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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814.

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aber durch Beymischung fremdartiger Substanzen
die Beschaffenheit des Gallenstoffs modifizirt wird,
erhellet aus dem verschiedenen Verhalten dieses
Stoffs und der Gallensteine, die eine Verbindung
desselben mit verschiedenen Neutral- und Mittel-
salzen sind, gegen Auflösungsmittel d).

2. Lässt man Urin, welcher eingedickt und von
dem krystallinischen Niederschlag abgegossen ist,
mit etwas Schwefelsäure aufkochen, so entbindet
sich essigte Säure, und es schlägt sich der Harn-
stoff nicht als eine krystallinische Masse, sondern
als ein Harz nieder, welches in Alcohol, und
auch einigermassen in Wasser auflöslich ist.
Schon Proust e) bemerkte dieses Harz und die
Aehnlichkeit desselben mit dem Gallenharz, wo-
von er es blos in zufälligen Beymischungen für
verschieden hält.

3. Wir haben im vorigen §. gesehen, dass die
Benzoesäure eine Begleiterin der dem Gallenharze
ähnlichen Substanzen ist, und dass die Harnsäure
von ihr eine Modifikation zu seyn scheint. Eine
dieser beyden Säuren ist aber gewöhnlich zugegen,
wo der Harnstoff vorhanden ist. Der Cameelharn,
der keine Harnsäure enthält, hat dagegen neben
der Benzoesäure und dem Harnstoff noch ein

riechen-
d) M. vergl. Fourcroy's Abh. Ann. de Chimie. T. 7.
p. 146.
e) Ann. de Chimie. T. 26. p. 258.

aber durch Beymischung fremdartiger Substanzen
die Beschaffenheit des Gallenstoffs modifizirt wird,
erhellet aus dem verschiedenen Verhalten dieses
Stoffs und der Gallensteine, die eine Verbindung
desselben mit verschiedenen Neutral- und Mittel-
salzen sind, gegen Auflösungsmittel d).

2. Läſst man Urin, welcher eingedickt und von
dem krystallinischen Niederschlag abgegossen ist,
mit etwas Schwefelsäure aufkochen, so entbindet
sich essigte Säure, und es schlägt sich der Harn-
stoff nicht als eine krystallinische Masse, sondern
als ein Harz nieder, welches in Alcohol, und
auch einigermaſsen in Wasser auflöslich ist.
Schon Proust e) bemerkte dieses Harz und die
Aehnlichkeit desselben mit dem Gallenharz, wo-
von er es blos in zufälligen Beymischungen für
verschieden hält.

3. Wir haben im vorigen §. gesehen, daſs die
Benzoesäure eine Begleiterin der dem Gallenharze
ähnlichen Substanzen ist, und daſs die Harnsäure
von ihr eine Modifikation zu seyn scheint. Eine
dieser beyden Säuren ist aber gewöhnlich zugegen,
wo der Harnstoff vorhanden ist. Der Cameelharn,
der keine Harnsäure enthält, hat dagegen neben
der Benzoesäure und dem Harnstoff noch ein

riechen-
d) M. vergl. Fourcroy’s Abh. Ann. de Chimie. T. 7.
p. 146.
e) Ann. de Chimie. T. 26. p. 258.
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[608/0624] aber durch Beymischung fremdartiger Substanzen die Beschaffenheit des Gallenstoffs modifizirt wird, erhellet aus dem verschiedenen Verhalten dieses Stoffs und der Gallensteine, die eine Verbindung desselben mit verschiedenen Neutral- und Mittel- salzen sind, gegen Auflösungsmittel d). 2. Läſst man Urin, welcher eingedickt und von dem krystallinischen Niederschlag abgegossen ist, mit etwas Schwefelsäure aufkochen, so entbindet sich essigte Säure, und es schlägt sich der Harn- stoff nicht als eine krystallinische Masse, sondern als ein Harz nieder, welches in Alcohol, und auch einigermaſsen in Wasser auflöslich ist. Schon Proust e) bemerkte dieses Harz und die Aehnlichkeit desselben mit dem Gallenharz, wo- von er es blos in zufälligen Beymischungen für verschieden hält. 3. Wir haben im vorigen §. gesehen, daſs die Benzoesäure eine Begleiterin der dem Gallenharze ähnlichen Substanzen ist, und daſs die Harnsäure von ihr eine Modifikation zu seyn scheint. Eine dieser beyden Säuren ist aber gewöhnlich zugegen, wo der Harnstoff vorhanden ist. Der Cameelharn, der keine Harnsäure enthält, hat dagegen neben der Benzoesäure und dem Harnstoff noch ein riechen- d) M. vergl. Fourcroy’s Abh. Ann. de Chimie. T. 7. p. 146. e) Ann. de Chimie. T. 26. p. 258.

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 608. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/624>, abgerufen am 18.05.2024.