entsteht, indem das aus dem Herzen getriebene Blut die Arterien ausdehnt. Man sieht diese in demselben Augenblick sich erheben, wo die Spitze des Herzens sich krümmt. Unterbindet man sie, so erheben sie sich nicht nur, sondern werden auch länger. Alle Arterien pulsiren zu gleicher Zeit. Unter einer Ligatur hört der Puls auf. Durch Arterien, die eine starre, unnachgiebige Haut ha- ben, z. B. durch die absteigende Aorta und die grössern Gekrösearterien der Frösche, fliesst das Blut ohne Pulsationen s).
Alle diese Bewegungen geschehen vorzüglich wegen des Athemholens. Wo die atmosphärische Luft nicht das ganze Innere bis auf die kleinsten Theile durchdringen kann, da giebt es einen Blut- umlauf; und wo kein wahrer Kreislauf des Bluts statt findet, wie bey den geflügelten Insekten, da sind alle Organe mit Luftröhren durchwebt. Da- her steht auch der Puls mit dem Athemholen in einem gewissen Verhältniss. Das Pferd respirirt 16, der Vogel bis 50 mal in einer Minute. Aber in eben dieser Zeit hat das Pferd nur 34, die Taube hingegen über 100 Pulsschläge t). Alles, was den Puls beschleunigt oder langsamer macht, vermehrt oder vermindert gewöhnlich auch die Schnelligkeit des Athemholens, so wie umgekehrt,
was
s)Haller Opp. min. T. I. p. 185 sq.
t)Haller El. Phys. T. II. L. 6. S. 2. §. 14. p. 249.
entsteht, indem das aus dem Herzen getriebene Blut die Arterien ausdehnt. Man sieht diese in demselben Augenblick sich erheben, wo die Spitze des Herzens sich krümmt. Unterbindet man sie, so erheben sie sich nicht nur, sondern werden auch länger. Alle Arterien pulsiren zu gleicher Zeit. Unter einer Ligatur hört der Puls auf. Durch Arterien, die eine starre, unnachgiebige Haut ha- ben, z. B. durch die absteigende Aorta und die gröſsern Gekrösearterien der Frösche, flieſst das Blut ohne Pulsationen s).
Alle diese Bewegungen geschehen vorzüglich wegen des Athemholens. Wo die atmosphärische Luft nicht das ganze Innere bis auf die kleinsten Theile durchdringen kann, da giebt es einen Blut- umlauf; und wo kein wahrer Kreislauf des Bluts statt findet, wie bey den geflügelten Insekten, da sind alle Organe mit Luftröhren durchwebt. Da- her steht auch der Puls mit dem Athemholen in einem gewissen Verhältniſs. Das Pferd respirirt 16, der Vogel bis 50 mal in einer Minute. Aber in eben dieser Zeit hat das Pferd nur 34, die Taube hingegen über 100 Pulsschläge t). Alles, was den Puls beschleunigt oder langsamer macht, vermehrt oder vermindert gewöhnlich auch die Schnelligkeit des Athemholens, so wie umgekehrt,
was
s)Haller Opp. min. T. I. p. 185 sq.
t)Haller El. Phys. T. II. L. 6. S. 2. §. 14. p. 249.
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[256/0272]
entsteht, indem das aus dem Herzen getriebene
Blut die Arterien ausdehnt. Man sieht diese in
demselben Augenblick sich erheben, wo die Spitze
des Herzens sich krümmt. Unterbindet man sie,
so erheben sie sich nicht nur, sondern werden
auch länger. Alle Arterien pulsiren zu gleicher
Zeit. Unter einer Ligatur hört der Puls auf. Durch
Arterien, die eine starre, unnachgiebige Haut ha-
ben, z. B. durch die absteigende Aorta und die
gröſsern Gekrösearterien der Frösche, flieſst das
Blut ohne Pulsationen s).
Alle diese Bewegungen geschehen vorzüglich
wegen des Athemholens. Wo die atmosphärische
Luft nicht das ganze Innere bis auf die kleinsten
Theile durchdringen kann, da giebt es einen Blut-
umlauf; und wo kein wahrer Kreislauf des Bluts
statt findet, wie bey den geflügelten Insekten, da
sind alle Organe mit Luftröhren durchwebt. Da-
her steht auch der Puls mit dem Athemholen in
einem gewissen Verhältniſs. Das Pferd respirirt
16, der Vogel bis 50 mal in einer Minute. Aber
in eben dieser Zeit hat das Pferd nur 34, die
Taube hingegen über 100 Pulsschläge t). Alles,
was den Puls beschleunigt oder langsamer macht,
vermehrt oder vermindert gewöhnlich auch die
Schnelligkeit des Athemholens, so wie umgekehrt,
was
s) Haller Opp. min. T. I. p. 185 sq.
t) Haller El. Phys. T. II. L. 6. S. 2. §. 14. p. 249.
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 256. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/272>, abgerufen am 22.11.2024.
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