zeugung der Amphibien den Eyern ihr Ent- wickelungsvermögen, und dem männlichen Saa- men seine befruchtende Kraft durch einen ge- wissen Grad sowohl von Kälte, als von Hitze geraubt.
Hier ist nun der Grund, auf welchem sich unsere obige Behauptung stützt, dass alle Exal- tationen und Depressionen der Reitzbarkeit und alle Umwandelungen der Form des Lebens nicht Wirkungen eigener Potenzen, sondern Neben- wirkungen der Reitze sind. Denn nur bey die- ser Voraussetzung ist eine Erklärung des letz- tern obigen Gesetzes möglich. Gäbe es Poten- zen, welche die Receptivität erhöheten, ohne zu reitzen, so wäre nicht einzusehen, warum nicht diese Fähigkeit bey entzogenen Reitzen ent- weder immer fort steigen, oder sich doch un- verändert auf einer gewissen Höhe erhalten soll- te, ohne dass das Leben des Organismus wäh- rend jener Entziehung dadurch beeinträchtigt würde. Wirkt aber jeder Reitz zugleich als ex- altirende Potenz, und zwar auf eine solche Art, dass er die Receptivität zwar in Beziehung auf sich vermindert, aber in Beziehung auf andere Reitze erhöhet, so findet bey entzogenen Reitzen immer nur eine einseitige Erhöhung jener Fä- higkeit, nehmlich in Beziehung auf diese ent- zogenen Reitze, statt. Aber kein Körper kann
allen
III. Bd. P p
zeugung der Amphibien den Eyern ihr Ent- wickelungsvermögen, und dem männlichen Saa- men seine befruchtende Kraft durch einen ge- wissen Grad sowohl von Kälte, als von Hitze geraubt.
Hier ist nun der Grund, auf welchem sich unsere obige Behauptung stützt, daſs alle Exal- tationen und Depressionen der Reitzbarkeit und alle Umwandelungen der Form des Lebens nicht Wirkungen eigener Potenzen, sondern Neben- wirkungen der Reitze sind. Denn nur bey die- ser Voraussetzung ist eine Erklärung des letz- tern obigen Gesetzes möglich. Gäbe es Poten- zen, welche die Receptivität erhöheten, ohne zu reitzen, so wäre nicht einzusehen, warum nicht diese Fähigkeit bey entzogenen Reitzen ent- weder immer fort steigen, oder sich doch un- verändert auf einer gewissen Höhe erhalten soll- te, ohne daſs das Leben des Organismus wäh- rend jener Entziehung dadurch beeinträchtigt würde. Wirkt aber jeder Reitz zugleich als ex- altirende Potenz, und zwar auf eine solche Art, daſs er die Receptivität zwar in Beziehung auf sich vermindert, aber in Beziehung auf andere Reitze erhöhet, so findet bey entzogenen Reitzen immer nur eine einseitige Erhöhung jener Fä- higkeit, nehmlich in Beziehung auf diese ent- zogenen Reitze, statt. Aber kein Körper kann
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zeugung der Amphibien den Eyern ihr Ent-
wickelungsvermögen, und dem männlichen Saa-
men seine befruchtende Kraft durch einen ge-
wissen Grad sowohl von Kälte, als von Hitze
geraubt.
Hier ist nun der Grund, auf welchem sich
unsere obige Behauptung stützt, daſs alle Exal-
tationen und Depressionen der Reitzbarkeit und
alle Umwandelungen der Form des Lebens nicht
Wirkungen eigener Potenzen, sondern Neben-
wirkungen der Reitze sind. Denn nur bey die-
ser Voraussetzung ist eine Erklärung des letz-
tern obigen Gesetzes möglich. Gäbe es Poten-
zen, welche die Receptivität erhöheten, ohne
zu reitzen, so wäre nicht einzusehen, warum
nicht diese Fähigkeit bey entzogenen Reitzen ent-
weder immer fort steigen, oder sich doch un-
verändert auf einer gewissen Höhe erhalten soll-
te, ohne daſs das Leben des Organismus wäh-
rend jener Entziehung dadurch beeinträchtigt
würde. Wirkt aber jeder Reitz zugleich als ex-
altirende Potenz, und zwar auf eine solche Art,
daſs er die Receptivität zwar in Beziehung auf
sich vermindert, aber in Beziehung auf andere
Reitze erhöhet, so findet bey entzogenen Reitzen
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805, S. 587. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805/597>, abgerufen am 22.11.2024.
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