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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 5. Göttingen, 1818.

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hen f), und in einigen Gegenden von Afrika das
Bellen verlernt haben g).

Darum sind jedoch keinesweges, wie E. Dar-
win
glaubt, die instinktartigen Handlungen der
Thiere zufällige, den Künsten der Menschen ähn-
liche Fertigkeiten, die sie von ihren Zeitgenossen
gelernt, oder durch Ueberlieferung von ihren Vor-
fahren erhalten haben. Keine Meinung führt auf
so ungereimte Folgen als diese. "Was bewegt",
sagt Darwin h), "die Biene, welche von Honig
"lebt, einen vegetabilischen Staub für ihre Jun-
"gen aufzubewahren? Was bewegt den Schmet-
"terling, seine Eyer auf Blätter zu legen, da er
"selber Honig frisst? Was bewegt die andern
"Fliegen, für ihre Jungen eine Nahrung zu su-
"chen, die sie sonst nicht verzehren? Wenn
"das nicht Ableitungen von ihren vorhergegange-
"nen Erfahrungen oder Beobachtungen sind, so
"lassen sich auch alle Handlungen des Menschen
"in Instinkt auflösen." Ich würde dagegen sa-

gen:
f) Narration of the distresses of J. Morris etc. p. 27
g) Mehrere gute Bemerkungen über diesen Gegenstand
findet man in F. Cuvier's Observat. sur les chiens
de la Nouvelle-Hollande, precedees de quelques re-
flexions sur les facultes morales des animaux. (An-
nales du Museum d'Hist. nat. T. XI. p. 458.)
h) Zoonomie. Uebers. von Brandis. Th. 1. S. 336.
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hen f), und in einigen Gegenden von Afrika das
Bellen verlernt haben g).

Darum sind jedoch keinesweges, wie E. Dar-
win
glaubt, die instinktartigen Handlungen der
Thiere zufällige, den Künsten der Menschen ähn-
liche Fertigkeiten, die sie von ihren Zeitgenossen
gelernt, oder durch Ueberlieferung von ihren Vor-
fahren erhalten haben. Keine Meinung führt auf
so ungereimte Folgen als diese. “Was bewegt”,
sagt Darwin h), “die Biene, welche von Honig
„lebt, einen vegetabilischen Staub für ihre Jun-
„gen aufzubewahren? Was bewegt den Schmet-
„terling, seine Eyer auf Blätter zu legen, da er
„selber Honig friſst? Was bewegt die andern
„Fliegen, für ihre Jungen eine Nahrung zu su-
„chen, die sie sonst nicht verzehren? Wenn
„das nicht Ableitungen von ihren vorhergegange-
„nen Erfahrungen oder Beobachtungen sind, so
„lassen sich auch alle Handlungen des Menschen
„in Instinkt auflösen.” Ich würde dagegen sa-

gen:
f) Narration of the distresses of J. Morris etc. p. 27
g) Mehrere gute Bemerkungen über diesen Gegenstand
findet man in F. Cuvier’s Observat. sur les chiens
de la Nouvelle-Hollande, précedées de quelques re-
flexions sur les facultés morales des animaux. (An-
nales du Muséum d’Hist. nat. T. XI. p. 458.)
h) Zoonomie. Uebers. von Brandis. Th. 1. S. 336.
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[437/0449] hen f), und in einigen Gegenden von Afrika das Bellen verlernt haben g). Darum sind jedoch keinesweges, wie E. Dar- win glaubt, die instinktartigen Handlungen der Thiere zufällige, den Künsten der Menschen ähn- liche Fertigkeiten, die sie von ihren Zeitgenossen gelernt, oder durch Ueberlieferung von ihren Vor- fahren erhalten haben. Keine Meinung führt auf so ungereimte Folgen als diese. “Was bewegt”, sagt Darwin h), “die Biene, welche von Honig „lebt, einen vegetabilischen Staub für ihre Jun- „gen aufzubewahren? Was bewegt den Schmet- „terling, seine Eyer auf Blätter zu legen, da er „selber Honig friſst? Was bewegt die andern „Fliegen, für ihre Jungen eine Nahrung zu su- „chen, die sie sonst nicht verzehren? Wenn „das nicht Ableitungen von ihren vorhergegange- „nen Erfahrungen oder Beobachtungen sind, so „lassen sich auch alle Handlungen des Menschen „in Instinkt auflösen.” Ich würde dagegen sa- gen: f) Narration of the distresses of J. Morris etc. p. 27 g) Mehrere gute Bemerkungen über diesen Gegenstand findet man in F. Cuvier’s Observat. sur les chiens de la Nouvelle-Hollande, précedées de quelques re- flexions sur les facultés morales des animaux. (An- nales du Muséum d’Hist. nat. T. XI. p. 458.) h) Zoonomie. Uebers. von Brandis. Th. 1. S. 336. E e 3

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 5. Göttingen, 1818, S. 437. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie05_1818/449>, abgerufen am 19.05.2024.