Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814.

Bild:
<< vorherige Seite

geben hiervon ein Beyspiel. Die Insekten, und
besonders die pflanzenfressenden Arten, sind aber
diejenigen Thiere, die allen übrigen zur Nah-
rung dienen. Sie scheinen daher die erste Stufe
des Uebergangs der vegetabilischen Mischung zur
animalischen auszumachen, und die Pflanzensub-
stanz für das übrige Thierreich zu assimiliren.
Ihre Organisation hat auch etwas Pflanzenartiges.
Sie haben, wie die Gewächse, keinen regelmässi-
gen Kreislauf der Säfte; sie haben, gleich diesen,
Tracheen, die sich im ganzen Körper verbreiten,
und sie erzeugen eine bey keinen andern Thie-
ren vorkommende Säure, die Ameisensäure, die,
wo nicht einerley, doch nahe verwandt mit der
vegetabilischen Essig- und Aepfelsäure ist.

Die Thiere der niedern Classen verzehren
im Allgemeinen weit mehr als die der höhern.
In dem Magen eines Hayfisches fand Barrow x)
einen Kopf von einem Büffel, ein ganzes, noch
unversehrtes Kalb, eine zahllose Menge von Ein-
geweiden und Knochen, und grosse Stücke von
der Schaale einer ziemlich grossen Schildkröte.
Eine ähnliche Gefrässigkeit findet man bey keinem
Säugthier, als etwa bey dem Caschelot, der ganze
Hayfische verschlingen soll, der aber auch zu
den Mittelgliedern zwischen den Säugthieren und

Fischen
x) Reise nach Cochinchina. Uebers. von Ehrmann.
S. 210.
U 3

geben hiervon ein Beyspiel. Die Insekten, und
besonders die pflanzenfressenden Arten, sind aber
diejenigen Thiere, die allen übrigen zur Nah-
rung dienen. Sie scheinen daher die erste Stufe
des Uebergangs der vegetabilischen Mischung zur
animalischen auszumachen, und die Pflanzensub-
stanz für das übrige Thierreich zu assimiliren.
Ihre Organisation hat auch etwas Pflanzenartiges.
Sie haben, wie die Gewächse, keinen regelmäſsi-
gen Kreislauf der Säfte; sie haben, gleich diesen,
Tracheen, die sich im ganzen Körper verbreiten,
und sie erzeugen eine bey keinen andern Thie-
ren vorkommende Säure, die Ameisensäure, die,
wo nicht einerley, doch nahe verwandt mit der
vegetabilischen Essig- und Aepfelsäure ist.

Die Thiere der niedern Classen verzehren
im Allgemeinen weit mehr als die der höhern.
In dem Magen eines Hayfisches fand Barrow x)
einen Kopf von einem Büffel, ein ganzes, noch
unversehrtes Kalb, eine zahllose Menge von Ein-
geweiden und Knochen, und groſse Stücke von
der Schaale einer ziemlich groſsen Schildkröte.
Eine ähnliche Gefräſsigkeit findet man bey keinem
Säugthier, als etwa bey dem Caschelot, der ganze
Hayfische verschlingen soll, der aber auch zu
den Mittelgliedern zwischen den Säugthieren und

Fischen
x) Reise nach Cochinchina. Uebers. von Ehrmann.
S. 210.
U 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0325" n="309"/>
geben hiervon ein Beyspiel. Die Insekten, und<lb/>
besonders die pflanzenfressenden Arten, sind aber<lb/>
diejenigen Thiere, die allen übrigen zur Nah-<lb/>
rung dienen. Sie scheinen daher die erste Stufe<lb/>
des Uebergangs der vegetabilischen Mischung zur<lb/>
animalischen auszumachen, und die Pflanzensub-<lb/>
stanz für das übrige Thierreich zu assimiliren.<lb/>
Ihre Organisation hat auch etwas Pflanzenartiges.<lb/>
Sie haben, wie die Gewächse, keinen regelmä&#x017F;si-<lb/>
gen Kreislauf der Säfte; sie haben, gleich diesen,<lb/>
Tracheen, die sich im ganzen Körper verbreiten,<lb/>
und sie erzeugen eine bey keinen andern Thie-<lb/>
ren vorkommende Säure, die Ameisensäure, die,<lb/>
wo nicht einerley, doch nahe verwandt mit der<lb/>
vegetabilischen Essig- und Aepfelsäure ist.</p><lb/>
                <p>Die Thiere der niedern Classen verzehren<lb/>
im Allgemeinen weit mehr als die der höhern.<lb/>
In dem Magen eines Hayfisches fand <hi rendition="#k">Barrow</hi> <note place="foot" n="x)">Reise nach Cochinchina. Uebers. von <hi rendition="#k">Ehrmann</hi>.<lb/>
S. 210.</note><lb/>
einen Kopf von einem Büffel, ein ganzes, noch<lb/>
unversehrtes Kalb, eine zahllose Menge von Ein-<lb/>
geweiden und Knochen, und gro&#x017F;se Stücke von<lb/>
der Schaale einer ziemlich gro&#x017F;sen Schildkröte.<lb/>
Eine ähnliche Gefrä&#x017F;sigkeit findet man bey keinem<lb/>
Säugthier, als etwa bey dem Caschelot, der ganze<lb/>
Hayfische verschlingen soll, der aber auch zu<lb/>
den Mittelgliedern zwischen den Säugthieren und<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Fischen</fw><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">U 3</fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[309/0325] geben hiervon ein Beyspiel. Die Insekten, und besonders die pflanzenfressenden Arten, sind aber diejenigen Thiere, die allen übrigen zur Nah- rung dienen. Sie scheinen daher die erste Stufe des Uebergangs der vegetabilischen Mischung zur animalischen auszumachen, und die Pflanzensub- stanz für das übrige Thierreich zu assimiliren. Ihre Organisation hat auch etwas Pflanzenartiges. Sie haben, wie die Gewächse, keinen regelmäſsi- gen Kreislauf der Säfte; sie haben, gleich diesen, Tracheen, die sich im ganzen Körper verbreiten, und sie erzeugen eine bey keinen andern Thie- ren vorkommende Säure, die Ameisensäure, die, wo nicht einerley, doch nahe verwandt mit der vegetabilischen Essig- und Aepfelsäure ist. Die Thiere der niedern Classen verzehren im Allgemeinen weit mehr als die der höhern. In dem Magen eines Hayfisches fand Barrow x) einen Kopf von einem Büffel, ein ganzes, noch unversehrtes Kalb, eine zahllose Menge von Ein- geweiden und Knochen, und groſse Stücke von der Schaale einer ziemlich groſsen Schildkröte. Eine ähnliche Gefräſsigkeit findet man bey keinem Säugthier, als etwa bey dem Caschelot, der ganze Hayfische verschlingen soll, der aber auch zu den Mittelgliedern zwischen den Säugthieren und Fischen x) Reise nach Cochinchina. Uebers. von Ehrmann. S. 210. U 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/325
Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 309. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/325>, abgerufen am 27.07.2024.