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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805.

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Aussenwelt unabhängig ist, jedoch durch die-
sen verstärkt werden kann.

Jener Cirkel von Erregungen besteht darin,
dass die sämmtlichen Organe auf einander als
relativ äussere, erregende Potenzen wirken. Um
jene Voraussetzung zu rechtfertigen, ist es also
nothwendig, zuerst die Frage, ob es dergleichen
Potenzen giebt? aus Erfahrungsgründen zu be-
antworten. Wir sehen aber, dass bey allen le-
benden Körpern gänzliche Ausleerung der Säfte
den Tod nach sich zieht. Es ist also zu ver-
muthen, dass die flüssigen Theile relativ äus-
sere, erregende Potenzen für die festen sind.
Wir sehen ferner, dass in jedem Theile das
Wachsthum und endlich alle Lebensthätigkeit auf-
hört, wenn entweder die Nerven, oder die
Blutgefässe desselben unterbunden, oder auf an-
dere Art ausser Verbindung mit dem übrigen
Organismus gesetzt werden (e). Die Erfahrung
lehrt auch, dass bey den Insekten ein ähnliches
partielles Aufhören der Lebensthätigkeit nach
dem Bestreichen der Luftlöcher einzelner Ringe
mit Oel eintritt (f). Hier bringt also die Ent-

ziehung
(e) Stenonii Elem. myolog. specimen. p. 86. Hal-
ler
in Commentar. soc. Reg. sc. Gotting. T. IV.
p. 419. Arnemann über die Reproduktion der Ner-
ven. S. 26.
(f) Lyonnet Traite de la ohenille du saule. p. 79.
Aussenwelt unabhängig ist, jedoch durch die-
sen verstärkt werden kann.

Jener Cirkel von Erregungen besteht darin,
daſs die sämmtlichen Organe auf einander als
relativ äussere, erregende Potenzen wirken. Um
jene Voraussetzung zu rechtfertigen, ist es also
nothwendig, zuerst die Frage, ob es dergleichen
Potenzen giebt? aus Erfahrungsgründen zu be-
antworten. Wir sehen aber, daſs bey allen le-
benden Körpern gänzliche Ausleerung der Säfte
den Tod nach sich zieht. Es ist also zu ver-
muthen, daſs die flüssigen Theile relativ äus-
sere, erregende Potenzen für die festen sind.
Wir sehen ferner, daſs in jedem Theile das
Wachsthum und endlich alle Lebensthätigkeit auf-
hört, wenn entweder die Nerven, oder die
Blutgefäſse desselben unterbunden, oder auf an-
dere Art ausser Verbindung mit dem übrigen
Organismus gesetzt werden (e). Die Erfahrung
lehrt auch, daſs bey den Insekten ein ähnliches
partielles Aufhören der Lebensthätigkeit nach
dem Bestreichen der Luftlöcher einzelner Ringe
mit Oel eintritt (f). Hier bringt also die Ent-

ziehung
(e) Stenonii Elem. myolog. specimen. p. 86. Hal-
ler
in Commentar. soc. Reg. sc. Gotting. T. IV.
p. 419. Arnemann über die Reproduktion der Ner-
ven. S. 26.
(f) Lyonnet Traité de la ohenille du saule. p. 79.
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[576/0586] Aussenwelt unabhängig ist, jedoch durch die- sen verstärkt werden kann. Jener Cirkel von Erregungen besteht darin, daſs die sämmtlichen Organe auf einander als relativ äussere, erregende Potenzen wirken. Um jene Voraussetzung zu rechtfertigen, ist es also nothwendig, zuerst die Frage, ob es dergleichen Potenzen giebt? aus Erfahrungsgründen zu be- antworten. Wir sehen aber, daſs bey allen le- benden Körpern gänzliche Ausleerung der Säfte den Tod nach sich zieht. Es ist also zu ver- muthen, daſs die flüssigen Theile relativ äus- sere, erregende Potenzen für die festen sind. Wir sehen ferner, daſs in jedem Theile das Wachsthum und endlich alle Lebensthätigkeit auf- hört, wenn entweder die Nerven, oder die Blutgefäſse desselben unterbunden, oder auf an- dere Art ausser Verbindung mit dem übrigen Organismus gesetzt werden (e). Die Erfahrung lehrt auch, daſs bey den Insekten ein ähnliches partielles Aufhören der Lebensthätigkeit nach dem Bestreichen der Luftlöcher einzelner Ringe mit Oel eintritt (f). Hier bringt also die Ent- ziehung (e) Stenonii Elem. myolog. specimen. p. 86. Hal- ler in Commentar. soc. Reg. sc. Gotting. T. IV. p. 419. Arnemann über die Reproduktion der Ner- ven. S. 26. (f) Lyonnet Traité de la ohenille du saule. p. 79.

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805, S. 576. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805/586>, abgerufen am 21.05.2024.