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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814.

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wegung des Bluts einige Zeit zu unterhalten; er
hört aber endlich auf, weil dieses Maass doch
zuletzt erschöpft wird, und weil kein Ersatz der
Nervenkraft wegen der aufgehobenen Verbindung
mit dem Gehirn und Rückenmark mehr mög-
lich ist.

Anders ist es in der fünften und sechsten
Erfahrung bey dem Einstossen eines Griffels in
die ganze Wirbelsäule. Hier tritt eine Erschütte-
rung des ganzen Nervensystems ein, wodurch die
Kraft desselben eben so, wie bey einem Schlag
auf den Kopf, den Rückgrat und die grossen Ner-
vengeflechte des Bauchs, augenblicklich vernich-
tet wird. Geschieht das Einstossen blos in den
untern Theil der Wirbelsäule, so ist die Zerstö-
rung zwar in Betreff des Rückenmarks nur par-
tiell. Doch pflanzt sich die Erschütterung durch
die zahlreichen Verbindungen des sympathischen
Nerven über den grössten Theil des Nervensy-
stems fort, und so tritt auch in diesem Fall der
Stillstand des Bluts sehr bald, obgleich bey jün-
gern Thieren nicht so schnell wie nach der Zer-
störung des ganzen Rückenmarks z) ein.

Nun aber währt in allen jenen Fällen, wo
der Kreislauf gehemmt ist, die Bewegung des
Herzens, der siebenten und achten Erfahrung zu-
folge, fort. Die Kraft dieses Organs ist dann

zwar
z) Le Gallois a. a. O. p. 93.

wegung des Bluts einige Zeit zu unterhalten; er
hört aber endlich auf, weil dieses Maaſs doch
zuletzt erschöpft wird, und weil kein Ersatz der
Nervenkraft wegen der aufgehobenen Verbindung
mit dem Gehirn und Rückenmark mehr mög-
lich ist.

Anders ist es in der fünften und sechsten
Erfahrung bey dem Einstoſsen eines Griffels in
die ganze Wirbelsäule. Hier tritt eine Erschütte-
rung des ganzen Nervensystems ein, wodurch die
Kraft desselben eben so, wie bey einem Schlag
auf den Kopf, den Rückgrat und die groſsen Ner-
vengeflechte des Bauchs, augenblicklich vernich-
tet wird. Geschieht das Einstoſsen blos in den
untern Theil der Wirbelsäule, so ist die Zerstö-
rung zwar in Betreff des Rückenmarks nur par-
tiell. Doch pflanzt sich die Erschütterung durch
die zahlreichen Verbindungen des sympathischen
Nerven über den gröſsten Theil des Nervensy-
stems fort, und so tritt auch in diesem Fall der
Stillstand des Bluts sehr bald, obgleich bey jün-
gern Thieren nicht so schnell wie nach der Zer-
störung des ganzen Rückenmarks z) ein.

Nun aber währt in allen jenen Fällen, wo
der Kreislauf gehemmt ist, die Bewegung des
Herzens, der siebenten und achten Erfahrung zu-
folge, fort. Die Kraft dieses Organs ist dann

zwar
z) Le Gallois a. a. O. p. 93.
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[271/0287] wegung des Bluts einige Zeit zu unterhalten; er hört aber endlich auf, weil dieses Maaſs doch zuletzt erschöpft wird, und weil kein Ersatz der Nervenkraft wegen der aufgehobenen Verbindung mit dem Gehirn und Rückenmark mehr mög- lich ist. Anders ist es in der fünften und sechsten Erfahrung bey dem Einstoſsen eines Griffels in die ganze Wirbelsäule. Hier tritt eine Erschütte- rung des ganzen Nervensystems ein, wodurch die Kraft desselben eben so, wie bey einem Schlag auf den Kopf, den Rückgrat und die groſsen Ner- vengeflechte des Bauchs, augenblicklich vernich- tet wird. Geschieht das Einstoſsen blos in den untern Theil der Wirbelsäule, so ist die Zerstö- rung zwar in Betreff des Rückenmarks nur par- tiell. Doch pflanzt sich die Erschütterung durch die zahlreichen Verbindungen des sympathischen Nerven über den gröſsten Theil des Nervensy- stems fort, und so tritt auch in diesem Fall der Stillstand des Bluts sehr bald, obgleich bey jün- gern Thieren nicht so schnell wie nach der Zer- störung des ganzen Rückenmarks z) ein. Nun aber währt in allen jenen Fällen, wo der Kreislauf gehemmt ist, die Bewegung des Herzens, der siebenten und achten Erfahrung zu- folge, fort. Die Kraft dieses Organs ist dann zwar z) Le Gallois a. a. O. p. 93.

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 271. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/287>, abgerufen am 17.05.2024.