chenmarks verbunden b). Der Galvanische Reitz bringt im Auge einen plötzlichen Glanz, auf der Zunge Geschmacksempfindungen, und an entblöss- ten Hautnerven einen stechenden Schmerz her- vor. Die verschiedenen Nerven besitzen also wie die verschiedenen Muskeln eine specifische Reitzbarkeit.
Es giebt für jeden Nerven innere Reitze, wo- durch derselbe zu ähnlichen Reaktionen wie durch äussere aufgeregt wird. Wirken diese Reitze auf Sinnesnerven, so entstehen Phantome, denen keine äussere Gegenstände entsprechen. Hysterische und hypochondrische Personen sehen häufig des Abends vor dem Einschlafen bey verschlossenen Augen, zuweilen auch am Tage bey offenen Augen, aller- hand Bilder, die sich mit solcher Lebhaftigkeit aufdrängen, dass sie kaum von Eindrücken äusse- rer Dinge zu unterscheiden sind c).
Aehnliche Phantome erscheinen in den Sin- nesorganen, so oft ein stärkerer Reitz auf diese
gewirkt
b)Bichat a. a. O. S. 240 fg.
c) C. Bonnet's analytischer Versuch über die Seelen- kräfte. Aus d. Franz, übers. von Schütz. Th. 2. S. 62. -- Reimarus im Götting. Magazin der Wissensch. u. Litteratur, von Lichtenberg u. Forster. Jahrg. 1. St. 6. S. 381. -- Scheidemantel's Beytr. zur Arz- neyk. Abth. 2. S. 324. -- F. Nicolai in der Berliner Monatschrift.
A a 3
chenmarks verbunden b). Der Galvanische Reitz bringt im Auge einen plötzlichen Glanz, auf der Zunge Geschmacksempfindungen, und an entblöſs- ten Hautnerven einen stechenden Schmerz her- vor. Die verschiedenen Nerven besitzen also wie die verschiedenen Muskeln eine specifische Reitzbarkeit.
Es giebt für jeden Nerven innere Reitze, wo- durch derselbe zu ähnlichen Reaktionen wie durch äuſsere aufgeregt wird. Wirken diese Reitze auf Sinnesnerven, so entstehen Phantome, denen keine äuſsere Gegenstände entsprechen. Hysterische und hypochondrische Personen sehen häufig des Abends vor dem Einschlafen bey verschlossenen Augen, zuweilen auch am Tage bey offenen Augen, aller- hand Bilder, die sich mit solcher Lebhaftigkeit aufdrängen, daſs sie kaum von Eindrücken äuſse- rer Dinge zu unterscheiden sind c).
Aehnliche Phantome erscheinen in den Sin- nesorganen, so oft ein stärkerer Reitz auf diese
gewirkt
b)Bichat a. a. O. S. 240 fg.
c) C. Bonnet’s analytischer Versuch über die Seelen- kräfte. Aus d. Franz, übers. von Schütz. Th. 2. S. 62. — Reimarus im Götting. Magazin der Wissensch. u. Litteratur, von Lichtenberg u. Forster. Jahrg. 1. St. 6. S. 381. — Scheidemantel’s Beytr. zur Arz- neyk. Abth. 2. S. 324. — F. Nicolai in der Berliner Monatschrift.
A a 3
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0385"n="373"/>
chenmarks verbunden <noteplace="foot"n="b)"><hirendition="#k">Bichat</hi> a. a. O. S. 240 fg.</note>. Der Galvanische Reitz<lb/>
bringt im Auge einen plötzlichen Glanz, auf der<lb/>
Zunge Geschmacksempfindungen, und an entblöſs-<lb/>
ten Hautnerven einen stechenden Schmerz her-<lb/>
vor. Die verschiedenen Nerven besitzen also wie<lb/>
die verschiedenen Muskeln eine <hirendition="#g">specifische<lb/>
Reitzbarkeit</hi>.</p><lb/><p>Es giebt für jeden Nerven innere Reitze, wo-<lb/>
durch derselbe zu ähnlichen Reaktionen wie durch<lb/>
äuſsere aufgeregt wird. Wirken diese Reitze auf<lb/>
Sinnesnerven, so entstehen Phantome, denen keine<lb/>
äuſsere Gegenstände entsprechen. Hysterische und<lb/>
hypochondrische Personen sehen häufig des Abends<lb/>
vor dem Einschlafen bey verschlossenen Augen,<lb/>
zuweilen auch am Tage bey offenen Augen, aller-<lb/>
hand Bilder, die sich mit solcher Lebhaftigkeit<lb/>
aufdrängen, daſs sie kaum von Eindrücken äuſse-<lb/>
rer Dinge zu unterscheiden sind <noteplace="foot"n="c)">C. <hirendition="#k">Bonnet</hi>’s analytischer Versuch über die Seelen-<lb/>
kräfte. Aus d. Franz, übers. von <hirendition="#k">Schütz</hi>. Th. 2. S.<lb/>
62. —<hirendition="#k">Reimarus</hi> im Götting. Magazin der Wissensch.<lb/>
u. Litteratur, von <hirendition="#k">Lichtenberg</hi> u. <hirendition="#k">Forster</hi>. Jahrg.<lb/>
1. St. 6. S. 381. —<hirendition="#k">Scheidemantel</hi>’s Beytr. zur Arz-<lb/>
neyk. Abth. 2. S. 324. — F. <hirendition="#k">Nicolai</hi> in der Berliner<lb/>
Monatschrift.</note>.</p><lb/><p>Aehnliche Phantome erscheinen in den Sin-<lb/>
nesorganen, so oft ein stärkerer Reitz auf diese<lb/><fwplace="bottom"type="catch">gewirkt</fw><lb/><fwplace="bottom"type="sig">A a 3</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[373/0385]
chenmarks verbunden b). Der Galvanische Reitz
bringt im Auge einen plötzlichen Glanz, auf der
Zunge Geschmacksempfindungen, und an entblöſs-
ten Hautnerven einen stechenden Schmerz her-
vor. Die verschiedenen Nerven besitzen also wie
die verschiedenen Muskeln eine specifische
Reitzbarkeit.
Es giebt für jeden Nerven innere Reitze, wo-
durch derselbe zu ähnlichen Reaktionen wie durch
äuſsere aufgeregt wird. Wirken diese Reitze auf
Sinnesnerven, so entstehen Phantome, denen keine
äuſsere Gegenstände entsprechen. Hysterische und
hypochondrische Personen sehen häufig des Abends
vor dem Einschlafen bey verschlossenen Augen,
zuweilen auch am Tage bey offenen Augen, aller-
hand Bilder, die sich mit solcher Lebhaftigkeit
aufdrängen, daſs sie kaum von Eindrücken äuſse-
rer Dinge zu unterscheiden sind c).
Aehnliche Phantome erscheinen in den Sin-
nesorganen, so oft ein stärkerer Reitz auf diese
gewirkt
b) Bichat a. a. O. S. 240 fg.
c) C. Bonnet’s analytischer Versuch über die Seelen-
kräfte. Aus d. Franz, übers. von Schütz. Th. 2. S.
62. — Reimarus im Götting. Magazin der Wissensch.
u. Litteratur, von Lichtenberg u. Forster. Jahrg.
1. St. 6. S. 381. — Scheidemantel’s Beytr. zur Arz-
neyk. Abth. 2. S. 324. — F. Nicolai in der Berliner
Monatschrift.
A a 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 5. Göttingen, 1818, S. 373. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie05_1818/385>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.