Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

der Wärme und anderer wechselnden Einflüsse
abhängen. Im Thierreiche aber sind sie unver-
änderlich, und hier äussert sich die vitale Bewe-
gung der Flüssigkeiten vorzüglich an dem Umlauf
des Bluts. Aeussere mechanische Einwirkungen,
besonders die Zusammenziehungen des Herzens,
unterstützen den letztern, sind aber keinesweges
die einzigen Triebfedern desselben. Durch blosse
mechanische Kräfte werden nur auszuleerende Ma-
terien, die keine Vitalität und keine eigenthüm-
liche Bewegung haben, z. B. der Harn und die
Exkremente des Darmcanals, fortbewegt.

8. Wie die belebten Flüssigkeiten vermöge ei-
ner innern Kraft sich fortbewegen, so gehen sie
auch auf ihrem Wege vermöge eben dieses innern
Princips in verschiedenartige Materien über. Es
ist nicht eine durch den Zusatz anderer Stoffe
aufgeregte Wahlverwandtschaft, was das Blut in
Speichel, Galle, Saamen u. s. w. verwandelt;
denn was giebt es in den Speicheldrüsen, der
Leber u. s. w., das die Bestandtheile des Speichels,
der Galle u. s. w. anzieht und die übrigen zurück-
stösst? Es geht bey jener Verwandlung mit dem
Blut etwas Aehnliches vor, wie mit dem Licht
bey der Spaltung desselben im Prisma.

9. Die Thätigkeit jenes innern Princips ist bey
den Pflanzen abhängig, bey den Thieren hingegen
unabhängig von der Einwirkung des Lichts. Bey

den

der Wärme und anderer wechselnden Einflüsse
abhängen. Im Thierreiche aber sind sie unver-
änderlich, und hier äussert sich die vitale Bewe-
gung der Flüssigkeiten vorzüglich an dem Umlauf
des Bluts. Aeussere mechanische Einwirkungen,
besonders die Zusammenziehungen des Herzens,
unterstützen den letztern, sind aber keinesweges
die einzigen Triebfedern desselben. Durch bloſse
mechanische Kräfte werden nur auszuleerende Ma-
terien, die keine Vitalität und keine eigenthüm-
liche Bewegung haben, z. B. der Harn und die
Exkremente des Darmcanals, fortbewegt.

8. Wie die belebten Flüssigkeiten vermöge ei-
ner innern Kraft sich fortbewegen, so gehen sie
auch auf ihrem Wege vermöge eben dieses innern
Princips in verschiedenartige Materien über. Es
ist nicht eine durch den Zusatz anderer Stoffe
aufgeregte Wahlverwandtschaft, was das Blut in
Speichel, Galle, Saamen u. s. w. verwandelt;
denn was giebt es in den Speicheldrüsen, der
Leber u. s. w., das die Bestandtheile des Speichels,
der Galle u. s. w. anzieht und die übrigen zurück-
stöſst? Es geht bey jener Verwandlung mit dem
Blut etwas Aehnliches vor, wie mit dem Licht
bey der Spaltung desselben im Prisma.

9. Die Thätigkeit jenes innern Princips ist bey
den Pflanzen abhängig, bey den Thieren hingegen
unabhängig von der Einwirkung des Lichts. Bey

den
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0654" n="638"/>
der Wärme und anderer wechselnden Einflüsse<lb/>
abhängen. Im Thierreiche aber sind sie unver-<lb/>
änderlich, und hier äussert sich die vitale Bewe-<lb/>
gung der Flüssigkeiten vorzüglich an dem Umlauf<lb/>
des Bluts. Aeussere mechanische Einwirkungen,<lb/>
besonders die Zusammenziehungen des Herzens,<lb/>
unterstützen den letztern, sind aber keinesweges<lb/>
die einzigen Triebfedern desselben. Durch blo&#x017F;se<lb/>
mechanische Kräfte werden nur auszuleerende Ma-<lb/>
terien, die keine Vitalität und keine eigenthüm-<lb/>
liche Bewegung haben, z. B. der Harn und die<lb/>
Exkremente des Darmcanals, fortbewegt.</p><lb/>
            <p>8. Wie die belebten Flüssigkeiten vermöge ei-<lb/>
ner innern Kraft sich fortbewegen, so gehen sie<lb/>
auch auf ihrem Wege vermöge eben dieses innern<lb/>
Princips in verschiedenartige Materien über. Es<lb/>
ist nicht eine durch den Zusatz anderer Stoffe<lb/>
aufgeregte Wahlverwandtschaft, was das Blut in<lb/>
Speichel, Galle, Saamen u. s. w. verwandelt;<lb/>
denn was giebt es in den Speicheldrüsen, der<lb/>
Leber u. s. w., das die Bestandtheile des Speichels,<lb/>
der Galle u. s. w. anzieht und die übrigen zurück-<lb/>
stö&#x017F;st? Es geht bey jener Verwandlung mit dem<lb/>
Blut etwas Aehnliches vor, wie mit dem Licht<lb/>
bey der Spaltung desselben im Prisma.</p><lb/>
            <p>9. Die Thätigkeit jenes innern Princips ist bey<lb/>
den Pflanzen abhängig, bey den Thieren hingegen<lb/>
unabhängig von der Einwirkung des Lichts. Bey<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">den</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[638/0654] der Wärme und anderer wechselnden Einflüsse abhängen. Im Thierreiche aber sind sie unver- änderlich, und hier äussert sich die vitale Bewe- gung der Flüssigkeiten vorzüglich an dem Umlauf des Bluts. Aeussere mechanische Einwirkungen, besonders die Zusammenziehungen des Herzens, unterstützen den letztern, sind aber keinesweges die einzigen Triebfedern desselben. Durch bloſse mechanische Kräfte werden nur auszuleerende Ma- terien, die keine Vitalität und keine eigenthüm- liche Bewegung haben, z. B. der Harn und die Exkremente des Darmcanals, fortbewegt. 8. Wie die belebten Flüssigkeiten vermöge ei- ner innern Kraft sich fortbewegen, so gehen sie auch auf ihrem Wege vermöge eben dieses innern Princips in verschiedenartige Materien über. Es ist nicht eine durch den Zusatz anderer Stoffe aufgeregte Wahlverwandtschaft, was das Blut in Speichel, Galle, Saamen u. s. w. verwandelt; denn was giebt es in den Speicheldrüsen, der Leber u. s. w., das die Bestandtheile des Speichels, der Galle u. s. w. anzieht und die übrigen zurück- stöſst? Es geht bey jener Verwandlung mit dem Blut etwas Aehnliches vor, wie mit dem Licht bey der Spaltung desselben im Prisma. 9. Die Thätigkeit jenes innern Princips ist bey den Pflanzen abhängig, bey den Thieren hingegen unabhängig von der Einwirkung des Lichts. Bey den

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/654
Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 638. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/654>, abgerufen am 25.11.2024.