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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 5. Göttingen, 1818.

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bemerkt, das in dem Zimmer, worin die Verbren-
nung vorfiel, kein Feuer gewesen wäre. Richtig
ist es hingegen

1) dass in den meisten Fällen nicht, wie bey
Bertholi und in dem von Scherf erzählten Fall,
blos die äussern Theile verbrannt wurden, son-
dern dass gewöhnlich vom ganzen Körper nur die
Hände, Füsse und einige Knochen übrig blieben;

2) dass man vor diesem gänzlichen Verbren-
nen kein Angstgeschrey hörte, dass also das Feuer
im Innern des Körpers entstanden seyn und äusserst
schnell sich verbreitet haben muss;

3) dass nicht selten das Feuer der ergriffenen
Theile durch aufgegossenes Wasser noch stärker
angefacht wurde;

4) dass das Feuer die dem brennenden Körper
nahen, zum Theil sehr brennbaren Gegenstände
meist sehr wenig beschädigte und oft ganz ver-
schonte;

5) dass nach dem Verbrennen des Körpers
eine fette, widrig riechende Asche und ein schmie-
riger, stinkender Rust zurückblieben.

Diese Umstände führen unmittelbar auf den
Schluss, dass Selbstentzündung eines im ganzen
Zellgewebe entbundenen und angehäuften phos-
phorhaltigen Wasserstoffgas die Ursache jener Ver-
brennungen ist. Bekanntlich hat das Phosphorgas

einen

bemerkt, das in dem Zimmer, worin die Verbren-
nung vorfiel, kein Feuer gewesen wäre. Richtig
ist es hingegen

1) daſs in den meisten Fällen nicht, wie bey
Bertholi und in dem von Scherf erzählten Fall,
blos die äuſsern Theile verbrannt wurden, son-
dern daſs gewöhnlich vom ganzen Körper nur die
Hände, Füſse und einige Knochen übrig blieben;

2) daſs man vor diesem gänzlichen Verbren-
nen kein Angstgeschrey hörte, daſs also das Feuer
im Innern des Körpers entstanden seyn und äuſserst
schnell sich verbreitet haben muſs;

3) daſs nicht selten das Feuer der ergriffenen
Theile durch aufgegossenes Wasser noch stärker
angefacht wurde;

4) daſs das Feuer die dem brennenden Körper
nahen, zum Theil sehr brennbaren Gegenstände
meist sehr wenig beschädigte und oft ganz ver-
schonte;

5) daſs nach dem Verbrennen des Körpers
eine fette, widrig riechende Asche und ein schmie-
riger, stinkender Rust zurückblieben.

Diese Umstände führen unmittelbar auf den
Schluſs, daſs Selbstentzündung eines im ganzen
Zellgewebe entbundenen und angehäuften phos-
phorhaltigen Wasserstoffgas die Ursache jener Ver-
brennungen ist. Bekanntlich hat das Phosphorgas

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[136/0148] bemerkt, das in dem Zimmer, worin die Verbren- nung vorfiel, kein Feuer gewesen wäre. Richtig ist es hingegen 1) daſs in den meisten Fällen nicht, wie bey Bertholi und in dem von Scherf erzählten Fall, blos die äuſsern Theile verbrannt wurden, son- dern daſs gewöhnlich vom ganzen Körper nur die Hände, Füſse und einige Knochen übrig blieben; 2) daſs man vor diesem gänzlichen Verbren- nen kein Angstgeschrey hörte, daſs also das Feuer im Innern des Körpers entstanden seyn und äuſserst schnell sich verbreitet haben muſs; 3) daſs nicht selten das Feuer der ergriffenen Theile durch aufgegossenes Wasser noch stärker angefacht wurde; 4) daſs das Feuer die dem brennenden Körper nahen, zum Theil sehr brennbaren Gegenstände meist sehr wenig beschädigte und oft ganz ver- schonte; 5) daſs nach dem Verbrennen des Körpers eine fette, widrig riechende Asche und ein schmie- riger, stinkender Rust zurückblieben. Diese Umstände führen unmittelbar auf den Schluſs, daſs Selbstentzündung eines im ganzen Zellgewebe entbundenen und angehäuften phos- phorhaltigen Wasserstoffgas die Ursache jener Ver- brennungen ist. Bekanntlich hat das Phosphorgas einen

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 5. Göttingen, 1818, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie05_1818/148>, abgerufen am 05.05.2024.