Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 5. Göttingen, 1818.

Bild:
<< vorherige Seite

nen hervor, die man durch das Gehör wahrnimmt,
wenn man das eine Ohr mit Baumwolle u. d. gl.,
das andere mit einem Finger selber verschliesst,
oder durch einen andern verschliessen lässt. In
diesem Ohr wird man ein fortwährendes, schwin-
gendes Sausen hören, das nicht etwa von Ströh-
mungen der Luft im Gehörgang herrührt, indem
es nicht statt findet, wenn man statt des Fingers
oder eines andern muskulösen Theils ein Stück
Holz, Metall, Siegellack u. d. gl. in das Ohr bringt,
hingegen zurückkehrt, sobald man einen sol-
chen Körper, der jedoch fähig seyn muss, in
schwingende Bewegungen zu gerathen, mit dem
Finger berührt. Nur dann hört man bey dem
letztern Versuch auch ohne diese Berührung das
Sausen, wenn man die Kinnladen fest zusammen-
drückt. In diesem Fall aber empfindet man die
Palpitationen der Kaumuskeln, die zum Hörner-
ven durch die Kopfknochen fortgepflanzt werden.
Diese Schwingungen sind freylich weit häufiger,
als der Puls p). J. L. Roger q), der zuerst ihre
wahre Ursache erkannte, so wie nach ihm Er-
man
r) und Wollaston s) glaubten deshalb den

Reitz
p) Wollaston schätzt ihre Zahl auf 20 bis 30 in einer
Sekunde. (Philos. Transact. Y. 1810.)
q) De perpetua fibrarum muscularium palpitatione. Got-
tingae. 1760.
r) Gilbert's Annalen der Physik. J. 1812. St. 1. S. 1.
s) A. a. O.

nen hervor, die man durch das Gehör wahrnimmt,
wenn man das eine Ohr mit Baumwolle u. d. gl.,
das andere mit einem Finger selber verschlieſst,
oder durch einen andern verschlieſsen läſst. In
diesem Ohr wird man ein fortwährendes, schwin-
gendes Sausen hören, das nicht etwa von Ströh-
mungen der Luft im Gehörgang herrührt, indem
es nicht statt findet, wenn man statt des Fingers
oder eines andern muskulösen Theils ein Stück
Holz, Metall, Siegellack u. d. gl. in das Ohr bringt,
hingegen zurückkehrt, sobald man einen sol-
chen Körper, der jedoch fähig seyn muſs, in
schwingende Bewegungen zu gerathen, mit dem
Finger berührt. Nur dann hört man bey dem
letztern Versuch auch ohne diese Berührung das
Sausen, wenn man die Kinnladen fest zusammen-
drückt. In diesem Fall aber empfindet man die
Palpitationen der Kaumuskeln, die zum Hörner-
ven durch die Kopfknochen fortgepflanzt werden.
Diese Schwingungen sind freylich weit häufiger,
als der Puls p). J. L. Roger q), der zuerst ihre
wahre Ursache erkannte, so wie nach ihm Er-
man
r) und Wollaston s) glaubten deshalb den

Reitz
p) Wollaston schätzt ihre Zahl auf 20 bis 30 in einer
Sekunde. (Philos. Transact. Y. 1810.)
q) De perpetua fibrarum muscularium palpitatione. Got-
tingae. 1760.
r) Gilbert’s Annalen der Physik. J. 1812. St. 1. S. 1.
s) A. a. O.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0274" n="262"/>
nen hervor, die man durch das Gehör wahrnimmt,<lb/>
wenn man das eine Ohr mit Baumwolle u. d. gl.,<lb/>
das andere mit einem Finger selber verschlie&#x017F;st,<lb/>
oder durch einen andern verschlie&#x017F;sen lä&#x017F;st. In<lb/>
diesem Ohr wird man ein fortwährendes, schwin-<lb/>
gendes Sausen hören, das nicht etwa von Ströh-<lb/>
mungen der Luft im Gehörgang herrührt, indem<lb/>
es nicht statt findet, wenn man statt des Fingers<lb/>
oder eines andern muskulösen Theils ein Stück<lb/>
Holz, Metall, Siegellack u. d. gl. in das Ohr bringt,<lb/>
hingegen zurückkehrt, sobald man einen sol-<lb/>
chen Körper, der jedoch fähig seyn mu&#x017F;s, in<lb/>
schwingende Bewegungen zu gerathen, mit dem<lb/>
Finger berührt. Nur dann hört man bey dem<lb/>
letztern Versuch auch ohne diese Berührung das<lb/>
Sausen, wenn man die Kinnladen fest zusammen-<lb/>
drückt. In diesem Fall aber empfindet man die<lb/>
Palpitationen der Kaumuskeln, die zum Hörner-<lb/>
ven durch die Kopfknochen fortgepflanzt werden.<lb/>
Diese Schwingungen sind freylich weit häufiger,<lb/>
als der Puls <note place="foot" n="p)"><hi rendition="#k">Wollaston</hi> schätzt ihre Zahl auf 20 bis 30 in einer<lb/>
Sekunde. (Philos. Transact. Y. 1810.)</note>. J. L. <hi rendition="#k">Roger</hi> <note place="foot" n="q)">De perpetua fibrarum muscularium palpitatione. Got-<lb/>
tingae. 1760.</note>, der zuerst ihre<lb/>
wahre Ursache erkannte, so wie nach ihm <hi rendition="#k">Er-<lb/>
man</hi> <note place="foot" n="r)"><hi rendition="#k">Gilbert</hi>&#x2019;s Annalen der Physik. J. 1812. St. 1. S. 1.</note> und <hi rendition="#k">Wollaston</hi> <note place="foot" n="s)">A. a. O.</note> glaubten deshalb den<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Reitz</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[262/0274] nen hervor, die man durch das Gehör wahrnimmt, wenn man das eine Ohr mit Baumwolle u. d. gl., das andere mit einem Finger selber verschlieſst, oder durch einen andern verschlieſsen läſst. In diesem Ohr wird man ein fortwährendes, schwin- gendes Sausen hören, das nicht etwa von Ströh- mungen der Luft im Gehörgang herrührt, indem es nicht statt findet, wenn man statt des Fingers oder eines andern muskulösen Theils ein Stück Holz, Metall, Siegellack u. d. gl. in das Ohr bringt, hingegen zurückkehrt, sobald man einen sol- chen Körper, der jedoch fähig seyn muſs, in schwingende Bewegungen zu gerathen, mit dem Finger berührt. Nur dann hört man bey dem letztern Versuch auch ohne diese Berührung das Sausen, wenn man die Kinnladen fest zusammen- drückt. In diesem Fall aber empfindet man die Palpitationen der Kaumuskeln, die zum Hörner- ven durch die Kopfknochen fortgepflanzt werden. Diese Schwingungen sind freylich weit häufiger, als der Puls p). J. L. Roger q), der zuerst ihre wahre Ursache erkannte, so wie nach ihm Er- man r) und Wollaston s) glaubten deshalb den Reitz p) Wollaston schätzt ihre Zahl auf 20 bis 30 in einer Sekunde. (Philos. Transact. Y. 1810.) q) De perpetua fibrarum muscularium palpitatione. Got- tingae. 1760. r) Gilbert’s Annalen der Physik. J. 1812. St. 1. S. 1. s) A. a. O.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie05_1818
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie05_1818/274
Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 5. Göttingen, 1818, S. 262. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie05_1818/274>, abgerufen am 10.05.2024.