Nach Gärtner's Versuchen scheint bey dem Menschen mit dem Alter die Quantität der Phos- phorsäure und der Harnsäure, und zugleich der Grad ihrer Oxydirung zuzunehmen. Die Quanti- tät der Harnsäure nimmt ab bey verletzter Ver- dauung. In der Kindheit und gegen die Periode der Mannbarkeit wird die Phosphorsäure und die Kalkerde in grösserer Quantität ausgeschieden, als zu der Zeit, wo das Wachsthum aufhört. Durch- fälle und Schweisse vermindern sehr den Gehalt des Urins sowohl an Phosphorsäure, als an Harn- säure. Während starker Anstrengungen des Kör- pers pflegt die Phosphorsäure in geringerer Quan- tität, nach derselben aber in grösserer Menge zu- gegen zu seyn. Ein ruhiger Schlaf vermehrt beyde Arten von Säure. Die Phosphorsäure wird durch Fleischspeise vermehrt. Bey Menschen, Katzen und Hunden ist bey vegetabilischer Kost am wenigsten, bey gemischter Nahrung mehr, und bey Fleischdiät am meisten von dieser Säure im Urin enthalten. Die Harnsäure findet sich bey Menschen in grosser Menge bey gemischter Nahrung, weniger bey Fleischspeisen, und am wenigsten bey blosser Pflanzenkost.
Diese von Gärtner aufgestellten Sätze ver- dienen Aufmerksamkeit, jedoch ohne neue Versu- che nicht unbedingten Glauben. Gärtner kannte die Milchsäure im Harn noch nicht, und nahm
alle
Nach Gärtner’s Versuchen scheint bey dem Menschen mit dem Alter die Quantität der Phos- phorsäure und der Harnsäure, und zugleich der Grad ihrer Oxydirung zuzunehmen. Die Quanti- tät der Harnsäure nimmt ab bey verletzter Ver- dauung. In der Kindheit und gegen die Periode der Mannbarkeit wird die Phosphorsäure und die Kalkerde in gröſserer Quantität ausgeschieden, als zu der Zeit, wo das Wachsthum aufhört. Durch- fälle und Schweisse vermindern sehr den Gehalt des Urins sowohl an Phosphorsäure, als an Harn- säure. Während starker Anstrengungen des Kör- pers pflegt die Phosphorsäure in geringerer Quan- tität, nach derselben aber in gröſserer Menge zu- gegen zu seyn. Ein ruhiger Schlaf vermehrt beyde Arten von Säure. Die Phosphorsäure wird durch Fleischspeise vermehrt. Bey Menschen, Katzen und Hunden ist bey vegetabilischer Kost am wenigsten, bey gemischter Nahrung mehr, und bey Fleischdiät am meisten von dieser Säure im Urin enthalten. Die Harnsäure findet sich bey Menschen in groſser Menge bey gemischter Nahrung, weniger bey Fleischspeisen, und am wenigsten bey bloſser Pflanzenkost.
Diese von Gärtner aufgestellten Sätze ver- dienen Aufmerksamkeit, jedoch ohne neue Versu- che nicht unbedingten Glauben. Gärtner kannte die Milchsäure im Harn noch nicht, und nahm
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Nach Gärtner’s Versuchen scheint bey dem
Menschen mit dem Alter die Quantität der Phos-
phorsäure und der Harnsäure, und zugleich der
Grad ihrer Oxydirung zuzunehmen. Die Quanti-
tät der Harnsäure nimmt ab bey verletzter Ver-
dauung. In der Kindheit und gegen die Periode
der Mannbarkeit wird die Phosphorsäure und die
Kalkerde in gröſserer Quantität ausgeschieden, als
zu der Zeit, wo das Wachsthum aufhört. Durch-
fälle und Schweisse vermindern sehr den Gehalt
des Urins sowohl an Phosphorsäure, als an Harn-
säure. Während starker Anstrengungen des Kör-
pers pflegt die Phosphorsäure in geringerer Quan-
tität, nach derselben aber in gröſserer Menge zu-
gegen zu seyn. Ein ruhiger Schlaf vermehrt beyde
Arten von Säure. Die Phosphorsäure wird durch
Fleischspeise vermehrt. Bey Menschen, Katzen und
Hunden ist bey vegetabilischer Kost am wenigsten,
bey gemischter Nahrung mehr, und bey Fleischdiät
am meisten von dieser Säure im Urin enthalten.
Die Harnsäure findet sich bey Menschen in groſser
Menge bey gemischter Nahrung, weniger bey
Fleischspeisen, und am wenigsten bey bloſser
Pflanzenkost.
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che nicht unbedingten Glauben. Gärtner kannte
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 605. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/621>, abgerufen am 22.11.2024.
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