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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814.

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ses geschieht jedoch nicht auf Kosten der Schwe-
felsäure v), sondern durch Aufnahme von Sauer-
stoff entweder des Wassers, oder der Luft. Wel-
ches von beyden der Fall ist, und ob der Zucker
aus dem Stärkemehl unmittelbar entsteht, oder
erst gebildet wird, nachdem dieses zuvor durch
den Zustand des Gummi gegangen ist, darüber
geben die bisherigen Versuche mit Schwefelsäure
keinen Aufschluss. Cruikshank's Versuche über
die Verwandlung des Stärkemehls und Schleims
in Zucker beym Malzen des Getreides aber leh-
ren, dass hierbey der Sauerstoff der Atmosphäre
absorbirt wird, dass der Zucker sich von dem
Gummi durch einen grössern Gehalt an Sauerstoff
unterscheidet, und dass sich dieses in jenen durch
Entziehung des Sauerstoffs vermittelst Phosphor-
kalk und Schwefelalkalien verwandeln lässt w).
Es ist hiernach wahrscheinlich, dass auch bey
dem Kochen des Stärkemehls mit schwefelsaurem
Wasser der absorbirte Sauerstoff der Luft die
Stärke in Zucker umändert, und dass sie erst
zu Gummi wird, ehe sie in Zucker übergeht.
Ich glaube aber, dass nicht blos die Schwefel-
säure diesen Uebergang vermittelt, sondern dass
auch der Kalk, der nach dem Kochen zugesetzt

wird,
v) Vogel a. a. O. -- Pfaff ebendas. S. 94.
w) Nicholson Journ. of nat. Phil. Vol. 1. p. 337.
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ses geschieht jedoch nicht auf Kosten der Schwe-
felsäure v), sondern durch Aufnahme von Sauer-
stoff entweder des Wassers, oder der Luft. Wel-
ches von beyden der Fall ist, und ob der Zucker
aus dem Stärkemehl unmittelbar entsteht, oder
erst gebildet wird, nachdem dieses zuvor durch
den Zustand des Gummi gegangen ist, darüber
geben die bisherigen Versuche mit Schwefelsäure
keinen Aufschluſs. Cruikshank’s Versuche über
die Verwandlung des Stärkemehls und Schleims
in Zucker beym Malzen des Getreides aber leh-
ren, daſs hierbey der Sauerstoff der Atmosphäre
absorbirt wird, daſs der Zucker sich von dem
Gummi durch einen gröſsern Gehalt an Sauerstoff
unterscheidet, und daſs sich dieses in jenen durch
Entziehung des Sauerstoffs vermittelst Phosphor-
kalk und Schwefelalkalien verwandeln läſst w).
Es ist hiernach wahrscheinlich, daſs auch bey
dem Kochen des Stärkemehls mit schwefelsaurem
Wasser der absorbirte Sauerstoff der Luft die
Stärke in Zucker umändert, und daſs sie erst
zu Gummi wird, ehe sie in Zucker übergeht.
Ich glaube aber, daſs nicht blos die Schwefel-
säure diesen Uebergang vermittelt, sondern daſs
auch der Kalk, der nach dem Kochen zugesetzt

wird,
v) Vogel a. a. O. — Pfaff ebendas. S. 94.
w) Nicholson Journ. of nat. Phil. Vol. 1. p. 337.
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[105/0121] ses geschieht jedoch nicht auf Kosten der Schwe- felsäure v), sondern durch Aufnahme von Sauer- stoff entweder des Wassers, oder der Luft. Wel- ches von beyden der Fall ist, und ob der Zucker aus dem Stärkemehl unmittelbar entsteht, oder erst gebildet wird, nachdem dieses zuvor durch den Zustand des Gummi gegangen ist, darüber geben die bisherigen Versuche mit Schwefelsäure keinen Aufschluſs. Cruikshank’s Versuche über die Verwandlung des Stärkemehls und Schleims in Zucker beym Malzen des Getreides aber leh- ren, daſs hierbey der Sauerstoff der Atmosphäre absorbirt wird, daſs der Zucker sich von dem Gummi durch einen gröſsern Gehalt an Sauerstoff unterscheidet, und daſs sich dieses in jenen durch Entziehung des Sauerstoffs vermittelst Phosphor- kalk und Schwefelalkalien verwandeln läſst w). Es ist hiernach wahrscheinlich, daſs auch bey dem Kochen des Stärkemehls mit schwefelsaurem Wasser der absorbirte Sauerstoff der Luft die Stärke in Zucker umändert, und daſs sie erst zu Gummi wird, ehe sie in Zucker übergeht. Ich glaube aber, daſs nicht blos die Schwefel- säure diesen Uebergang vermittelt, sondern daſs auch der Kalk, der nach dem Kochen zugesetzt wird, v) Vogel a. a. O. — Pfaff ebendas. S. 94. w) Nicholson Journ. of nat. Phil. Vol. 1. p. 337. G 5

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/121>, abgerufen am 03.05.2024.