gestatten kann, so muss man fast vermuthen, dass hier kein Wechsel von Ein- und Ausathmen, son- dern blos ein mechanisches Eindringen der Luft in die offenen Tracheen statt findet. Hiermit har- monirt auch ein Versuch von Lyonnet, welcher die Luftlöcher einer Schmetterlingslarve mit Sei- fenwasser bestrich, und dieses lange und auf- merksam beobachtete, ohne eine Spur von Luft- blasen darin wahrnehmen zu können, die doch nothwendig hätten entstehen müssen, wenn hier ein Ausathmen statt gefunden hätte z). Doch wird man zugleich jenen Insektengattungen das Vermögen nicht absprechen können, den Eintritt schädlicher Luftgattungen in die Tracheen zu verhindern, indem hierzu die Schliessmuskeln, womit die Luftröhren an mehrern Stellen verse- hen sind a), und welche von den Insekten will- kürlich geöffnet und verschlossen werden kön- nen b), zu dienen scheinen.
Aber nicht alle Insekten athmen durch Luft- röhren. Die Skorpionen, Spinnen und Asseln (Oniscus) haben, obgleich in der Luft sich auf- haltend, doch wahre Kiemen, und machen den Uebergang zu den Crustaceen.
Bey
z)Lesser Theologie des ins. T. 1. p. 225.
a) Biolog. Bd. 1. S. 371.
b)Lyonnet Tr. de la chenille du saule. p. 72.
gestatten kann, so muſs man fast vermuthen, daſs hier kein Wechsel von Ein- und Ausathmen, son- dern blos ein mechanisches Eindringen der Luft in die offenen Tracheen statt findet. Hiermit har- monirt auch ein Versuch von Lyonnet, welcher die Luftlöcher einer Schmetterlingslarve mit Sei- fenwasser bestrich, und dieses lange und auf- merksam beobachtete, ohne eine Spur von Luft- blasen darin wahrnehmen zu können, die doch nothwendig hätten entstehen müssen, wenn hier ein Ausathmen statt gefunden hätte z). Doch wird man zugleich jenen Insektengattungen das Vermögen nicht absprechen können, den Eintritt schädlicher Luftgattungen in die Tracheen zu verhindern, indem hierzu die Schlieſsmuskeln, womit die Luftröhren an mehrern Stellen verse- hen sind a), und welche von den Insekten will- kürlich geöffnet und verschlossen werden kön- nen b), zu dienen scheinen.
Aber nicht alle Insekten athmen durch Luft- röhren. Die Skorpionen, Spinnen und Asseln (Oniscus) haben, obgleich in der Luft sich auf- haltend, doch wahre Kiemen, und machen den Uebergang zu den Crustaceen.
Bey
z)Lesser Théologie des ins. T. 1. p. 225.
a) Biolog. Bd. 1. S. 371.
b)Lyonnet Tr. de la chenille du saule. p. 72.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><p><pbfacs="#f0178"n="162"/>
gestatten kann, so muſs man fast vermuthen, daſs<lb/>
hier kein Wechsel von Ein- und Ausathmen, son-<lb/>
dern blos ein mechanisches Eindringen der Luft<lb/>
in die offenen Tracheen statt findet. Hiermit har-<lb/>
monirt auch ein Versuch von <hirendition="#k">Lyonnet</hi>, welcher<lb/>
die Luftlöcher einer Schmetterlingslarve mit Sei-<lb/>
fenwasser bestrich, und dieses lange und auf-<lb/>
merksam beobachtete, ohne eine Spur von Luft-<lb/>
blasen darin wahrnehmen zu können, die doch<lb/>
nothwendig hätten entstehen müssen, wenn hier<lb/>
ein Ausathmen statt gefunden hätte <noteplace="foot"n="z)"><hirendition="#k">Lesser</hi> Théologie des ins. T. 1. p. 225.</note>. Doch<lb/>
wird man zugleich jenen Insektengattungen das<lb/>
Vermögen nicht absprechen können, den Eintritt<lb/>
schädlicher Luftgattungen in die Tracheen zu<lb/>
verhindern, indem hierzu die Schlieſsmuskeln,<lb/>
womit die Luftröhren an mehrern Stellen verse-<lb/>
hen sind <noteplace="foot"n="a)">Biolog. Bd. 1. S. 371.</note>, und welche von den Insekten will-<lb/>
kürlich geöffnet und verschlossen werden kön-<lb/>
nen <noteplace="foot"n="b)"><hirendition="#k">Lyonnet</hi> Tr. de la chenille du saule. p. 72.</note>, zu dienen scheinen.</p><lb/><p>Aber nicht alle Insekten athmen durch Luft-<lb/>
röhren. Die Skorpionen, Spinnen und Asseln<lb/>
(Oniscus) haben, obgleich in der Luft sich auf-<lb/>
haltend, doch wahre Kiemen, und machen den<lb/>
Uebergang zu den Crustaceen.</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Bey</fw><lb/></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[162/0178]
gestatten kann, so muſs man fast vermuthen, daſs
hier kein Wechsel von Ein- und Ausathmen, son-
dern blos ein mechanisches Eindringen der Luft
in die offenen Tracheen statt findet. Hiermit har-
monirt auch ein Versuch von Lyonnet, welcher
die Luftlöcher einer Schmetterlingslarve mit Sei-
fenwasser bestrich, und dieses lange und auf-
merksam beobachtete, ohne eine Spur von Luft-
blasen darin wahrnehmen zu können, die doch
nothwendig hätten entstehen müssen, wenn hier
ein Ausathmen statt gefunden hätte z). Doch
wird man zugleich jenen Insektengattungen das
Vermögen nicht absprechen können, den Eintritt
schädlicher Luftgattungen in die Tracheen zu
verhindern, indem hierzu die Schlieſsmuskeln,
womit die Luftröhren an mehrern Stellen verse-
hen sind a), und welche von den Insekten will-
kürlich geöffnet und verschlossen werden kön-
nen b), zu dienen scheinen.
Aber nicht alle Insekten athmen durch Luft-
röhren. Die Skorpionen, Spinnen und Asseln
(Oniscus) haben, obgleich in der Luft sich auf-
haltend, doch wahre Kiemen, und machen den
Uebergang zu den Crustaceen.
Bey
z) Lesser Théologie des ins. T. 1. p. 225.
a) Biolog. Bd. 1. S. 371.
b) Lyonnet Tr. de la chenille du saule. p. 72.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/178>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.