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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805.

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ders, als die Receptivität steigt, so wie die Ge-
walt der einwirkenden Potenzen vermindert wird,
und sinkt, so wie diese zunimmt. Die Erfah-
rung giebt uns ebenfalls Beweise jenes Satzes.
Thiere und Pflanzen, die einem gewissen Grade
von Kälte eine Zeitlang ausgesetzt gewesen sind,
sterben, wenn sie plötzlich in eine Wärme ge-
bracht werden, die ihnen unter andern Umstän-
den nicht den mindesten Nachtheil zufügen wür-
de. Nachtfröste können ziemlich heftig seyn,
ohne den Gewächsen zu schaden, wenn der
Himmel am folgenden Tage umwölkt ist, und
die Pflanzen nicht eher von den Sonnenstrahlen
beschienen werden, als bis das Eis wieder ge-
schmolzen ist (o). Am meisten leiden von ihnen
Gewächse, welche vor dem Nordwinde geschützt,
und der Mittagssonne ausgesetzt sind, weit we-
niger die, welche von dem Nordwinde getroffen
werden (p). Die Erklärung dieser Erfahrungen
ist ohne Zweifel darin zu suchen, dass die Re-
ceptivität bey der verminderten Wärme zu einer
Höhe anwächst, auf welcher schon ein geringer
Grad von Wärme eine eben so heftige Erregung
hervorbringt, wie sonst nur eine übermässige
Hitze nach sich ziehen würde. Aus einer ähn-
lichen Ursache verwelken Gewächse, die lange

unter
(o) Du Hamel et Buffon, Mem. de l'Acad. des sc-
de Paris. 1737. Ed. 8. p. 404.
(p) Ebendas. p. 396.

ders, als die Receptivität steigt, so wie die Ge-
walt der einwirkenden Potenzen vermindert wird,
und sinkt, so wie diese zunimmt. Die Erfah-
rung giebt uns ebenfalls Beweise jenes Satzes.
Thiere und Pflanzen, die einem gewissen Grade
von Kälte eine Zeitlang ausgesetzt gewesen sind,
sterben, wenn sie plötzlich in eine Wärme ge-
bracht werden, die ihnen unter andern Umstän-
den nicht den mindesten Nachtheil zufügen wür-
de. Nachtfröste können ziemlich heftig seyn,
ohne den Gewächsen zu schaden, wenn der
Himmel am folgenden Tage umwölkt ist, und
die Pflanzen nicht eher von den Sonnenstrahlen
beschienen werden, als bis das Eis wieder ge-
schmolzen ist (o). Am meisten leiden von ihnen
Gewächse, welche vor dem Nordwinde geschützt,
und der Mittagssonne ausgesetzt sind, weit we-
niger die, welche von dem Nordwinde getroffen
werden (p). Die Erklärung dieser Erfahrungen
ist ohne Zweifel darin zu suchen, daſs die Re-
ceptivität bey der verminderten Wärme zu einer
Höhe anwächst, auf welcher schon ein geringer
Grad von Wärme eine eben so heftige Erregung
hervorbringt, wie sonst nur eine übermäſsige
Hitze nach sich ziehen würde. Aus einer ähn-
lichen Ursache verwelken Gewächse, die lange

unter
(o) Du Hamel et Buffon, Mém. de l’Acad. des sc-
de Paris. 1737. Ed. 8. p. 404.
(p) Ebendas. p. 396.
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[585/0595] ders, als die Receptivität steigt, so wie die Ge- walt der einwirkenden Potenzen vermindert wird, und sinkt, so wie diese zunimmt. Die Erfah- rung giebt uns ebenfalls Beweise jenes Satzes. Thiere und Pflanzen, die einem gewissen Grade von Kälte eine Zeitlang ausgesetzt gewesen sind, sterben, wenn sie plötzlich in eine Wärme ge- bracht werden, die ihnen unter andern Umstän- den nicht den mindesten Nachtheil zufügen wür- de. Nachtfröste können ziemlich heftig seyn, ohne den Gewächsen zu schaden, wenn der Himmel am folgenden Tage umwölkt ist, und die Pflanzen nicht eher von den Sonnenstrahlen beschienen werden, als bis das Eis wieder ge- schmolzen ist (o). Am meisten leiden von ihnen Gewächse, welche vor dem Nordwinde geschützt, und der Mittagssonne ausgesetzt sind, weit we- niger die, welche von dem Nordwinde getroffen werden (p). Die Erklärung dieser Erfahrungen ist ohne Zweifel darin zu suchen, daſs die Re- ceptivität bey der verminderten Wärme zu einer Höhe anwächst, auf welcher schon ein geringer Grad von Wärme eine eben so heftige Erregung hervorbringt, wie sonst nur eine übermäſsige Hitze nach sich ziehen würde. Aus einer ähn- lichen Ursache verwelken Gewächse, die lange unter (o) Du Hamel et Buffon, Mém. de l’Acad. des sc- de Paris. 1737. Ed. 8. p. 404. (p) Ebendas. p. 396.

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805, S. 585. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805/595>, abgerufen am 23.11.2024.