de h). Allein ohne den Satz in Zweifel zu zie- hen, dass das Fruchtwasser in die Luftröhre der Embryonen eindringt und dieselbe anfüllt, einen Satz, der sowohl theoretische Gründe, als That- sachen für sich hat; ohne auch zu läugnen, dass dieses eingedrungene Fruchtwasser in unregelmä- ssigen Zwischenräumen wieder ausgeleert wird, lässt sich doch sehr zweifeln, dass diese Bewe- gungen den Namen der Respiration verdienen. Es ist nicht das mechanische Einziehen und Aussto- ssen der atmosphärischen Luft, es sind die chemi. schen Wirkungen dieser Luft, welche das Athem- holen zu einer der wichtigsten Funktionen machen. Man wird daher nur dann von dem Foetus sa- gen können, dass er das Fruchtwasser athme, wenn dieses für die Lungen desselben in chemi- scher Rücksicht von Wichtigkeit ist. Dass es aber dieses nicht seyn kann, beweisen die zahlreichen Beobachtungen von Früchten, die weder Nase noch Mund hatten, denen der Kopf ganz fehlte i), deren Luftröhre mit einem zähen Schleim ange-
füllt
h)Scheel de liquoris amnii asperae arteriae foetuum humanorum natura et usu. p. 9 sq.
i) Biol. Bd. 3. S. 429 ff. -- Vergl. Herholdt in Pfaff's u. Scheel's Nordischem Archiv für Natur- u. Arz- neyw. B. 2. St. 1. S. 11 ff.
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de h). Allein ohne den Satz in Zweifel zu zie- hen, daſs das Fruchtwasser in die Luftröhre der Embryonen eindringt und dieselbe anfüllt, einen Satz, der sowohl theoretische Gründe, als That- sachen für sich hat; ohne auch zu läugnen, daſs dieses eingedrungene Fruchtwasser in unregelmä- ſsigen Zwischenräumen wieder ausgeleert wird, läſst sich doch sehr zweifeln, daſs diese Bewe- gungen den Namen der Respiration verdienen. Es ist nicht das mechanische Einziehen und Aussto- ſsen der atmosphärischen Luft, es sind die chemi. schen Wirkungen dieser Luft, welche das Athem- holen zu einer der wichtigsten Funktionen machen. Man wird daher nur dann von dem Foetus sa- gen können, daſs er das Fruchtwasser athme, wenn dieses für die Lungen desselben in chemi- scher Rücksicht von Wichtigkeit ist. Daſs es aber dieses nicht seyn kann, beweisen die zahlreichen Beobachtungen von Früchten, die weder Nase noch Mund hatten, denen der Kopf ganz fehlte i), deren Luftröhre mit einem zähen Schleim ange-
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h)Scheel de liquoris amnii asperae arteriae foetuum humanorum natura et usu. p. 9 sq.
i) Biol. Bd. 3. S. 429 ff. — Vergl. Herholdt in Pfaff’s u. Scheel’s Nordischem Archiv für Natur- u. Arz- neyw. B. 2. St. 1. S. 11 ff.
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de h). Allein ohne den Satz in Zweifel zu zie-
hen, daſs das Fruchtwasser in die Luftröhre der
Embryonen eindringt und dieselbe anfüllt, einen
Satz, der sowohl theoretische Gründe, als That-
sachen für sich hat; ohne auch zu läugnen, daſs
dieses eingedrungene Fruchtwasser in unregelmä-
ſsigen Zwischenräumen wieder ausgeleert wird,
läſst sich doch sehr zweifeln, daſs diese Bewe-
gungen den Namen der Respiration verdienen. Es
ist nicht das mechanische Einziehen und Aussto-
ſsen der atmosphärischen Luft, es sind die chemi.
schen Wirkungen dieser Luft, welche das Athem-
holen zu einer der wichtigsten Funktionen machen.
Man wird daher nur dann von dem Foetus sa-
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wenn dieses für die Lungen desselben in chemi-
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Beobachtungen von Früchten, die weder Nase
noch Mund hatten, denen der Kopf ganz fehlte i),
deren Luftröhre mit einem zähen Schleim ange-
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h) Scheel de liquoris amnii asperae arteriae foetuum
humanorum natura et usu. p. 9 sq.
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/185>, abgerufen am 24.11.2024.
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