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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 5. Göttingen, 1818.

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chen bestimmt. Diese sind den automatischen Be-
wegungen der Thiere ähnlich und verdienen hier
mit in Betrachtung gezogen zu werden.

Merkwürdige Beyspiele solcher Lebensäusse-
rungen, die blos Folgen des Wachsthums, dabey
aber mit deutlichen momentanen Bewegungen ver-
bunden sind, finden wir schon auf den untersten
Stufen der lebenden Natur unter den, von Vau-
cher
als ein eigenes Geschlecht mit dem Na-
men der Oscillatorien belegten Conferven. Das
Wachsthum der einfachen, geringelten Fäden der
Conferva limosa Dillw. ist so schnell, dass man
dasselbe unter dem Mikroskop beobachten kann.
Die Verlängerung ist am grössten bey einer Tem-
peratur von 9° R., wobey sie ohngefähr 3 Linien
in einer Nacht beträgt; unter und über dieser
Wärme nimmt sie ab p). Während derselben sieht
man an der Spitze jedes sich verlängernden Fa-
dens ein durchsichtiges Bläschen, welches gleich-
förmig und in gerader Richtung vorrückt, bis es
an die Stelle gelangt, wo sich ein neuer Ring
bildet. Hier bleibt es einen Augenblick stehen,
und rückt dann wieder gleichförmig bis zu einer
ähnlichen Gränze fort q). Dabey macht die Spitze
des Fadens von Zeit zu Zeit eine drehende Be-
wegung, bald zur Rechten, bald zur Linken, we-

durch
p) Adanson, Mem. de l'Acad, roy. des sc. de Paris.
A. 1767. p. 564.
q) Roth Catal. botan. Fasc. 3. p. 198.

chen bestimmt. Diese sind den automatischen Be-
wegungen der Thiere ähnlich und verdienen hier
mit in Betrachtung gezogen zu werden.

Merkwürdige Beyspiele solcher Lebensäuſse-
rungen, die blos Folgen des Wachsthums, dabey
aber mit deutlichen momentanen Bewegungen ver-
bunden sind, finden wir schon auf den untersten
Stufen der lebenden Natur unter den, von Vau-
cher
als ein eigenes Geschlecht mit dem Na-
men der Oscillatorien belegten Conferven. Das
Wachsthum der einfachen, geringelten Fäden der
Conferva limosa Dillw. ist so schnell, daſs man
dasselbe unter dem Mikroskop beobachten kann.
Die Verlängerung ist am gröſsten bey einer Tem-
peratur von 9° R., wobey sie ohngefähr 3 Linien
in einer Nacht beträgt; unter und über dieser
Wärme nimmt sie ab p). Während derselben sieht
man an der Spitze jedes sich verlängernden Fa-
dens ein durchsichtiges Bläschen, welches gleich-
förmig und in gerader Richtung vorrückt, bis es
an die Stelle gelangt, wo sich ein neuer Ring
bildet. Hier bleibt es einen Augenblick stehen,
und rückt dann wieder gleichförmig bis zu einer
ähnlichen Gränze fort q). Dabey macht die Spitze
des Fadens von Zeit zu Zeit eine drehende Be-
wegung, bald zur Rechten, bald zur Linken, we-

durch
p) Adanson, Mém. de l’Acad, roy. des sc. de Paris.
A. 1767. p. 564.
q) Roth Catal. botan. Fasc. 3. p. 198.
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[186/0198] chen bestimmt. Diese sind den automatischen Be- wegungen der Thiere ähnlich und verdienen hier mit in Betrachtung gezogen zu werden. Merkwürdige Beyspiele solcher Lebensäuſse- rungen, die blos Folgen des Wachsthums, dabey aber mit deutlichen momentanen Bewegungen ver- bunden sind, finden wir schon auf den untersten Stufen der lebenden Natur unter den, von Vau- cher als ein eigenes Geschlecht mit dem Na- men der Oscillatorien belegten Conferven. Das Wachsthum der einfachen, geringelten Fäden der Conferva limosa Dillw. ist so schnell, daſs man dasselbe unter dem Mikroskop beobachten kann. Die Verlängerung ist am gröſsten bey einer Tem- peratur von 9° R., wobey sie ohngefähr 3 Linien in einer Nacht beträgt; unter und über dieser Wärme nimmt sie ab p). Während derselben sieht man an der Spitze jedes sich verlängernden Fa- dens ein durchsichtiges Bläschen, welches gleich- förmig und in gerader Richtung vorrückt, bis es an die Stelle gelangt, wo sich ein neuer Ring bildet. Hier bleibt es einen Augenblick stehen, und rückt dann wieder gleichförmig bis zu einer ähnlichen Gränze fort q). Dabey macht die Spitze des Fadens von Zeit zu Zeit eine drehende Be- wegung, bald zur Rechten, bald zur Linken, we- durch p) Adanson, Mém. de l’Acad, roy. des sc. de Paris. A. 1767. p. 564. q) Roth Catal. botan. Fasc. 3. p. 198.

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 5. Göttingen, 1818, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie05_1818/198>, abgerufen am 04.05.2024.