schen Nerven augenblicklich aufhörte, war anfangs in den Vorderfüssen nicht einmal eine bedeutende Abnahme der Geschwindigkeit desselben zu bemer- ken. Selbst gänzliche Zerstörung des Rückenmarks hob diese Funktionen nicht auf (Vers. 1, 2.). Nur wenn das Gehirn nebst dem obern Ende des Rücken- marks völlig zerstört war, kamen das Athemho- len und der Blutumlauf zum Stillstand (Vers. 1, 3, 7.). Das Herz fuhr aber auch in diesem Falle fort zu pulsiren (Vers. 1, 3.).
3. Haller's Lehre, dass der Schlag des Herzens in keiner unmittelbaren Abhängigkeit von dem Ein- fluss des Nervensystems steht, ist also unwiderlegt. Unrichtig ist aber die Meinung Haller's, dass blos dieser Schlag den Kreislauf bewirkt; denn wie hätte in den obigen Versuchen die blosse Durchschneidung der ischiadischen Nerven den Stillstand, oder wenigstens die Abnahme der Be- wegung des Bluts in den hintern Extremitäten bey der Fortdauer des Kreislaufs im übrigen Kör- per zur Folge haben können, wenn diese Meinung gegründet wäre?
4. Alle obige Erfahrungen finden nur eine be- friedigende Erklärung in der Voraussetzung, dass der Blutumlauf von einer eigenen bewegenden Kraft des Bluts entsteht, welche von dem Athem- holen und dem Einfluss des Nervensystems ab- hängig ist, und deren Wirkungen durch die Zu-
sammen-
schen Nerven augenblicklich aufhörte, war anfangs in den Vorderfüſsen nicht einmal eine bedeutende Abnahme der Geschwindigkeit desselben zu bemer- ken. Selbst gänzliche Zerstörung des Rückenmarks hob diese Funktionen nicht auf (Vers. 1, 2.). Nur wenn das Gehirn nebst dem obern Ende des Rücken- marks völlig zerstört war, kamen das Athemho- len und der Blutumlauf zum Stillstand (Vers. 1, 3, 7.). Das Herz fuhr aber auch in diesem Falle fort zu pulsiren (Vers. 1, 3.).
3. Haller’s Lehre, daſs der Schlag des Herzens in keiner unmittelbaren Abhängigkeit von dem Ein- fluſs des Nervensystems steht, ist also unwiderlegt. Unrichtig ist aber die Meinung Haller’s, daſs blos dieser Schlag den Kreislauf bewirkt; denn wie hätte in den obigen Versuchen die bloſse Durchschneidung der ischiadischen Nerven den Stillstand, oder wenigstens die Abnahme der Be- wegung des Bluts in den hintern Extremitäten bey der Fortdauer des Kreislaufs im übrigen Kör- per zur Folge haben können, wenn diese Meinung gegründet wäre?
4. Alle obige Erfahrungen finden nur eine be- friedigende Erklärung in der Voraussetzung, daſs der Blutumlauf von einer eigenen bewegenden Kraft des Bluts entsteht, welche von dem Athem- holen und dem Einfluſs des Nervensystems ab- hängig ist, und deren Wirkungen durch die Zu-
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schen Nerven augenblicklich aufhörte, war anfangs
in den Vorderfüſsen nicht einmal eine bedeutende
Abnahme der Geschwindigkeit desselben zu bemer-
ken. Selbst gänzliche Zerstörung des Rückenmarks
hob diese Funktionen nicht auf (Vers. 1, 2.). Nur
wenn das Gehirn nebst dem obern Ende des Rücken-
marks völlig zerstört war, kamen das Athemho-
len und der Blutumlauf zum Stillstand (Vers. 1,
3, 7.). Das Herz fuhr aber auch in diesem Falle
fort zu pulsiren (Vers. 1, 3.).
3. Haller’s Lehre, daſs der Schlag des Herzens
in keiner unmittelbaren Abhängigkeit von dem Ein-
fluſs des Nervensystems steht, ist also unwiderlegt.
Unrichtig ist aber die Meinung Haller’s, daſs
blos dieser Schlag den Kreislauf bewirkt; denn
wie hätte in den obigen Versuchen die bloſse
Durchschneidung der ischiadischen Nerven den
Stillstand, oder wenigstens die Abnahme der Be-
wegung des Bluts in den hintern Extremitäten
bey der Fortdauer des Kreislaufs im übrigen Kör-
per zur Folge haben können, wenn diese Meinung
gegründet wäre?
4. Alle obige Erfahrungen finden nur eine be-
friedigende Erklärung in der Voraussetzung, daſs
der Blutumlauf von einer eigenen bewegenden
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holen und dem Einfluſs des Nervensystems ab-
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 653. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/669>, abgerufen am 09.11.2024.
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