Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814.

Bild:
<< vorherige Seite

die ihm zu nahe kommen, vielmehr von dem
Mund der Vorticelle weg, als dass er sie diesem
zuführt.

So verhalten sich die verschiedenen Thierclas-
sen in Betreff des Athemholens von der Geburt
bis zum Tode. Auf eine ganz andere Art aber
geht bey ihnen diese Funktion von statten, so
lange sie noch im Mutterleibe oder im Ey von ih-
ren Häuten umkleidet sind. In diesem Zustand
athmet kein Thier weder durch Lungen oder blosse
Luftröhren, noch durch Kiemen, sondern die Er-
nährung im engern Sinn und das Athemholen ge-
schehen hier durch einerley Organe, wie wir in
der Folge näher zeigen werden. Zwar haben
Winslow und Scheel eine diesem Satz wider-
sprechende
Hypothese aufgestellt. Beyde, und
mit ihnen auch Abilgaard, Viborg, Rafn und
Herholdt fanden, dass die Luftröhre der Em-
bryonen von Säugthieren und Vögeln vor der Ge-
burt mit dem Fruchtwasser angefüllt ist. Wins-
low
und Scheel bemerkten ferner, dass die
Früchte von Hunden und Katzen während ihres
Lebens im Fruchtwasser auf ähnliche Art, wie
das athmende Thier, die Nasenlöcher, die Brust
und den Unterleib bewegen. Sie schlossen hier-
aus, dass vor der Geburt das Fruchtwasser, so
wie nach der Geburt die atmosphärische Luft,
von den Säugthieren und Vögeln geathmet wür-

de

die ihm zu nahe kommen, vielmehr von dem
Mund der Vorticelle weg, als daſs er sie diesem
zuführt.

So verhalten sich die verschiedenen Thierclas-
sen in Betreff des Athemholens von der Geburt
bis zum Tode. Auf eine ganz andere Art aber
geht bey ihnen diese Funktion von statten, so
lange sie noch im Mutterleibe oder im Ey von ih-
ren Häuten umkleidet sind. In diesem Zustand
athmet kein Thier weder durch Lungen oder bloſse
Luftröhren, noch durch Kiemen, sondern die Er-
nährung im engern Sinn und das Athemholen ge-
schehen hier durch einerley Organe, wie wir in
der Folge näher zeigen werden. Zwar haben
Winslow und Scheel eine diesem Satz wider-
sprechende
Hypothese aufgestellt. Beyde, und
mit ihnen auch Abilgaard, Viborg, Rafn und
Herholdt fanden, daſs die Luftröhre der Em-
bryonen von Säugthieren und Vögeln vor der Ge-
burt mit dem Fruchtwasser angefüllt ist. Wins-
low
und Scheel bemerkten ferner, daſs die
Früchte von Hunden und Katzen während ihres
Lebens im Fruchtwasser auf ähnliche Art, wie
das athmende Thier, die Nasenlöcher, die Brust
und den Unterleib bewegen. Sie schlossen hier-
aus, daſs vor der Geburt das Fruchtwasser, so
wie nach der Geburt die atmosphärische Luft,
von den Säugthieren und Vögeln geathmet wür-

de
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0184" n="168"/>
die ihm zu nahe kommen, vielmehr von dem<lb/>
Mund der Vorticelle weg, als da&#x017F;s er sie diesem<lb/>
zuführt.</p><lb/>
                <p>So verhalten sich die verschiedenen Thierclas-<lb/>
sen in Betreff des Athemholens von der Geburt<lb/>
bis zum Tode. Auf eine ganz andere Art aber<lb/>
geht bey ihnen diese Funktion von statten, so<lb/>
lange sie noch im Mutterleibe oder im Ey von ih-<lb/>
ren Häuten umkleidet sind. In diesem Zustand<lb/>
athmet kein Thier weder durch Lungen oder blo&#x017F;se<lb/>
Luftröhren, noch durch Kiemen, sondern die Er-<lb/>
nährung im engern Sinn und das Athemholen ge-<lb/>
schehen hier durch einerley Organe, wie wir in<lb/>
der Folge näher zeigen werden. Zwar haben<lb/><hi rendition="#k">Winslow</hi> und <hi rendition="#k">Scheel</hi> eine diesem Satz <choice><sic>wider-<lb/>
dersprechende</sic><corr>wider-<lb/>
sprechende</corr></choice> Hypothese aufgestellt. Beyde, und<lb/>
mit ihnen auch <hi rendition="#k">Abilgaard, Viborg, Rafn</hi> und<lb/><hi rendition="#k">Herholdt</hi> fanden, da&#x017F;s die Luftröhre der Em-<lb/>
bryonen von Säugthieren und Vögeln vor der Ge-<lb/>
burt mit dem Fruchtwasser angefüllt ist. <hi rendition="#k">Wins-<lb/>
low</hi> und <hi rendition="#k">Scheel</hi> bemerkten ferner, da&#x017F;s die<lb/>
Früchte von Hunden und Katzen während ihres<lb/>
Lebens im Fruchtwasser auf ähnliche Art, wie<lb/>
das athmende Thier, die Nasenlöcher, die Brust<lb/>
und den Unterleib bewegen. Sie schlossen hier-<lb/>
aus, da&#x017F;s vor der Geburt das Fruchtwasser, so<lb/>
wie nach der Geburt die atmosphärische Luft,<lb/>
von den Säugthieren und Vögeln geathmet wür-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">de</fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[168/0184] die ihm zu nahe kommen, vielmehr von dem Mund der Vorticelle weg, als daſs er sie diesem zuführt. So verhalten sich die verschiedenen Thierclas- sen in Betreff des Athemholens von der Geburt bis zum Tode. Auf eine ganz andere Art aber geht bey ihnen diese Funktion von statten, so lange sie noch im Mutterleibe oder im Ey von ih- ren Häuten umkleidet sind. In diesem Zustand athmet kein Thier weder durch Lungen oder bloſse Luftröhren, noch durch Kiemen, sondern die Er- nährung im engern Sinn und das Athemholen ge- schehen hier durch einerley Organe, wie wir in der Folge näher zeigen werden. Zwar haben Winslow und Scheel eine diesem Satz wider- sprechende Hypothese aufgestellt. Beyde, und mit ihnen auch Abilgaard, Viborg, Rafn und Herholdt fanden, daſs die Luftröhre der Em- bryonen von Säugthieren und Vögeln vor der Ge- burt mit dem Fruchtwasser angefüllt ist. Wins- low und Scheel bemerkten ferner, daſs die Früchte von Hunden und Katzen während ihres Lebens im Fruchtwasser auf ähnliche Art, wie das athmende Thier, die Nasenlöcher, die Brust und den Unterleib bewegen. Sie schlossen hier- aus, daſs vor der Geburt das Fruchtwasser, so wie nach der Geburt die atmosphärische Luft, von den Säugthieren und Vögeln geathmet wür- de

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/184
Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/184>, abgerufen am 05.05.2024.