Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814.

Bild:
<< vorherige Seite

löst; dass bey einigen diese Auflösung unabhängig
von der äussern Temperatur, bey andern hinge-
gen nur bey einem gewissen Grade von Wärme
vor sich geht, und dass einige nur thierische Sub-
stanzen, andere sowohl diese, als vegetabilische
Materien aufzulösen im Stande sind. Die zer-
setzende Kraft des Magensafts ist aber, selbst in
Beziehung auf nährende Substanzen, keinesweges
unbeschränkt. Das allgemeinste Nahrungsmittel,
das es giebt, die Milch, wird von ihm zum Gerin-
nen gebracht, und geht zum Theil in diesem
coagulirten Zustande durch eine ziemlich lange
Strecke des Darmcanals. Auch enthalten die Ex-
kremente nach jeder Speise eine Menge unzer-
setzter Fasern und Häute.

Die auflösende Kraft ist auch nicht dem Ma-
gensaft ausschliesslich eigen. Im mindern Grade
besitzt jeder Theil des thierischen Körpers das
Vermögen, fremdartige Substanzen zu verzehren.
Knochen, Fleisch und andere thierische Theile,
die P. Smith in die Bauchhöhle, oder unter das
Fell lebender Thiere brachte, wurden hier völ-
lig aufgelöst t). Hieraus lässt sich eine merk-
würdige Beobachtung erklären, die Cuvier an der
Salpa octofora machte. Er fand bey mehrern die-
ser Thiere im Innern derselben, aber ausserhalb

ihrem
t) Pfaff's u. Scheel's Nordisches Archiv für Naturk.
u. s. w. B. 3. St. 2. S. 134.

löst; daſs bey einigen diese Auflösung unabhängig
von der äussern Temperatur, bey andern hinge-
gen nur bey einem gewissen Grade von Wärme
vor sich geht, und daſs einige nur thierische Sub-
stanzen, andere sowohl diese, als vegetabilische
Materien aufzulösen im Stande sind. Die zer-
setzende Kraft des Magensafts ist aber, selbst in
Beziehung auf nährende Substanzen, keinesweges
unbeschränkt. Das allgemeinste Nahrungsmittel,
das es giebt, die Milch, wird von ihm zum Gerin-
nen gebracht, und geht zum Theil in diesem
coagulirten Zustande durch eine ziemlich lange
Strecke des Darmcanals. Auch enthalten die Ex-
kremente nach jeder Speise eine Menge unzer-
setzter Fasern und Häute.

Die auflösende Kraft ist auch nicht dem Ma-
gensaft ausschlieſslich eigen. Im mindern Grade
besitzt jeder Theil des thierischen Körpers das
Vermögen, fremdartige Substanzen zu verzehren.
Knochen, Fleisch und andere thierische Theile,
die P. Smith in die Bauchhöhle, oder unter das
Fell lebender Thiere brachte, wurden hier völ-
lig aufgelöst t). Hieraus läſst sich eine merk-
würdige Beobachtung erklären, die Cuvier an der
Salpa octofora machte. Er fand bey mehrern die-
ser Thiere im Innern derselben, aber ausserhalb

ihrem
t) Pfaff’s u. Scheel’s Nordisches Archiv für Naturk.
u. s. w. B. 3. St. 2. S. 134.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0364" n="348"/>
löst; da&#x017F;s bey einigen diese Auflösung unabhängig<lb/>
von der äussern Temperatur, bey andern hinge-<lb/>
gen nur bey einem gewissen Grade von Wärme<lb/>
vor sich geht, und da&#x017F;s einige nur thierische Sub-<lb/>
stanzen, andere sowohl diese, als vegetabilische<lb/>
Materien aufzulösen im Stande sind. Die zer-<lb/>
setzende Kraft des Magensafts ist aber, selbst in<lb/>
Beziehung auf nährende Substanzen, keinesweges<lb/>
unbeschränkt. Das allgemeinste Nahrungsmittel,<lb/>
das es giebt, die Milch, wird von ihm zum Gerin-<lb/>
nen gebracht, und geht zum Theil in diesem<lb/>
coagulirten Zustande durch eine ziemlich lange<lb/>
Strecke des Darmcanals. Auch enthalten die Ex-<lb/>
kremente nach jeder Speise eine Menge unzer-<lb/>
setzter Fasern und Häute.</p><lb/>
                <p>Die auflösende Kraft ist auch nicht dem Ma-<lb/>
gensaft ausschlie&#x017F;slich eigen. Im mindern Grade<lb/>
besitzt jeder Theil des thierischen Körpers das<lb/>
Vermögen, fremdartige Substanzen zu verzehren.<lb/>
Knochen, Fleisch und andere thierische Theile,<lb/>
die P. <hi rendition="#k">Smith</hi> in die Bauchhöhle, oder unter das<lb/>
Fell lebender Thiere brachte, wurden hier völ-<lb/>
lig aufgelöst <note place="foot" n="t)"><hi rendition="#k">Pfaff</hi>&#x2019;s u. <hi rendition="#k">Scheel</hi>&#x2019;s Nordisches Archiv für Naturk.<lb/>
u. s. w. B. 3. St. 2. S. 134.</note>. Hieraus lä&#x017F;st sich eine merk-<lb/>
würdige Beobachtung erklären, die <hi rendition="#k">Cuvier</hi> an der<lb/>
Salpa octofora machte. Er fand bey mehrern die-<lb/>
ser Thiere im Innern derselben, aber ausserhalb<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ihrem</fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[348/0364] löst; daſs bey einigen diese Auflösung unabhängig von der äussern Temperatur, bey andern hinge- gen nur bey einem gewissen Grade von Wärme vor sich geht, und daſs einige nur thierische Sub- stanzen, andere sowohl diese, als vegetabilische Materien aufzulösen im Stande sind. Die zer- setzende Kraft des Magensafts ist aber, selbst in Beziehung auf nährende Substanzen, keinesweges unbeschränkt. Das allgemeinste Nahrungsmittel, das es giebt, die Milch, wird von ihm zum Gerin- nen gebracht, und geht zum Theil in diesem coagulirten Zustande durch eine ziemlich lange Strecke des Darmcanals. Auch enthalten die Ex- kremente nach jeder Speise eine Menge unzer- setzter Fasern und Häute. Die auflösende Kraft ist auch nicht dem Ma- gensaft ausschlieſslich eigen. Im mindern Grade besitzt jeder Theil des thierischen Körpers das Vermögen, fremdartige Substanzen zu verzehren. Knochen, Fleisch und andere thierische Theile, die P. Smith in die Bauchhöhle, oder unter das Fell lebender Thiere brachte, wurden hier völ- lig aufgelöst t). Hieraus läſst sich eine merk- würdige Beobachtung erklären, die Cuvier an der Salpa octofora machte. Er fand bey mehrern die- ser Thiere im Innern derselben, aber ausserhalb ihrem t) Pfaff’s u. Scheel’s Nordisches Archiv für Naturk. u. s. w. B. 3. St. 2. S. 134.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/364
Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 348. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/364>, abgerufen am 18.05.2024.