemerkte, daſs die meisten
dieser Thiere, die überwintern, sich, wenn ein
anhaltender und harter Winter folgte, ungewöhn-
lich früh in ihre Winterlager begeben hatten, daſs
hingegen in Herbsten, die gelinden und verän-
derlichen Wintern vorhergingen, die gewöhnlichen
Zufluchtsörter der Insekten im Winter oft noch
tief in den November hinein von überwinternden
Käfern leer waren. Manche Thiere zeigen durch
ihr Verhalten auch vorübergehende Veränderungen
der Witterung an. Von dem Laubfrosch und dem
Schlammpeitzger (Cobitis fossilis) ist diese Eigen-
schaft allgemein bekannt. Sie erstreckt sich aber
auch auf manche Zoophyten, z. B. auf die See-
anemonen (Actinia senilis), die einen bevorste-
henden Sturm ankündigen, indem sie sich zu-
sammenziehen und schlieſsen u).

In
s) Weld’s Reisen durch die Staaten von Nordamerika.
S. 366. Im Berlin. Magazin von merkwürdigen neuen
Reisebeschreibungen. B. 20.
t) Versuche über die Insekten. Th. 1. S. 47 fg.
u) Dicquemare, Philos. Transact, Y. 1775.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0460" n="448"/>
Bären und Eichhörnchen ein unfehlbares Vorzei-<lb/>
chen eines bevorstehenden strengen Winters <note place="foot" n="s)"><hi rendition="#k">Weld</hi>&#x2019;s Reisen durch die Staaten von Nordamerika.<lb/>
S. 366. Im Berlin. Magazin von merkwürdigen neuen<lb/>
Reisebeschreibungen. B. 20.</note>.<lb/>
Diese Thiere haben also eine Vorempfindung nicht<lb/>
nur von der Ankunft des Winters überhaupt,<lb/>
sondern auch von der Beschaffenheit desselben.<lb/>
Nach C. A. <hi rendition="#k">Schmid</hi>&#x2019;s <note place="foot" n="t)">Versuche über die Insekten. Th. 1. S. 47 fg.</note> Beobachtungen findet ein<lb/>
solches Vorempfindungsvermögen auch bey den<lb/>
Insekten statt. Er bemerkte, da&#x017F;s die meisten<lb/>
dieser Thiere, die überwintern, sich, wenn ein<lb/>
anhaltender und harter Winter folgte, ungewöhn-<lb/>
lich früh in ihre Winterlager begeben hatten, da&#x017F;s<lb/>
hingegen in Herbsten, die gelinden und verän-<lb/>
derlichen Wintern vorhergingen, die gewöhnlichen<lb/>
Zufluchtsörter der Insekten im Winter oft noch<lb/>
tief in den November hinein von überwinternden<lb/>
Käfern leer waren. Manche Thiere zeigen durch<lb/>
ihr Verhalten auch vorübergehende Veränderungen<lb/>
der Witterung an. Von dem Laubfrosch und dem<lb/>
Schlammpeitzger (Cobitis fossilis) ist diese Eigen-<lb/>
schaft allgemein bekannt. Sie erstreckt sich aber<lb/>
auch auf manche Zoophyten, z. B. auf die See-<lb/>
anemonen (Actinia senilis), die einen bevorste-<lb/>
henden Sturm ankündigen, indem sie sich zu-<lb/>
sammenziehen und schlie&#x017F;sen <note place="foot" n="u)"><hi rendition="#k">Dicquemare</hi>, Philos. Transact, Y. 1775.</note>.</p><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch">In</fw><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[448/0460] Bären und Eichhörnchen ein unfehlbares Vorzei- chen eines bevorstehenden strengen Winters s). Diese Thiere haben also eine Vorempfindung nicht nur von der Ankunft des Winters überhaupt, sondern auch von der Beschaffenheit desselben. Nach C. A. Schmid’s t) Beobachtungen findet ein solches Vorempfindungsvermögen auch bey den Insekten statt. Er bemerkte, daſs die meisten dieser Thiere, die überwintern, sich, wenn ein anhaltender und harter Winter folgte, ungewöhn- lich früh in ihre Winterlager begeben hatten, daſs hingegen in Herbsten, die gelinden und verän- derlichen Wintern vorhergingen, die gewöhnlichen Zufluchtsörter der Insekten im Winter oft noch tief in den November hinein von überwinternden Käfern leer waren. Manche Thiere zeigen durch ihr Verhalten auch vorübergehende Veränderungen der Witterung an. Von dem Laubfrosch und dem Schlammpeitzger (Cobitis fossilis) ist diese Eigen- schaft allgemein bekannt. Sie erstreckt sich aber auch auf manche Zoophyten, z. B. auf die See- anemonen (Actinia senilis), die einen bevorste- henden Sturm ankündigen, indem sie sich zu- sammenziehen und schlieſsen u). In s) Weld’s Reisen durch die Staaten von Nordamerika. S. 366. Im Berlin. Magazin von merkwürdigen neuen Reisebeschreibungen. B. 20. t) Versuche über die Insekten. Th. 1. S. 47 fg. u) Dicquemare, Philos. Transact, Y. 1775.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie05_1818
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie05_1818/460
Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 5. Göttingen, 1818, S. 448. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie05_1818/460>, abgerufen am 06.05.2024.