Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814.

Bild:
<< vorherige Seite

Verlust, als einen Zuwachs an Kohlenstoff erlit-
ten. Saussure schliesst hieraus, dass die Pflan-
zen ihren Kohlenstoff und einen Theil ihres
Sauerstoffs aus der Atmosphäre schöpfen, indem
sie das kohlensaure Gas derselben zersetzen, sich
den Kohlenstoff und einen Theil des Sauerstoffs
dieses Gas aneignen, und den übrigen Sauerstoff
am Sonnenlichte von sich geben o). Allein es
findet ein wichtiger Umstand bey jenen Versu-
chen statt, wodurch dieser Schluss sehr unsicher
gemacht wird. In dem letztern Recipienten hatte
sich weder die Reinheit, noch das Volumen der
Luft verändert, und doch hatten die eingeschlos-
senen Pflanzen Kohlenstoff verloren. Wo war
nun dieser geblieben? Er konnte nur von dem
mit einer dünnen Wasserschicht bedeckten Queck-
silber, womit die Glocken gesperrt waren, aufge-
nommen seyn. War aber in dem letztern Reci-
pienten von dem nassen Quecksilber kohlensaures
Gas absorbirt worden, so kann dieses auch in
dem erstern davon verschluckt seyn, und so lässt
sich überhaupt aus diesen Versuchen nichts fol-
gern.

Ferner verfolgte Saussure die Erscheinungen,
welche Blätter und überhaupt grüne Pflanzen-
theile äussern, die im Dunkeln der atmosphäri-
schen Luft ausgesetzt sind. Die Resultate, die er

hier-
o) A. a. O. S. 36 ff. §. 4. 5.

Verlust, als einen Zuwachs an Kohlenstoff erlit-
ten. Saussure schlieſst hieraus, daſs die Pflan-
zen ihren Kohlenstoff und einen Theil ihres
Sauerstoffs aus der Atmosphäre schöpfen, indem
sie das kohlensaure Gas derselben zersetzen, sich
den Kohlenstoff und einen Theil des Sauerstoffs
dieses Gas aneignen, und den übrigen Sauerstoff
am Sonnenlichte von sich geben o). Allein es
findet ein wichtiger Umstand bey jenen Versu-
chen statt, wodurch dieser Schluſs sehr unsicher
gemacht wird. In dem letztern Recipienten hatte
sich weder die Reinheit, noch das Volumen der
Luft verändert, und doch hatten die eingeschlos-
senen Pflanzen Kohlenstoff verloren. Wo war
nun dieser geblieben? Er konnte nur von dem
mit einer dünnen Wasserschicht bedeckten Queck-
silber, womit die Glocken gesperrt waren, aufge-
nommen seyn. War aber in dem letztern Reci-
pienten von dem nassen Quecksilber kohlensaures
Gas absorbirt worden, so kann dieses auch in
dem erstern davon verschluckt seyn, und so läſst
sich überhaupt aus diesen Versuchen nichts fol-
gern.

Ferner verfolgte Saussure die Erscheinungen,
welche Blätter und überhaupt grüne Pflanzen-
theile äuſsern, die im Dunkeln der atmosphäri-
schen Luft ausgesetzt sind. Die Resultate, die er

hier-
o) A. a. O. S. 36 ff. §. 4. 5.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0102" n="86"/>
Verlust, als einen Zuwachs an Kohlenstoff erlit-<lb/>
ten. <hi rendition="#k">Saussure</hi> schlie&#x017F;st hieraus, da&#x017F;s die Pflan-<lb/>
zen ihren Kohlenstoff und einen Theil ihres<lb/>
Sauerstoffs aus der Atmosphäre schöpfen, indem<lb/>
sie das kohlensaure Gas derselben zersetzen, sich<lb/>
den Kohlenstoff und einen Theil des Sauerstoffs<lb/>
dieses Gas aneignen, und den übrigen Sauerstoff<lb/>
am Sonnenlichte von sich geben <note place="foot" n="o)">A. a. O. S. 36 ff. §. 4. 5.</note>. Allein es<lb/>
findet ein wichtiger Umstand bey jenen Versu-<lb/>
chen statt, wodurch dieser Schlu&#x017F;s sehr unsicher<lb/>
gemacht wird. In dem letztern Recipienten hatte<lb/>
sich weder die Reinheit, noch das Volumen der<lb/>
Luft verändert, und doch hatten die eingeschlos-<lb/>
senen Pflanzen Kohlenstoff verloren. Wo war<lb/>
nun dieser geblieben? Er konnte nur von dem<lb/>
mit einer dünnen Wasserschicht bedeckten Queck-<lb/>
silber, womit die Glocken gesperrt waren, aufge-<lb/>
nommen seyn. War aber in dem letztern Reci-<lb/>
pienten von dem nassen Quecksilber kohlensaures<lb/>
Gas absorbirt worden, so kann dieses auch in<lb/>
dem erstern davon verschluckt seyn, und so lä&#x017F;st<lb/>
sich überhaupt aus diesen Versuchen nichts fol-<lb/>
gern.</p><lb/>
              <p>Ferner verfolgte <hi rendition="#k">Saussure</hi> die Erscheinungen,<lb/>
welche Blätter und überhaupt grüne Pflanzen-<lb/>
theile äu&#x017F;sern, die im Dunkeln der atmosphäri-<lb/>
schen Luft ausgesetzt sind. Die Resultate, die er<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">hier-</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[86/0102] Verlust, als einen Zuwachs an Kohlenstoff erlit- ten. Saussure schlieſst hieraus, daſs die Pflan- zen ihren Kohlenstoff und einen Theil ihres Sauerstoffs aus der Atmosphäre schöpfen, indem sie das kohlensaure Gas derselben zersetzen, sich den Kohlenstoff und einen Theil des Sauerstoffs dieses Gas aneignen, und den übrigen Sauerstoff am Sonnenlichte von sich geben o). Allein es findet ein wichtiger Umstand bey jenen Versu- chen statt, wodurch dieser Schluſs sehr unsicher gemacht wird. In dem letztern Recipienten hatte sich weder die Reinheit, noch das Volumen der Luft verändert, und doch hatten die eingeschlos- senen Pflanzen Kohlenstoff verloren. Wo war nun dieser geblieben? Er konnte nur von dem mit einer dünnen Wasserschicht bedeckten Queck- silber, womit die Glocken gesperrt waren, aufge- nommen seyn. War aber in dem letztern Reci- pienten von dem nassen Quecksilber kohlensaures Gas absorbirt worden, so kann dieses auch in dem erstern davon verschluckt seyn, und so läſst sich überhaupt aus diesen Versuchen nichts fol- gern. Ferner verfolgte Saussure die Erscheinungen, welche Blätter und überhaupt grüne Pflanzen- theile äuſsern, die im Dunkeln der atmosphäri- schen Luft ausgesetzt sind. Die Resultate, die er hier- o) A. a. O. S. 36 ff. §. 4. 5.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/102
Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/102>, abgerufen am 25.11.2024.