Versuchen aber gefriert selbst blosses Wasser in Haarröhren bey -- 7° R. noch nicht. Die vege- tabilischen Säfte sind auch, vorzüglich im Win- ter, weit weniger flüssig als das reine Wasser, und die atmosphärische Kälte wirkt nur nach und nach auf sie. Blagden's Erfahrungen beweisen, dass alles, was die Flüssigkeit des Wassers ver- mindert, den Gefrierpunkt desselben erniedrigt, und dass das Gefrieren langsamer bey allmähli- ger Zunahme, als bey plötzlichem Eintritt der Kälte erfolgt l). Auf die erste dieser Ursachen hat schon Strömerm), und auf die übrigen Sennebiern) aufmerksam gemacht. Auch hat dieser schon erinnert, dass krautartige Gewächse nicht immer durch das Gefrieren plötzlich ge- tödtet werden.
Manche andere Erscheinungen, die man sonst noch zum Beweise eines Vermögens der Pflan- zen, sich eine mittlere Temperatur zu erzeugen, angeführt hat, verdienen nach dem, was bisher über diesen Gegenstand gesagt ist, kaum noch einer Erwähnung. So hat man das Phänomen,
dass
l) Philos. Transact. Y. 1788. p. 277.
m) Abhandl, der Schwed. Akad. J. 1739 u. 1740. S. 116.
n) Journal de Physique. T. XL. p. 173. -- Physiol. ve- get. T. III. p. 316.
Versuchen aber gefriert selbst bloſses Wasser in Haarröhren bey — 7° R. noch nicht. Die vege- tabilischen Säfte sind auch, vorzüglich im Win- ter, weit weniger flüssig als das reine Wasser, und die atmosphärische Kälte wirkt nur nach und nach auf sie. Blagden’s Erfahrungen beweisen, daſs alles, was die Flüssigkeit des Wassers ver- mindert, den Gefrierpunkt desselben erniedrigt, und daſs das Gefrieren langsamer bey allmähli- ger Zunahme, als bey plötzlichem Eintritt der Kälte erfolgt l). Auf die erste dieser Ursachen hat schon Strömerm), und auf die übrigen Sennebiern) aufmerksam gemacht. Auch hat dieser schon erinnert, daſs krautartige Gewächse nicht immer durch das Gefrieren plötzlich ge- tödtet werden.
Manche andere Erscheinungen, die man sonst noch zum Beweise eines Vermögens der Pflan- zen, sich eine mittlere Temperatur zu erzeugen, angeführt hat, verdienen nach dem, was bisher über diesen Gegenstand gesagt ist, kaum noch einer Erwähnung. So hat man das Phänomen,
daſs
l) Philos. Transact. Y. 1788. p. 277.
m) Abhandl, der Schwed. Akad. J. 1739 u. 1740. S. 116.
n) Journal de Physique. T. XL. p. 173. — Physiol. vé- gét. T. III. p. 316.
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Versuchen aber gefriert selbst bloſses Wasser in
Haarröhren bey — 7° R. noch nicht. Die vege-
tabilischen Säfte sind auch, vorzüglich im Win-
ter, weit weniger flüssig als das reine Wasser,
und die atmosphärische Kälte wirkt nur nach und
nach auf sie. Blagden’s Erfahrungen beweisen,
daſs alles, was die Flüssigkeit des Wassers ver-
mindert, den Gefrierpunkt desselben erniedrigt,
und daſs das Gefrieren langsamer bey allmähli-
ger Zunahme, als bey plötzlichem Eintritt der
Kälte erfolgt l). Auf die erste dieser Ursachen
hat schon Strömer m), und auf die übrigen
Sennebier n) aufmerksam gemacht. Auch hat
dieser schon erinnert, daſs krautartige Gewächse
nicht immer durch das Gefrieren plötzlich ge-
tödtet werden.
Manche andere Erscheinungen, die man sonst
noch zum Beweise eines Vermögens der Pflan-
zen, sich eine mittlere Temperatur zu erzeugen,
angeführt hat, verdienen nach dem, was bisher
über diesen Gegenstand gesagt ist, kaum noch
einer Erwähnung. So hat man das Phänomen,
daſs
l) Philos. Transact. Y. 1788. p. 277.
m) Abhandl, der Schwed. Akad. J. 1739 u. 1740. S.
116.
n) Journal de Physique. T. XL. p. 173. — Physiol. vé-
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 5. Göttingen, 1818, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie05_1818/26>, abgerufen am 23.11.2024.
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