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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814.

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was auf dieses Einfluss hat, meist auch auf jenen
wirkt v). Bricht man von den grössern Windun-
gen des Gehäuses der Landschnecken einen Theil
weg, so sieht man das Anschwellen und Zusam-
menfallen der Lungen, das Oeffnen und Schliessen
der Respirationsöffnung beym Athmen, die Pulsa-
tionen des Herzens und den Umlauf des Bluts in
den Gefässen. Setzt man eine so zubereitete
Schnecke einer immer kältern Temperatur aus,
so nehmen alle diese Bewegungen in gleichem
Verhältniss immer mehr ab, und hören ganz auf,
wenn die Temperatur der äussern Luft bis zum
Gefrierpunkt herabsinkt. Erhöhet man die Tem-
peratur wieder, so fängt die Lunge von neuem
an sich zu erheben, das Herz sich zusammenzu-
ziehen, und das Blut in den Gefässen zu fliessen,
anfangs langsam, allmählig aber, so wie die Wär-
me zunimmt, lebhafter. Die nehmlichen Erschei-
nungen, welche die Kälte hervorbringt, bewirkt
auch jede mephitische Luft, und dasselbe, was
die Wärme thut, erfolgt auch beym Einfluss des
Sauerstoffgas w).

Diese Verbindung des Athemholens mit der
Bewegung des Bluts leidet freylich Einschränkun-
gen. Jenes kann auf einige Zeit unterbrochen

werden,
v) Haller El. Phys. T. III. L. 8. S. 4. §. 29. p. 291.
w) Spallanzani Mem. sur la respirat. p. 150. 321.
IV. Bd. R

was auf dieses Einfluſs hat, meist auch auf jenen
wirkt v). Bricht man von den gröſsern Windun-
gen des Gehäuses der Landschnecken einen Theil
weg, so sieht man das Anschwellen und Zusam-
menfallen der Lungen, das Oeffnen und Schlieſsen
der Respirationsöffnung beym Athmen, die Pulsa-
tionen des Herzens und den Umlauf des Bluts in
den Gefäſsen. Setzt man eine so zubereitete
Schnecke einer immer kältern Temperatur aus,
so nehmen alle diese Bewegungen in gleichem
Verhältniſs immer mehr ab, und hören ganz auf,
wenn die Temperatur der äussern Luft bis zum
Gefrierpunkt herabsinkt. Erhöhet man die Tem-
peratur wieder, so fängt die Lunge von neuem
an sich zu erheben, das Herz sich zusammenzu-
ziehen, und das Blut in den Gefäſsen zu flieſsen,
anfangs langsam, allmählig aber, so wie die Wär-
me zunimmt, lebhafter. Die nehmlichen Erschei-
nungen, welche die Kälte hervorbringt, bewirkt
auch jede mephitische Luft, und dasselbe, was
die Wärme thut, erfolgt auch beym Einfluſs des
Sauerstoffgas w).

Diese Verbindung des Athemholens mit der
Bewegung des Bluts leidet freylich Einschränkun-
gen. Jenes kann auf einige Zeit unterbrochen

werden,
v) Haller El. Phys. T. III. L. 8. S. 4. §. 29. p. 291.
w) Spallanzani Mém. sur la respirat. p. 150. 321.
IV. Bd. R
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[257/0273] was auf dieses Einfluſs hat, meist auch auf jenen wirkt v). Bricht man von den gröſsern Windun- gen des Gehäuses der Landschnecken einen Theil weg, so sieht man das Anschwellen und Zusam- menfallen der Lungen, das Oeffnen und Schlieſsen der Respirationsöffnung beym Athmen, die Pulsa- tionen des Herzens und den Umlauf des Bluts in den Gefäſsen. Setzt man eine so zubereitete Schnecke einer immer kältern Temperatur aus, so nehmen alle diese Bewegungen in gleichem Verhältniſs immer mehr ab, und hören ganz auf, wenn die Temperatur der äussern Luft bis zum Gefrierpunkt herabsinkt. Erhöhet man die Tem- peratur wieder, so fängt die Lunge von neuem an sich zu erheben, das Herz sich zusammenzu- ziehen, und das Blut in den Gefäſsen zu flieſsen, anfangs langsam, allmählig aber, so wie die Wär- me zunimmt, lebhafter. Die nehmlichen Erschei- nungen, welche die Kälte hervorbringt, bewirkt auch jede mephitische Luft, und dasselbe, was die Wärme thut, erfolgt auch beym Einfluſs des Sauerstoffgas w). Diese Verbindung des Athemholens mit der Bewegung des Bluts leidet freylich Einschränkun- gen. Jenes kann auf einige Zeit unterbrochen werden, v) Haller El. Phys. T. III. L. 8. S. 4. §. 29. p. 291. w) Spallanzani Mém. sur la respirat. p. 150. 321. IV. Bd. R

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 257. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/273>, abgerufen am 17.05.2024.