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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 5. Göttingen, 1818.

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chenmarks verbunden b). Der Galvanische Reitz
bringt im Auge einen plötzlichen Glanz, auf der
Zunge Geschmacksempfindungen, und an entblöss-
ten Hautnerven einen stechenden Schmerz her-
vor. Die verschiedenen Nerven besitzen also wie
die verschiedenen Muskeln eine specifische
Reitzbarkeit
.

Es giebt für jeden Nerven innere Reitze, wo-
durch derselbe zu ähnlichen Reaktionen wie durch
äussere aufgeregt wird. Wirken diese Reitze auf
Sinnesnerven, so entstehen Phantome, denen keine
äussere Gegenstände entsprechen. Hysterische und
hypochondrische Personen sehen häufig des Abends
vor dem Einschlafen bey verschlossenen Augen,
zuweilen auch am Tage bey offenen Augen, aller-
hand Bilder, die sich mit solcher Lebhaftigkeit
aufdrängen, dass sie kaum von Eindrücken äusse-
rer Dinge zu unterscheiden sind c).

Aehnliche Phantome erscheinen in den Sin-
nesorganen, so oft ein stärkerer Reitz auf diese

gewirkt
b) Bichat a. a. O. S. 240 fg.
c) C. Bonnet's analytischer Versuch über die Seelen-
kräfte. Aus d. Franz, übers. von Schütz. Th. 2. S.
62. -- Reimarus im Götting. Magazin der Wissensch.
u. Litteratur, von Lichtenberg u. Forster. Jahrg.
1. St. 6. S. 381. -- Scheidemantel's Beytr. zur Arz-
neyk. Abth. 2. S. 324. -- F. Nicolai in der Berliner
Monatschrift.
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chenmarks verbunden b). Der Galvanische Reitz
bringt im Auge einen plötzlichen Glanz, auf der
Zunge Geschmacksempfindungen, und an entblöſs-
ten Hautnerven einen stechenden Schmerz her-
vor. Die verschiedenen Nerven besitzen also wie
die verschiedenen Muskeln eine specifische
Reitzbarkeit
.

Es giebt für jeden Nerven innere Reitze, wo-
durch derselbe zu ähnlichen Reaktionen wie durch
äuſsere aufgeregt wird. Wirken diese Reitze auf
Sinnesnerven, so entstehen Phantome, denen keine
äuſsere Gegenstände entsprechen. Hysterische und
hypochondrische Personen sehen häufig des Abends
vor dem Einschlafen bey verschlossenen Augen,
zuweilen auch am Tage bey offenen Augen, aller-
hand Bilder, die sich mit solcher Lebhaftigkeit
aufdrängen, daſs sie kaum von Eindrücken äuſse-
rer Dinge zu unterscheiden sind c).

Aehnliche Phantome erscheinen in den Sin-
nesorganen, so oft ein stärkerer Reitz auf diese

gewirkt
b) Bichat a. a. O. S. 240 fg.
c) C. Bonnet’s analytischer Versuch über die Seelen-
kräfte. Aus d. Franz, übers. von Schütz. Th. 2. S.
62. — Reimarus im Götting. Magazin der Wissensch.
u. Litteratur, von Lichtenberg u. Forster. Jahrg.
1. St. 6. S. 381. — Scheidemantel’s Beytr. zur Arz-
neyk. Abth. 2. S. 324. — F. Nicolai in der Berliner
Monatschrift.
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[373/0385] chenmarks verbunden b). Der Galvanische Reitz bringt im Auge einen plötzlichen Glanz, auf der Zunge Geschmacksempfindungen, und an entblöſs- ten Hautnerven einen stechenden Schmerz her- vor. Die verschiedenen Nerven besitzen also wie die verschiedenen Muskeln eine specifische Reitzbarkeit. Es giebt für jeden Nerven innere Reitze, wo- durch derselbe zu ähnlichen Reaktionen wie durch äuſsere aufgeregt wird. Wirken diese Reitze auf Sinnesnerven, so entstehen Phantome, denen keine äuſsere Gegenstände entsprechen. Hysterische und hypochondrische Personen sehen häufig des Abends vor dem Einschlafen bey verschlossenen Augen, zuweilen auch am Tage bey offenen Augen, aller- hand Bilder, die sich mit solcher Lebhaftigkeit aufdrängen, daſs sie kaum von Eindrücken äuſse- rer Dinge zu unterscheiden sind c). Aehnliche Phantome erscheinen in den Sin- nesorganen, so oft ein stärkerer Reitz auf diese gewirkt b) Bichat a. a. O. S. 240 fg. c) C. Bonnet’s analytischer Versuch über die Seelen- kräfte. Aus d. Franz, übers. von Schütz. Th. 2. S. 62. — Reimarus im Götting. Magazin der Wissensch. u. Litteratur, von Lichtenberg u. Forster. Jahrg. 1. St. 6. S. 381. — Scheidemantel’s Beytr. zur Arz- neyk. Abth. 2. S. 324. — F. Nicolai in der Berliner Monatschrift. A a 3

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 5. Göttingen, 1818, S. 373. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie05_1818/385>, abgerufen am 19.05.2024.