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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814.

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Harnstoff fault sehr leicht, und verwandelt sich
dabey in Essigsäure, Kohlensäure und Ammonium.
Bey einer höhern Temperatur geht er in Harn-
säure, kohlensaures Ammonium und ein braunes
Oel über. Mit der Salpetersäure bildet er ein fast
unauflösliches, leicht krystallisirbares Salz, das
beym Erwärmen roth wird und wie Oel schmilzt.
Seine Grundstoffe sind: Stickstoff, Wasserstoff,
Kohlenstoff und Sauerstoff. Ausserdem liefert er
bey der Destillation Benzoesäure, salzsaures Am-
monium, und etwas salzsaures Natrum b).

Ich glaube nicht, dass dieser Harnstoff so,
wie ich ihn nach Fourcroy's und Vauquelin's
Versuchen geschildert habe, ein Bestandtheil des
Urins ist. Ich halte ihn für eine Verbindung
einer dem Gallenharze ähnlichen Substanz mit
mehrern, dem Urin eigenen Salzen, welche ihm
die Eigenschaft zu krystallisiren mittheilen, und
zwar aus folgenden Gründen.

1. Nach Berzelius's sehr zuverlässigen Erfah-
rungen c) ist der Harnstoff mit Milchsäure und
mehrern andern Salzen des Urins verbunden, und
diese hängen ihm so fest an, dass sie nur durch
Glühen davon getrennt werden können. Wie sehr

aber
b) Fourcroy u. Vauquelin, Ann. de Chimie. T. 31.
p. 48. T. 32. p. 80. 113. -- Annales du Mus. d'Hist.
nat. T. XI. p. 226.
c) A. a. O. B. 9. S. 587.

Harnstoff fault sehr leicht, und verwandelt sich
dabey in Essigsäure, Kohlensäure und Ammonium.
Bey einer höhern Temperatur geht er in Harn-
säure, kohlensaures Ammonium und ein braunes
Oel über. Mit der Salpetersäure bildet er ein fast
unauflösliches, leicht krystallisirbares Salz, das
beym Erwärmen roth wird und wie Oel schmilzt.
Seine Grundstoffe sind: Stickstoff, Wasserstoff,
Kohlenstoff und Sauerstoff. Ausserdem liefert er
bey der Destillation Benzoesäure, salzsaures Am-
monium, und etwas salzsaures Natrum b).

Ich glaube nicht, daſs dieser Harnstoff so,
wie ich ihn nach Fourcroy’s und Vauquelin’s
Versuchen geschildert habe, ein Bestandtheil des
Urins ist. Ich halte ihn für eine Verbindung
einer dem Gallenharze ähnlichen Substanz mit
mehrern, dem Urin eigenen Salzen, welche ihm
die Eigenschaft zu krystallisiren mittheilen, und
zwar aus folgenden Gründen.

1. Nach Berzelius’s sehr zuverlässigen Erfah-
rungen c) ist der Harnstoff mit Milchsäure und
mehrern andern Salzen des Urins verbunden, und
diese hängen ihm so fest an, daſs sie nur durch
Glühen davon getrennt werden können. Wie sehr

aber
b) Fourcroy u. Vauquelin, Ann. de Chimie. T. 31.
p. 48. T. 32. p. 80. 113. — Annales du Mus. d’Hist.
nat. T. XI. p. 226.
c) A. a. O. B. 9. S. 587.
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[607/0623] Harnstoff fault sehr leicht, und verwandelt sich dabey in Essigsäure, Kohlensäure und Ammonium. Bey einer höhern Temperatur geht er in Harn- säure, kohlensaures Ammonium und ein braunes Oel über. Mit der Salpetersäure bildet er ein fast unauflösliches, leicht krystallisirbares Salz, das beym Erwärmen roth wird und wie Oel schmilzt. Seine Grundstoffe sind: Stickstoff, Wasserstoff, Kohlenstoff und Sauerstoff. Ausserdem liefert er bey der Destillation Benzoesäure, salzsaures Am- monium, und etwas salzsaures Natrum b). Ich glaube nicht, daſs dieser Harnstoff so, wie ich ihn nach Fourcroy’s und Vauquelin’s Versuchen geschildert habe, ein Bestandtheil des Urins ist. Ich halte ihn für eine Verbindung einer dem Gallenharze ähnlichen Substanz mit mehrern, dem Urin eigenen Salzen, welche ihm die Eigenschaft zu krystallisiren mittheilen, und zwar aus folgenden Gründen. 1. Nach Berzelius’s sehr zuverlässigen Erfah- rungen c) ist der Harnstoff mit Milchsäure und mehrern andern Salzen des Urins verbunden, und diese hängen ihm so fest an, daſs sie nur durch Glühen davon getrennt werden können. Wie sehr aber b) Fourcroy u. Vauquelin, Ann. de Chimie. T. 31. p. 48. T. 32. p. 80. 113. — Annales du Mus. d’Hist. nat. T. XI. p. 226. c) A. a. O. B. 9. S. 587.

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 607. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/623>, abgerufen am 22.11.2024.