Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814.

Bild:
<< vorherige Seite

letztere scheint nur wiederzukäuen, wenn er har-
tes Futter bekommen hat. Die übrigen Säugthiere
ruminiren nicht. In Hinsicht auf die Struktur
des Magens schliessen sich aber an den Hasen und
das Kaninchen die übrigen Nagethiere und meh-
rere Fledermäuse, so wie an den Känguruh die
Familie der Schweine, die der Wallfische und das
Faulthier zunächst an. Der Magen des Hasen
und Kaninchen besteht aus zwey Abtheilungen,
und so auch der der meisten übrigen Nagethiere
und verschiedener Fledermäuse. Bey dem Kängu-
ruh giebt es einen Magen, der bey gewissen
Veranlassungen in eine grössere Menge Abtheilun-
gen, als irgend ein anderer, geschieden ist. Jede
dieser Abtheilungen gleicht einem Darmstück. Er
hat dabey zwey blinde Anhänge an der obern Ma-
genöffnung. Durch ähnliche Säcke an der Cardia
zeichnen sich die meisten schweineartigen Thiere,
durch einen vielfachen Magen aber die Wallfische
und das Faulthier aus f).

Unter den Vögeln haben die körnerfressenden
Arten in Betreff der Verdauung eine grosse Aehn-
lichkeit mit den Wiederkäuern. Wie bey den letz-
tern das Futter unzermalmt in den ersten und
zweyten Magen kömmt, und erst, nachdem es in
diesen Behältern erweicht ist, gekäuet, mit Spei-
chel vermischt, und den beyden letzten Magen

zur
f) Cuvier Lecons d'Anat. comp. T. 3. p. 390.

letztere scheint nur wiederzukäuen, wenn er har-
tes Futter bekommen hat. Die übrigen Säugthiere
ruminiren nicht. In Hinsicht auf die Struktur
des Magens schlieſsen sich aber an den Hasen und
das Kaninchen die übrigen Nagethiere und meh-
rere Fledermäuse, so wie an den Känguruh die
Familie der Schweine, die der Wallfische und das
Faulthier zunächst an. Der Magen des Hasen
und Kaninchen besteht aus zwey Abtheilungen,
und so auch der der meisten übrigen Nagethiere
und verschiedener Fledermäuse. Bey dem Kängu-
ruh giebt es einen Magen, der bey gewissen
Veranlassungen in eine gröſsere Menge Abtheilun-
gen, als irgend ein anderer, geschieden ist. Jede
dieser Abtheilungen gleicht einem Darmstück. Er
hat dabey zwey blinde Anhänge an der obern Ma-
genöffnung. Durch ähnliche Säcke an der Cardia
zeichnen sich die meisten schweineartigen Thiere,
durch einen vielfachen Magen aber die Wallfische
und das Faulthier aus f).

Unter den Vögeln haben die körnerfressenden
Arten in Betreff der Verdauung eine groſse Aehn-
lichkeit mit den Wiederkäuern. Wie bey den letz-
tern das Futter unzermalmt in den ersten und
zweyten Magen kömmt, und erst, nachdem es in
diesen Behältern erweicht ist, gekäuet, mit Spei-
chel vermischt, und den beyden letzten Magen

zur
f) Cuvier Leçons d’Anat. comp. T. 3. p. 390.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0406" n="390"/>
letztere scheint nur wiederzukäuen, wenn er har-<lb/>
tes Futter bekommen hat. Die übrigen Säugthiere<lb/>
ruminiren nicht. In Hinsicht auf die Struktur<lb/>
des Magens schlie&#x017F;sen sich aber an den Hasen und<lb/>
das Kaninchen die übrigen Nagethiere und meh-<lb/>
rere Fledermäuse, so wie an den Känguruh die<lb/>
Familie der Schweine, die der Wallfische und das<lb/>
Faulthier zunächst an. Der Magen des Hasen<lb/>
und Kaninchen besteht aus zwey Abtheilungen,<lb/>
und so auch der der meisten übrigen Nagethiere<lb/>
und verschiedener Fledermäuse. Bey dem Kängu-<lb/>
ruh giebt es einen Magen, der bey gewissen<lb/>
Veranlassungen in eine grö&#x017F;sere Menge Abtheilun-<lb/>
gen, als irgend ein anderer, geschieden ist. Jede<lb/>
dieser Abtheilungen gleicht einem Darmstück. Er<lb/>
hat dabey zwey blinde Anhänge an der obern Ma-<lb/>
genöffnung. Durch ähnliche Säcke an der Cardia<lb/>
zeichnen sich die meisten schweineartigen Thiere,<lb/>
durch einen vielfachen Magen aber die Wallfische<lb/>
und das Faulthier aus <note place="foot" n="f)"><hi rendition="#k">Cuvier</hi> Leçons d&#x2019;Anat. comp. T. 3. p. 390.</note>.</p><lb/>
                <p>Unter den Vögeln haben die körnerfressenden<lb/>
Arten in Betreff der Verdauung eine gro&#x017F;se Aehn-<lb/>
lichkeit mit den Wiederkäuern. Wie bey den letz-<lb/>
tern das Futter unzermalmt in den ersten und<lb/>
zweyten Magen kömmt, und erst, nachdem es in<lb/>
diesen Behältern erweicht ist, gekäuet, mit Spei-<lb/>
chel vermischt, und den beyden letzten Magen<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">zur</fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[390/0406] letztere scheint nur wiederzukäuen, wenn er har- tes Futter bekommen hat. Die übrigen Säugthiere ruminiren nicht. In Hinsicht auf die Struktur des Magens schlieſsen sich aber an den Hasen und das Kaninchen die übrigen Nagethiere und meh- rere Fledermäuse, so wie an den Känguruh die Familie der Schweine, die der Wallfische und das Faulthier zunächst an. Der Magen des Hasen und Kaninchen besteht aus zwey Abtheilungen, und so auch der der meisten übrigen Nagethiere und verschiedener Fledermäuse. Bey dem Kängu- ruh giebt es einen Magen, der bey gewissen Veranlassungen in eine gröſsere Menge Abtheilun- gen, als irgend ein anderer, geschieden ist. Jede dieser Abtheilungen gleicht einem Darmstück. Er hat dabey zwey blinde Anhänge an der obern Ma- genöffnung. Durch ähnliche Säcke an der Cardia zeichnen sich die meisten schweineartigen Thiere, durch einen vielfachen Magen aber die Wallfische und das Faulthier aus f). Unter den Vögeln haben die körnerfressenden Arten in Betreff der Verdauung eine groſse Aehn- lichkeit mit den Wiederkäuern. Wie bey den letz- tern das Futter unzermalmt in den ersten und zweyten Magen kömmt, und erst, nachdem es in diesen Behältern erweicht ist, gekäuet, mit Spei- chel vermischt, und den beyden letzten Magen zur f) Cuvier Leçons d’Anat. comp. T. 3. p. 390.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/406
Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 390. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/406>, abgerufen am 18.05.2024.