als im gesunden Zustand verbraucht; es entsteht grösseres Bedürfniss desselben und daher Beschleu- nigung der automatischen Aktionen. Erhöhete Thätigkeit der plastischen Nervenkraft ist daher mit einer solchen Beschleunigung stets als Ur- sache oder Wirkung verbunden. Wie dieses Cau- salverhältniss in jedem einzelnen Fall beschaffen ist, lässt sich aber selten bestimmen. Immer sind die Wirkungen jener Kraft mit denen des Empfindungs- und Bewegungsvermögens der Ner- ven vermischt, und hieraus entstehen auf der einen Seite Analogien, auf der andern Verschie- denheiten zwischen diesen Kräften.
4. Die Bildungskraft wirkt periodisch wie das Empfindungs- und Bewegungsvermögen der Nerven. Dieser Charakter derselben zeigt sich deutlicher im kranken, als im gesunden Zustand. Doch finden wir auch in dem letztern, dass wäh- rend dem Wachen die Verdauung und die Ab- scheidung der auszuleerenden Materien, hingegen während dem Schlaf die Absonderung der edlern Theile, z. B. des Saamens, und die Ernährung der festen Theile am lebhaftesten vor sich gehen. Unter den Krankheiten sind es vorzüglich die fieberhaften, die sich durch periodisches Ab- und Zunehmen der Thätigkeit jener Kraft auszeich- nen. Cosmische Agentien haben vielleicht einen Einfluss auf diesen Wechsel. Doch muss man
auch
D d 2
als im gesunden Zustand verbraucht; es entsteht gröſseres Bedürfniſs desselben und daher Beschleu- nigung der automatischen Aktionen. Erhöhete Thätigkeit der plastischen Nervenkraft ist daher mit einer solchen Beschleunigung stets als Ur- sache oder Wirkung verbunden. Wie dieses Cau- salverhältniſs in jedem einzelnen Fall beschaffen ist, läſst sich aber selten bestimmen. Immer sind die Wirkungen jener Kraft mit denen des Empfindungs- und Bewegungsvermögens der Ner- ven vermischt, und hieraus entstehen auf der einen Seite Analogien, auf der andern Verschie- denheiten zwischen diesen Kräften.
4. Die Bildungskraft wirkt periodisch wie das Empfindungs- und Bewegungsvermögen der Nerven. Dieser Charakter derselben zeigt sich deutlicher im kranken, als im gesunden Zustand. Doch finden wir auch in dem letztern, daſs wäh- rend dem Wachen die Verdauung und die Ab- scheidung der auszuleerenden Materien, hingegen während dem Schlaf die Absonderung der edlern Theile, z. B. des Saamens, und die Ernährung der festen Theile am lebhaftesten vor sich gehen. Unter den Krankheiten sind es vorzüglich die fieberhaften, die sich durch periodisches Ab- und Zunehmen der Thätigkeit jener Kraft auszeich- nen. Cosmische Agentien haben vielleicht einen Einfluſs auf diesen Wechsel. Doch muſs man
auch
D d 2
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0431"n="419"/>
als im gesunden Zustand verbraucht; es entsteht<lb/>
gröſseres Bedürfniſs desselben und daher Beschleu-<lb/>
nigung der automatischen Aktionen. Erhöhete<lb/>
Thätigkeit der plastischen Nervenkraft ist daher<lb/>
mit einer solchen Beschleunigung stets als Ur-<lb/>
sache oder Wirkung verbunden. Wie dieses Cau-<lb/>
salverhältniſs in jedem einzelnen Fall beschaffen<lb/>
ist, läſst sich aber selten bestimmen. Immer<lb/>
sind die Wirkungen jener Kraft mit denen des<lb/>
Empfindungs- und Bewegungsvermögens der Ner-<lb/>
ven vermischt, und hieraus entstehen auf der<lb/>
einen Seite Analogien, auf der andern Verschie-<lb/>
denheiten zwischen diesen Kräften.</p><lb/><p>4. Die Bildungskraft wirkt periodisch wie<lb/>
das Empfindungs- und Bewegungsvermögen der<lb/>
Nerven. Dieser Charakter derselben zeigt sich<lb/>
deutlicher im kranken, als im gesunden Zustand.<lb/>
Doch finden wir auch in dem letztern, daſs wäh-<lb/>
rend dem Wachen die Verdauung und die Ab-<lb/>
scheidung der auszuleerenden Materien, hingegen<lb/>
während dem Schlaf die Absonderung der edlern<lb/>
Theile, z. B. des Saamens, und die Ernährung<lb/>
der festen Theile am lebhaftesten vor sich gehen.<lb/>
Unter den Krankheiten sind es vorzüglich die<lb/>
fieberhaften, die sich durch periodisches Ab- und<lb/>
Zunehmen der Thätigkeit jener Kraft auszeich-<lb/>
nen. Cosmische Agentien haben vielleicht einen<lb/>
Einfluſs auf diesen Wechsel. Doch muſs man<lb/><fwplace="bottom"type="sig">D d 2</fw><fwplace="bottom"type="catch">auch</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[419/0431]
als im gesunden Zustand verbraucht; es entsteht
gröſseres Bedürfniſs desselben und daher Beschleu-
nigung der automatischen Aktionen. Erhöhete
Thätigkeit der plastischen Nervenkraft ist daher
mit einer solchen Beschleunigung stets als Ur-
sache oder Wirkung verbunden. Wie dieses Cau-
salverhältniſs in jedem einzelnen Fall beschaffen
ist, läſst sich aber selten bestimmen. Immer
sind die Wirkungen jener Kraft mit denen des
Empfindungs- und Bewegungsvermögens der Ner-
ven vermischt, und hieraus entstehen auf der
einen Seite Analogien, auf der andern Verschie-
denheiten zwischen diesen Kräften.
4. Die Bildungskraft wirkt periodisch wie
das Empfindungs- und Bewegungsvermögen der
Nerven. Dieser Charakter derselben zeigt sich
deutlicher im kranken, als im gesunden Zustand.
Doch finden wir auch in dem letztern, daſs wäh-
rend dem Wachen die Verdauung und die Ab-
scheidung der auszuleerenden Materien, hingegen
während dem Schlaf die Absonderung der edlern
Theile, z. B. des Saamens, und die Ernährung
der festen Theile am lebhaftesten vor sich gehen.
Unter den Krankheiten sind es vorzüglich die
fieberhaften, die sich durch periodisches Ab- und
Zunehmen der Thätigkeit jener Kraft auszeich-
nen. Cosmische Agentien haben vielleicht einen
Einfluſs auf diesen Wechsel. Doch muſs man
auch
D d 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 5. Göttingen, 1818, S. 419. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie05_1818/431>, abgerufen am 26.05.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.