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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814.

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gestatten kann, so muss man fast vermuthen, dass
hier kein Wechsel von Ein- und Ausathmen, son-
dern blos ein mechanisches Eindringen der Luft
in die offenen Tracheen statt findet. Hiermit har-
monirt auch ein Versuch von Lyonnet, welcher
die Luftlöcher einer Schmetterlingslarve mit Sei-
fenwasser bestrich, und dieses lange und auf-
merksam beobachtete, ohne eine Spur von Luft-
blasen darin wahrnehmen zu können, die doch
nothwendig hätten entstehen müssen, wenn hier
ein Ausathmen statt gefunden hätte z). Doch
wird man zugleich jenen Insektengattungen das
Vermögen nicht absprechen können, den Eintritt
schädlicher Luftgattungen in die Tracheen zu
verhindern, indem hierzu die Schliessmuskeln,
womit die Luftröhren an mehrern Stellen verse-
hen sind a), und welche von den Insekten will-
kürlich geöffnet und verschlossen werden kön-
nen b), zu dienen scheinen.

Aber nicht alle Insekten athmen durch Luft-
röhren. Die Skorpionen, Spinnen und Asseln
(Oniscus) haben, obgleich in der Luft sich auf-
haltend, doch wahre Kiemen, und machen den
Uebergang zu den Crustaceen.

Bey
z) Lesser Theologie des ins. T. 1. p. 225.
a) Biolog. Bd. 1. S. 371.
b) Lyonnet Tr. de la chenille du saule. p. 72.

gestatten kann, so muſs man fast vermuthen, daſs
hier kein Wechsel von Ein- und Ausathmen, son-
dern blos ein mechanisches Eindringen der Luft
in die offenen Tracheen statt findet. Hiermit har-
monirt auch ein Versuch von Lyonnet, welcher
die Luftlöcher einer Schmetterlingslarve mit Sei-
fenwasser bestrich, und dieses lange und auf-
merksam beobachtete, ohne eine Spur von Luft-
blasen darin wahrnehmen zu können, die doch
nothwendig hätten entstehen müssen, wenn hier
ein Ausathmen statt gefunden hätte z). Doch
wird man zugleich jenen Insektengattungen das
Vermögen nicht absprechen können, den Eintritt
schädlicher Luftgattungen in die Tracheen zu
verhindern, indem hierzu die Schlieſsmuskeln,
womit die Luftröhren an mehrern Stellen verse-
hen sind a), und welche von den Insekten will-
kürlich geöffnet und verschlossen werden kön-
nen b), zu dienen scheinen.

Aber nicht alle Insekten athmen durch Luft-
röhren. Die Skorpionen, Spinnen und Asseln
(Oniscus) haben, obgleich in der Luft sich auf-
haltend, doch wahre Kiemen, und machen den
Uebergang zu den Crustaceen.

Bey
z) Lesser Théologie des ins. T. 1. p. 225.
a) Biolog. Bd. 1. S. 371.
b) Lyonnet Tr. de la chenille du saule. p. 72.
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[162/0178] gestatten kann, so muſs man fast vermuthen, daſs hier kein Wechsel von Ein- und Ausathmen, son- dern blos ein mechanisches Eindringen der Luft in die offenen Tracheen statt findet. Hiermit har- monirt auch ein Versuch von Lyonnet, welcher die Luftlöcher einer Schmetterlingslarve mit Sei- fenwasser bestrich, und dieses lange und auf- merksam beobachtete, ohne eine Spur von Luft- blasen darin wahrnehmen zu können, die doch nothwendig hätten entstehen müssen, wenn hier ein Ausathmen statt gefunden hätte z). Doch wird man zugleich jenen Insektengattungen das Vermögen nicht absprechen können, den Eintritt schädlicher Luftgattungen in die Tracheen zu verhindern, indem hierzu die Schlieſsmuskeln, womit die Luftröhren an mehrern Stellen verse- hen sind a), und welche von den Insekten will- kürlich geöffnet und verschlossen werden kön- nen b), zu dienen scheinen. Aber nicht alle Insekten athmen durch Luft- röhren. Die Skorpionen, Spinnen und Asseln (Oniscus) haben, obgleich in der Luft sich auf- haltend, doch wahre Kiemen, und machen den Uebergang zu den Crustaceen. Bey z) Lesser Théologie des ins. T. 1. p. 225. a) Biolog. Bd. 1. S. 371. b) Lyonnet Tr. de la chenille du saule. p. 72.

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/178>, abgerufen am 05.05.2024.