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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 5. Göttingen, 1818.

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sen Versuchen die örtlichen Wirkungen der dem
Blute beygemischten Substanz etwas Anderes, als
Folgen eines allgemeinen Einflusses auf das Ner-
vensystem sind? Arsenik, salzsaure Schwererde
und Brechweinstein tödten auch ganz auf die-
selbe Art, wie der Tabacksaufguss und das Upas-
gift, deren Wirkung auf das Nervensystem sich
nicht bezweifeln lässt. Sie hemmen, wie diese,
die Bewegung des Bluts, indem sie eine Läh-
mung des Nervensystems hervorbringen. Die Ma-
genentzündung, die nach der Arsenikvergiftung
entsteht und die man sonst für die Ursache des
nach der letztern erfolgenden Todes hielt, tritt
weder so schnell, noch mit solcher Heftigkeit
ein, dass man sie mit Recht dafür annehmen
kann z). Der in die Blutmasse gebrachte Brech-
weinstein wirkt vorzüglich auf die herumschwei-
fenden Nerven. Thiere, denen man denselben
in die Adern gesprützt hat, sterben nicht so
schnell, wenn man ihnen vor dem Einsprützen
diese Nerven durchschnitten hat, als wenn sie
unverletzt geblieben sind a).

Es giebt aber auch zahlreiche Erfahrungen,
die beweisen, dass viele in den Magen gebrachte
Substanzen wirklich in die Blutmasse übergehen.

Li-
z) Brodie a. a. O. p. 208. 218. 221.
a) Magendie de l'influence de l'emetique etc. p. 41.
V. Bd. B b

sen Versuchen die örtlichen Wirkungen der dem
Blute beygemischten Substanz etwas Anderes, als
Folgen eines allgemeinen Einflusses auf das Ner-
vensystem sind? Arsenik, salzsaure Schwererde
und Brechweinstein tödten auch ganz auf die-
selbe Art, wie der Tabacksaufguſs und das Upas-
gift, deren Wirkung auf das Nervensystem sich
nicht bezweifeln läſst. Sie hemmen, wie diese,
die Bewegung des Bluts, indem sie eine Läh-
mung des Nervensystems hervorbringen. Die Ma-
genentzündung, die nach der Arsenikvergiftung
entsteht und die man sonst für die Ursache des
nach der letztern erfolgenden Todes hielt, tritt
weder so schnell, noch mit solcher Heftigkeit
ein, daſs man sie mit Recht dafür annehmen
kann z). Der in die Blutmasse gebrachte Brech-
weinstein wirkt vorzüglich auf die herumschwei-
fenden Nerven. Thiere, denen man denselben
in die Adern gesprützt hat, sterben nicht so
schnell, wenn man ihnen vor dem Einsprützen
diese Nerven durchschnitten hat, als wenn sie
unverletzt geblieben sind a).

Es giebt aber auch zahlreiche Erfahrungen,
die beweisen, daſs viele in den Magen gebrachte
Substanzen wirklich in die Blutmasse übergehen.

Li-
z) Brodie a. a. O. p. 208. 218. 221.
a) Magendie de l’influence de l’émétique etc. p. 41.
V. Bd. B b
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[385/0397] sen Versuchen die örtlichen Wirkungen der dem Blute beygemischten Substanz etwas Anderes, als Folgen eines allgemeinen Einflusses auf das Ner- vensystem sind? Arsenik, salzsaure Schwererde und Brechweinstein tödten auch ganz auf die- selbe Art, wie der Tabacksaufguſs und das Upas- gift, deren Wirkung auf das Nervensystem sich nicht bezweifeln läſst. Sie hemmen, wie diese, die Bewegung des Bluts, indem sie eine Läh- mung des Nervensystems hervorbringen. Die Ma- genentzündung, die nach der Arsenikvergiftung entsteht und die man sonst für die Ursache des nach der letztern erfolgenden Todes hielt, tritt weder so schnell, noch mit solcher Heftigkeit ein, daſs man sie mit Recht dafür annehmen kann z). Der in die Blutmasse gebrachte Brech- weinstein wirkt vorzüglich auf die herumschwei- fenden Nerven. Thiere, denen man denselben in die Adern gesprützt hat, sterben nicht so schnell, wenn man ihnen vor dem Einsprützen diese Nerven durchschnitten hat, als wenn sie unverletzt geblieben sind a). Es giebt aber auch zahlreiche Erfahrungen, die beweisen, daſs viele in den Magen gebrachte Substanzen wirklich in die Blutmasse übergehen. Li- z) Brodie a. a. O. p. 208. 218. 221. a) Magendie de l’influence de l’émétique etc. p. 41. V. Bd. B b

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 5. Göttingen, 1818, S. 385. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie05_1818/397>, abgerufen am 18.05.2024.