sich durch das vordere Ende in zwey andere, an dem Nahrungscanal herabsteigende Gefässe ent- leert. Diese haben die Funktion einer Aorta. Das durch sie im Körper verbreitete Blut wird von zwey Venenstämmen aufgenommen, wovon der eine auf dem Nahrungscanal unmittelbar unter demjenigen, welcher das Blut aus den Kiemen empfängt, der andere unter jenem Canal liegt. Diese Stämme führen zugleich das Blut den Kie- men wieder zu.
Ob bey den Würmern aller Blutumlauf auf- hört, ob diese Bewegung nicht vielmehr allen Or- ganismen, die an der thierischen Natur Theil neh- men, in einem gewissen Grade eigen ist, darüber werden künftige Beobachtungen entscheiden. Ich zweifele nicht, dass die Antwort auf die letztere Frage bejahend ausfallen wird. Selbst bey den schon den Pflanzen sich so sehr nähernden Sertu- larien sieht man allenthalben in der mit einer weichen thierischen Substanz inwendig bekleide- ten Röhre, welche sich durch den Stamm und die Aeste des hornartigen, meist durchsichtigen Ske- letts erstreckt, eine körnige Masse, die sich be- ständig wirbelförmig bewegt g). Ja sogar an der Chara flexilis, einem Wesen, das auf der Gränze zwischen den Phytozoen und den eigentlichen
Pflan-
g)Cavolini's Abhandl. über Pflanzenthiere des Mit- telmeers. Uebers. von W. Sprengel. S. 56.
sich durch das vordere Ende in zwey andere, an dem Nahrungscanal herabsteigende Gefäſse ent- leert. Diese haben die Funktion einer Aorta. Das durch sie im Körper verbreitete Blut wird von zwey Venenstämmen aufgenommen, wovon der eine auf dem Nahrungscanal unmittelbar unter demjenigen, welcher das Blut aus den Kiemen empfängt, der andere unter jenem Canal liegt. Diese Stämme führen zugleich das Blut den Kie- men wieder zu.
Ob bey den Würmern aller Blutumlauf auf- hört, ob diese Bewegung nicht vielmehr allen Or- ganismen, die an der thierischen Natur Theil neh- men, in einem gewissen Grade eigen ist, darüber werden künftige Beobachtungen entscheiden. Ich zweifele nicht, daſs die Antwort auf die letztere Frage bejahend ausfallen wird. Selbst bey den schon den Pflanzen sich so sehr nähernden Sertu- larien sieht man allenthalben in der mit einer weichen thierischen Substanz inwendig bekleide- ten Röhre, welche sich durch den Stamm und die Aeste des hornartigen, meist durchsichtigen Ske- letts erstreckt, eine körnige Masse, die sich be- ständig wirbelförmig bewegt g). Ja sogar an der Chara flexilis, einem Wesen, das auf der Gränze zwischen den Phytozoen und den eigentlichen
Pflan-
g)Cavolini’s Abhandl. über Pflanzenthiere des Mit- telmeers. Uebers. von W. Sprengel. S. 56.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><p><pbfacs="#f0267"n="251"/>
sich durch das vordere Ende in zwey andere, an<lb/>
dem Nahrungscanal herabsteigende Gefäſse ent-<lb/>
leert. Diese haben die Funktion einer Aorta. Das<lb/>
durch sie im Körper verbreitete Blut wird von<lb/>
zwey Venenstämmen aufgenommen, wovon der<lb/>
eine auf dem Nahrungscanal unmittelbar unter<lb/>
demjenigen, welcher das Blut aus den Kiemen<lb/>
empfängt, der andere unter jenem Canal liegt.<lb/>
Diese Stämme führen zugleich das Blut den Kie-<lb/>
men wieder zu.</p><lb/><p>Ob bey den Würmern aller Blutumlauf auf-<lb/>
hört, ob diese Bewegung nicht vielmehr allen Or-<lb/>
ganismen, die an der thierischen Natur Theil neh-<lb/>
men, in einem gewissen Grade eigen ist, darüber<lb/>
werden künftige Beobachtungen entscheiden. Ich<lb/>
zweifele nicht, daſs die Antwort auf die letztere<lb/>
Frage bejahend ausfallen wird. Selbst bey den<lb/>
schon den Pflanzen sich so sehr nähernden Sertu-<lb/>
larien sieht man allenthalben in der mit einer<lb/>
weichen thierischen Substanz inwendig bekleide-<lb/>
ten Röhre, welche sich durch den Stamm und die<lb/>
Aeste des hornartigen, meist durchsichtigen Ske-<lb/>
letts erstreckt, eine körnige Masse, die sich be-<lb/>
ständig wirbelförmig bewegt <noteplace="foot"n="g)"><hirendition="#k">Cavolini</hi>’s Abhandl. über Pflanzenthiere des Mit-<lb/>
telmeers. Uebers. von W. <hirendition="#k">Sprengel</hi>. S. 56.</note>. Ja sogar an der<lb/>
Chara flexilis, einem Wesen, das auf der Gränze<lb/>
zwischen den Phytozoen und den eigentlichen<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Pflan-</fw><lb/></p></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[251/0267]
sich durch das vordere Ende in zwey andere, an
dem Nahrungscanal herabsteigende Gefäſse ent-
leert. Diese haben die Funktion einer Aorta. Das
durch sie im Körper verbreitete Blut wird von
zwey Venenstämmen aufgenommen, wovon der
eine auf dem Nahrungscanal unmittelbar unter
demjenigen, welcher das Blut aus den Kiemen
empfängt, der andere unter jenem Canal liegt.
Diese Stämme führen zugleich das Blut den Kie-
men wieder zu.
Ob bey den Würmern aller Blutumlauf auf-
hört, ob diese Bewegung nicht vielmehr allen Or-
ganismen, die an der thierischen Natur Theil neh-
men, in einem gewissen Grade eigen ist, darüber
werden künftige Beobachtungen entscheiden. Ich
zweifele nicht, daſs die Antwort auf die letztere
Frage bejahend ausfallen wird. Selbst bey den
schon den Pflanzen sich so sehr nähernden Sertu-
larien sieht man allenthalben in der mit einer
weichen thierischen Substanz inwendig bekleide-
ten Röhre, welche sich durch den Stamm und die
Aeste des hornartigen, meist durchsichtigen Ske-
letts erstreckt, eine körnige Masse, die sich be-
ständig wirbelförmig bewegt g). Ja sogar an der
Chara flexilis, einem Wesen, das auf der Gränze
zwischen den Phytozoen und den eigentlichen
Pflan-
g) Cavolini’s Abhandl. über Pflanzenthiere des Mit-
telmeers. Uebers. von W. Sprengel. S. 56.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 251. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/267>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.