Zusammenziehen und Zittern nach mechanischen Reitzungen wahrgenommen zu haben.
Diese Erscheinungen wurden weiter von Smitha) untersucht, der sie aber mit Haller blos für Wirkungen der Elasticität erklärte. Die Staubfäden der Parietarien werden, seiner Mei- nung nach, durch die Kelchblätter in einer so ge- krümmten Lage erhalten, dass sobald der Kelch sich entfaltet, oder gewaltsam geöffnet wird, die elastischen Staubfäden aufspringen und ihren Saa- menstaub aufwerfen. Etwas Aehnliches bemerkte er an den Blumen der Medicago falcata.
Nasseb) schloss dagegen wieder aus Versu- chen, die er mit der Parietaria officinalis und Ur- tica dioica angestellt hatte, dass es bey diesen Pflan- zen eine lebendige Thätigkeit und nicht blosse Schnellkraft ist, was die Bewegung ihrer Staub- fäden, wodurch der Saamenstaub ausgeworfen wird, hervorbringt. Diese Bewegung erfolgte an- fangs immer häufiger in einer eingeschlossenen Luft, die eine Temperatur von 100° bis 180° R. hatte, als in der freyen Luft bey einer Wärme von 62° bis 63°. Bey längerer Dauer einer stär- kern Hitze gingen aber die Staubfäden, die ihren Staub nicht ausgeworfen hatten, in einen Zustand
von
a) Philos. Transact. Y. 1788. p. 158.
b)Reil's u. Autenrieth's Archiv f. d. Physiol. B. 12. S. 258.
Zusammenziehen und Zittern nach mechanischen Reitzungen wahrgenommen zu haben.
Diese Erscheinungen wurden weiter von Smitha) untersucht, der sie aber mit Haller blos für Wirkungen der Elasticität erklärte. Die Staubfäden der Parietarien werden, seiner Mei- nung nach, durch die Kelchblätter in einer so ge- krümmten Lage erhalten, daſs sobald der Kelch sich entfaltet, oder gewaltsam geöffnet wird, die elastischen Staubfäden aufspringen und ihren Saa- menstaub aufwerfen. Etwas Aehnliches bemerkte er an den Blumen der Medicago falcata.
Nasseb) schloſs dagegen wieder aus Versu- chen, die er mit der Parietaria officinalis und Ur- tica dioica angestellt hatte, daſs es bey diesen Pflan- zen eine lebendige Thätigkeit und nicht bloſse Schnellkraft ist, was die Bewegung ihrer Staub- fäden, wodurch der Saamenstaub ausgeworfen wird, hervorbringt. Diese Bewegung erfolgte an- fangs immer häufiger in einer eingeschlossenen Luft, die eine Temperatur von 100° bis 180° R. hatte, als in der freyen Luft bey einer Wärme von 62° bis 63°. Bey längerer Dauer einer stär- kern Hitze gingen aber die Staubfäden, die ihren Staub nicht ausgeworfen hatten, in einen Zustand
von
a) Philos. Transact. Y. 1788. p. 158.
b)Reil’s u. Autenrieth’s Archiv f. d. Physiol. B. 12. S. 258.
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Zusammenziehen und Zittern nach mechanischen
Reitzungen wahrgenommen zu haben.
Diese Erscheinungen wurden weiter von
Smith a) untersucht, der sie aber mit Haller
blos für Wirkungen der Elasticität erklärte. Die
Staubfäden der Parietarien werden, seiner Mei-
nung nach, durch die Kelchblätter in einer so ge-
krümmten Lage erhalten, daſs sobald der Kelch
sich entfaltet, oder gewaltsam geöffnet wird, die
elastischen Staubfäden aufspringen und ihren Saa-
menstaub aufwerfen. Etwas Aehnliches bemerkte
er an den Blumen der Medicago falcata.
Nasse b) schloſs dagegen wieder aus Versu-
chen, die er mit der Parietaria officinalis und Ur-
tica dioica angestellt hatte, daſs es bey diesen Pflan-
zen eine lebendige Thätigkeit und nicht bloſse
Schnellkraft ist, was die Bewegung ihrer Staub-
fäden, wodurch der Saamenstaub ausgeworfen
wird, hervorbringt. Diese Bewegung erfolgte an-
fangs immer häufiger in einer eingeschlossenen
Luft, die eine Temperatur von 100° bis 180° R.
hatte, als in der freyen Luft bey einer Wärme
von 62° bis 63°. Bey längerer Dauer einer stär-
kern Hitze gingen aber die Staubfäden, die ihren
Staub nicht ausgeworfen hatten, in einen Zustand
von
a) Philos. Transact. Y. 1788. p. 158.
b) Reil’s u. Autenrieth’s Archiv f. d. Physiol. B. 12.
S. 258.
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 5. Göttingen, 1818, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie05_1818/226>, abgerufen am 22.11.2024.
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