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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814.

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ist sie grösser als bey den Säugthieren; noch grö-
sser ist sie bey den Amphibien und Fischen; bey
den Mollusken umgiebt sie den grössten Theil
der Verdauungsorgane. Die drey letztern Thier-
classen sind grösstentheils Wasserthiere. Der Foe-
tus, ebenfalls ein Wasserthier, hat auch eine ver-
hältnissmässig weit grössere Leber als das erwach-
sene Thier. Man hat aus diesen Thatsachen ge-
schlossen, dass das Leben im Wasser einen Ein-
fluss auf die Vergrösserung der Leber hätte. Ich
selber habe diese Meinung ehedem für wahrschein-
lich gehalten w). Allein ich glaube nicht mehr,
dass dieselbe richtig ist. Schon der Umstand,
dass die Vögel überhaupt eine grössere Leber als
die Säugthiere haben, lässt sich aus ihr nicht er-
klären. Dann aber zeichnen sich unter den Vö-
geln nicht etwa die Wasservögel, sondern die zah-
men Vögel durch eine vorzüglich grosse Leber
aus x). Auch haben unter den Mollusken die
auf dem Trocknen lebenden Wegschnecken eine,
wo nicht grössere, doch eben so grosse Leber,
als die sich im Wasser aufhaltenden Thiere dieser
Classe, und bey den Insekten sind die Gallenge-
fässe der Dytisken und anderer Bewohner des
Wassers nicht grösser als die der übrigen Arten.

Rich-
w) Biol. Bd. 2. S. 170.
x) B. Robinson on the food and discharges of human
bodies. p. 97.
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ist sie gröſser als bey den Säugthieren; noch grö-
ſser ist sie bey den Amphibien und Fischen; bey
den Mollusken umgiebt sie den gröſsten Theil
der Verdauungsorgane. Die drey letztern Thier-
classen sind gröſstentheils Wasserthiere. Der Foe-
tus, ebenfalls ein Wasserthier, hat auch eine ver-
hältniſsmäſsig weit gröſsere Leber als das erwach-
sene Thier. Man hat aus diesen Thatsachen ge-
schlossen, daſs das Leben im Wasser einen Ein-
fluſs auf die Vergröſserung der Leber hätte. Ich
selber habe diese Meinung ehedem für wahrschein-
lich gehalten w). Allein ich glaube nicht mehr,
daſs dieselbe richtig ist. Schon der Umstand,
daſs die Vögel überhaupt eine gröſsere Leber als
die Säugthiere haben, läſst sich aus ihr nicht er-
klären. Dann aber zeichnen sich unter den Vö-
geln nicht etwa die Wasservögel, sondern die zah-
men Vögel durch eine vorzüglich groſse Leber
aus x). Auch haben unter den Mollusken die
auf dem Trocknen lebenden Wegschnecken eine,
wo nicht gröſsere, doch eben so groſse Leber,
als die sich im Wasser aufhaltenden Thiere dieser
Classe, und bey den Insekten sind die Gallenge-
fäſse der Dytisken und anderer Bewohner des
Wassers nicht gröſser als die der übrigen Arten.

Rich-
w) Biol. Bd. 2. S. 170.
x) B. Robinson on the food and discharges of human
bodies. p. 97.
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[419/0435] ist sie gröſser als bey den Säugthieren; noch grö- ſser ist sie bey den Amphibien und Fischen; bey den Mollusken umgiebt sie den gröſsten Theil der Verdauungsorgane. Die drey letztern Thier- classen sind gröſstentheils Wasserthiere. Der Foe- tus, ebenfalls ein Wasserthier, hat auch eine ver- hältniſsmäſsig weit gröſsere Leber als das erwach- sene Thier. Man hat aus diesen Thatsachen ge- schlossen, daſs das Leben im Wasser einen Ein- fluſs auf die Vergröſserung der Leber hätte. Ich selber habe diese Meinung ehedem für wahrschein- lich gehalten w). Allein ich glaube nicht mehr, daſs dieselbe richtig ist. Schon der Umstand, daſs die Vögel überhaupt eine gröſsere Leber als die Säugthiere haben, läſst sich aus ihr nicht er- klären. Dann aber zeichnen sich unter den Vö- geln nicht etwa die Wasservögel, sondern die zah- men Vögel durch eine vorzüglich groſse Leber aus x). Auch haben unter den Mollusken die auf dem Trocknen lebenden Wegschnecken eine, wo nicht gröſsere, doch eben so groſse Leber, als die sich im Wasser aufhaltenden Thiere dieser Classe, und bey den Insekten sind die Gallenge- fäſse der Dytisken und anderer Bewohner des Wassers nicht gröſser als die der übrigen Arten. Rich- w) Biol. Bd. 2. S. 170. x) B. Robinson on the food and discharges of human bodies. p. 97. D d 2

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 419. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/435>, abgerufen am 23.11.2024.