sowohl beym Lampenlicht, als in der Finsterniss, um die gewöhnliche Zeit; doch war das Schlie- ssen am Abend unter diesen Umständen nicht so vollständig wie in der freyen Luft. Zwey Pflan- zen der Mimosa pudica hingegen, die des Tages im Dunkeln gehalten, des Nachts aber erhellet wurden, veränderten die Stunde ihres Schlafs all- mählig so, dass sie sich am dritten Tag des Abends öffneten und des Morgens schlossen. In der freyen Luft nahmen sie ihr gewöhnliches Verhalten wie- der an.
An der Mimosa pudica hatte schon Hillh) bemerkt, dass sie sich um Mittag in den Zustand des Schlafs versetzen lässt, wenn man sie in die Dunkelheit bringt. Er fand auch, dass beym Abrus precatorius L. das Oeffnen und Schliessen der Blätter mit dem Grad des Lichts, dem die Pflanze ausgesetzt wird, in Verhältniss steht. Aber Decandolle's obige Versuche beweisen, dass er Unrecht hatte, aus diesen einzelnen Erfahrungen zu schliessen, das Licht müsste die allgemeine und einzige Ursache des Schlafs der Pflanzen seyn.
So wirken auch die Wärme und Kälte, die Feuchtigkeit und Trockenheit, vielleicht selbst die Elektricität der Luft auf die täglichen Bewegun-
gen
h) The sleep of plants. Lond. 1757.
N 3
sowohl beym Lampenlicht, als in der Finsterniſs, um die gewöhnliche Zeit; doch war das Schlie- ſsen am Abend unter diesen Umständen nicht so vollständig wie in der freyen Luft. Zwey Pflan- zen der Mimosa pudica hingegen, die des Tages im Dunkeln gehalten, des Nachts aber erhellet wurden, veränderten die Stunde ihres Schlafs all- mählig so, daſs sie sich am dritten Tag des Abends öffneten und des Morgens schlossen. In der freyen Luft nahmen sie ihr gewöhnliches Verhalten wie- der an.
An der Mimosa pudica hatte schon Hillh) bemerkt, daſs sie sich um Mittag in den Zustand des Schlafs versetzen läſst, wenn man sie in die Dunkelheit bringt. Er fand auch, daſs beym Abrus precatorius L. das Oeffnen und Schlieſsen der Blätter mit dem Grad des Lichts, dem die Pflanze ausgesetzt wird, in Verhältniſs steht. Aber Decandolle’s obige Versuche beweisen, daſs er Unrecht hatte, aus diesen einzelnen Erfahrungen zu schlieſsen, das Licht müſste die allgemeine und einzige Ursache des Schlafs der Pflanzen seyn.
So wirken auch die Wärme und Kälte, die Feuchtigkeit und Trockenheit, vielleicht selbst die Elektricität der Luft auf die täglichen Bewegun-
gen
h) The sleep of plants. Lond. 1757.
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[197/0209]
sowohl beym Lampenlicht, als in der Finsterniſs,
um die gewöhnliche Zeit; doch war das Schlie-
ſsen am Abend unter diesen Umständen nicht so
vollständig wie in der freyen Luft. Zwey Pflan-
zen der Mimosa pudica hingegen, die des Tages
im Dunkeln gehalten, des Nachts aber erhellet
wurden, veränderten die Stunde ihres Schlafs all-
mählig so, daſs sie sich am dritten Tag des Abends
öffneten und des Morgens schlossen. In der freyen
Luft nahmen sie ihr gewöhnliches Verhalten wie-
der an.
An der Mimosa pudica hatte schon Hill h)
bemerkt, daſs sie sich um Mittag in den Zustand
des Schlafs versetzen läſst, wenn man sie in die
Dunkelheit bringt. Er fand auch, daſs beym
Abrus precatorius L. das Oeffnen und Schlieſsen
der Blätter mit dem Grad des Lichts, dem die
Pflanze ausgesetzt wird, in Verhältniſs steht. Aber
Decandolle’s obige Versuche beweisen, daſs er
Unrecht hatte, aus diesen einzelnen Erfahrungen
zu schlieſsen, das Licht müſste die allgemeine
und einzige Ursache des Schlafs der Pflanzen
seyn.
So wirken auch die Wärme und Kälte, die
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 5. Göttingen, 1818, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie05_1818/209>, abgerufen am 22.11.2024.
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