ben der Organe aber gering ist; ein kleines Ge- hirn mit grossen Nerven und Nervenknoten ver- mindert die Sympathie und vermehrt das eigene Leben der Organe.
Hieraus fliesst eine, das Nervensystem der Zoophyten und Pflanzen betreffende Folgerung. Das anatomische Messer zeigt uns bey diesen Organismen kein Gehirn und keine Nerven mehr. Wir sind aber dennoch gezwungen, bey ihnen ein Analogon von Nervensystem anzunehmen, weil sich bey allen noch Spuhren von Sympa- thie finden, welches ohne Nerven nicht der Fall seyn könnte. Jene Sympathie nun ist am gröss- ten bey den obern Ordnungen der Thierpflan- zen, in deren Struktur noch Symmetrie herrscht; sie nimmt ab, so wie sich diese Symmetrie ver- mindert, und ist also am geringsten bey den Pflanzenthieren; sie äussert sich wieder mehr bey den Pflanzen durch den symmetrischen Stand der Blätter, den man bey diesen Organismen überhaupt, vorzüglich aber bey denen mit gefie- derten Zweigen antrifft. Nach dieser Stufenleiter der Sympathie muss sich auch die Organisation des Nervensystems bey den Zoophyten und Pflan- zen richten. Die, zunächst an die Thiere grän- zenden Thierpflanzen haben also vermuthlich noch ein Nervensystem mit einer Art von Gan- glien oder Vereinigungsorganen der verschiedenen
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ben der Organe aber gering ist; ein kleines Ge- hirn mit groſsen Nerven und Nervenknoten ver- mindert die Sympathie und vermehrt das eigene Leben der Organe.
Hieraus flieſst eine, das Nervensystem der Zoophyten und Pflanzen betreffende Folgerung. Das anatomische Messer zeigt uns bey diesen Organismen kein Gehirn und keine Nerven mehr. Wir sind aber dennoch gezwungen, bey ihnen ein Analogon von Nervensystem anzunehmen, weil sich bey allen noch Spuhren von Sympa- thie finden, welches ohne Nerven nicht der Fall seyn könnte. Jene Sympathie nun ist am gröſs- ten bey den obern Ordnungen der Thierpflan- zen, in deren Struktur noch Symmetrie herrscht; sie nimmt ab, so wie sich diese Symmetrie ver- mindert, und ist also am geringsten bey den Pflanzenthieren; sie äussert sich wieder mehr bey den Pflanzen durch den symmetrischen Stand der Blätter, den man bey diesen Organismen überhaupt, vorzüglich aber bey denen mit gefie- derten Zweigen antrifft. Nach dieser Stufenleiter der Sympathie muſs sich auch die Organisation des Nervensystems bey den Zoophyten und Pflan- zen richten. Die, zunächst an die Thiere grän- zenden Thierpflanzen haben also vermuthlich noch ein Nervensystem mit einer Art von Gan- glien oder Vereinigungsorganen der verschiedenen
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ben der Organe aber gering ist; ein kleines Ge-
hirn mit groſsen Nerven und Nervenknoten ver-
mindert die Sympathie und vermehrt das eigene
Leben der Organe.
Hieraus flieſst eine, das Nervensystem der
Zoophyten und Pflanzen betreffende Folgerung.
Das anatomische Messer zeigt uns bey diesen
Organismen kein Gehirn und keine Nerven mehr.
Wir sind aber dennoch gezwungen, bey ihnen
ein Analogon von Nervensystem anzunehmen,
weil sich bey allen noch Spuhren von Sympa-
thie finden, welches ohne Nerven nicht der Fall
seyn könnte. Jene Sympathie nun ist am gröſs-
ten bey den obern Ordnungen der Thierpflan-
zen, in deren Struktur noch Symmetrie herrscht;
sie nimmt ab, so wie sich diese Symmetrie ver-
mindert, und ist also am geringsten bey den
Pflanzenthieren; sie äussert sich wieder mehr
bey den Pflanzen durch den symmetrischen Stand
der Blätter, den man bey diesen Organismen
überhaupt, vorzüglich aber bey denen mit gefie-
derten Zweigen antrifft. Nach dieser Stufenleiter
der Sympathie muſs sich auch die Organisation
des Nervensystems bey den Zoophyten und Pflan-
zen richten. Die, zunächst an die Thiere grän-
zenden Thierpflanzen haben also vermuthlich
noch ein Nervensystem mit einer Art von Gan-
glien oder Vereinigungsorganen der verschiedenen
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805, S. 542. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805/552>, abgerufen am 22.11.2024.
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