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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814.

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Eben solche Kügelchen, und die nehmliche
langsame, aber nicht zu verkennende Bewegung
derselben entdeckte ich in der bläulichen Flüssig-
keit, die sich aus den durchschnittenen Muskeln
der Weinbergschnecke ergiesst.

Die stärksten und schnellsten Bewegungen habe
ich an dem unmittelbar aus den Hoden genom-
menen, männlichen Saamen von Fröschen, die
ich während ihrer Begattung geöffnet hatte,
beobachtet. Ich sahe hier bey einer 300maligen,
einfachen Vergrösserung die ganze unter das Mi-
kroskop gebrachte Masse schnelle, wellenförmige
Bewegungen machen, die offenbar ganz unabhän-
gig von den Bewegungen der Saamenthiere waren.
Wie diese Erscheinung an einer Flüssigkeit, die
doch häufig genug mikroskopisch untersucht ist,
bisher unbeachtet hat bleiben können, weiss ich
mir nicht anders als unter den Voraussetzungen
zu erklären, dass man über die Betrachtung der
Saamenthiere alles Andere übersehen hat; oder
dass man nie den Saamen brünstiger Thiere beob-
achtete; oder auch, dass man ihn nicht schnell
genug, nachdem er aus den Hoden genommen
war, unter das Vergrösserungsglas brachte. Leeu-
wenhoek
c) ist der einzige Beobachter, der dieses
Phänomen an dem Saamen eines Hahns, den er

eine
c) Anatomia, seu interiora rerum cum animat. tum
inanimatarum etc. p. 5, 6.

Eben solche Kügelchen, und die nehmliche
langsame, aber nicht zu verkennende Bewegung
derselben entdeckte ich in der bläulichen Flüssig-
keit, die sich aus den durchschnittenen Muskeln
der Weinbergschnecke ergieſst.

Die stärksten und schnellsten Bewegungen habe
ich an dem unmittelbar aus den Hoden genom-
menen, männlichen Saamen von Fröschen, die
ich während ihrer Begattung geöffnet hatte,
beobachtet. Ich sahe hier bey einer 300maligen,
einfachen Vergröſserung die ganze unter das Mi-
kroskop gebrachte Masse schnelle, wellenförmige
Bewegungen machen, die offenbar ganz unabhän-
gig von den Bewegungen der Saamenthiere waren.
Wie diese Erscheinung an einer Flüssigkeit, die
doch häufig genug mikroskopisch untersucht ist,
bisher unbeachtet hat bleiben können, weiſs ich
mir nicht anders als unter den Voraussetzungen
zu erklären, daſs man über die Betrachtung der
Saamenthiere alles Andere übersehen hat; oder
daſs man nie den Saamen brünstiger Thiere beob-
achtete; oder auch, daſs man ihn nicht schnell
genug, nachdem er aus den Hoden genommen
war, unter das Vergröſserungsglas brachte. Leeu-
wenhoek
c) ist der einzige Beobachter, der dieses
Phänomen an dem Saamen eines Hahns, den er

eine
c) Anatomia, seu interiora rerum cum animat. tum
inanimatarum etc. p. 5, 6.
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[658/0674] Eben solche Kügelchen, und die nehmliche langsame, aber nicht zu verkennende Bewegung derselben entdeckte ich in der bläulichen Flüssig- keit, die sich aus den durchschnittenen Muskeln der Weinbergschnecke ergieſst. Die stärksten und schnellsten Bewegungen habe ich an dem unmittelbar aus den Hoden genom- menen, männlichen Saamen von Fröschen, die ich während ihrer Begattung geöffnet hatte, beobachtet. Ich sahe hier bey einer 300maligen, einfachen Vergröſserung die ganze unter das Mi- kroskop gebrachte Masse schnelle, wellenförmige Bewegungen machen, die offenbar ganz unabhän- gig von den Bewegungen der Saamenthiere waren. Wie diese Erscheinung an einer Flüssigkeit, die doch häufig genug mikroskopisch untersucht ist, bisher unbeachtet hat bleiben können, weiſs ich mir nicht anders als unter den Voraussetzungen zu erklären, daſs man über die Betrachtung der Saamenthiere alles Andere übersehen hat; oder daſs man nie den Saamen brünstiger Thiere beob- achtete; oder auch, daſs man ihn nicht schnell genug, nachdem er aus den Hoden genommen war, unter das Vergröſserungsglas brachte. Leeu- wenhoek c) ist der einzige Beobachter, der dieses Phänomen an dem Saamen eines Hahns, den er eine c) Anatomia, seu interiora rerum cum animat. tum inanimatarum etc. p. 5, 6.

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 658. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/674>, abgerufen am 22.11.2024.