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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805.

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Excrescenzen an der Stirne darnach entstehen.
Ein genauerer Beobachter würde vielleicht auch
in denen Fällen, wo ähnliche Auswüchse bey Kin-
dern nach den Blattern entstanden (d), die Bil-
dung irgend einer Flüssigkeit unterdrückt gefun-
den haben.

Die meisten unter das obige Gesetz gehörigen
Erfahrungen liefern uns aber die flüssigen Theile,
und Brandis (e) hat das Verdienst, diese Phä-
nomene zuerst aus einem richtigen Gesichtspunk-
te betrachtet zu haben. Hierher gehören zuerst
die sogenannten Milchversetzungen. Wird die
Bildung der Milch in den Brüsten plötzlich unter-
drückt, so übernehmen andere Theile die Funk-
tion der Gefässe jener Organe, und bringen, statt
der ihnen sonst eigenen Säfte, milchartige Flüs-
sigkeiten hervor. Am häufigsten übernimmt jene
Funktion der Brustdrüse das Zellgewebe, womit
dieselbe bekleidet ist; hiernächst das Zellgewebe,
das über und zwischen den Bauchmuskeln liegt,
das Zellgewebe an den breiten Bändern der Ge-
bährmutter, das der Schenkel und der Lungen,
der Darmcanal, die Speicheldrüsen, die Nieren,
und selbst die Schleimhaut der Nase. So entste-
hen Ergiessungen milchartiger Flüssigkeiten in der

Brust-
(d) Fahner's Beyträge zur prakt. u. gerichtl. Arzney-
kunde. B. 1. S. 25.
(e) Versuch über die Metastasen.

Excrescenzen an der Stirne darnach entstehen.
Ein genauerer Beobachter würde vielleicht auch
in denen Fällen, wo ähnliche Auswüchse bey Kin-
dern nach den Blattern entstanden (d), die Bil-
dung irgend einer Flüssigkeit unterdrückt gefun-
den haben.

Die meisten unter das obige Gesetz gehörigen
Erfahrungen liefern uns aber die flüssigen Theile,
und Brandis (e) hat das Verdienst, diese Phä-
nomene zuerst aus einem richtigen Gesichtspunk-
te betrachtet zu haben. Hierher gehören zuerst
die sogenannten Milchversetzungen. Wird die
Bildung der Milch in den Brüsten plötzlich unter-
drückt, so übernehmen andere Theile die Funk-
tion der Gefäſse jener Organe, und bringen, statt
der ihnen sonst eigenen Säfte, milchartige Flüs-
sigkeiten hervor. Am häufigsten übernimmt jene
Funktion der Brustdrüse das Zellgewebe, womit
dieselbe bekleidet ist; hiernächst das Zellgewebe,
das über und zwischen den Bauchmuskeln liegt,
das Zellgewebe an den breiten Bändern der Ge-
bährmutter, das der Schenkel und der Lungen,
der Darmcanal, die Speicheldrüsen, die Nieren,
und selbst die Schleimhaut der Nase. So entste-
hen Ergiessungen milchartiger Flüssigkeiten in der

Brust-
(d) Fahner’s Beyträge zur prakt. u. gerichtl. Arzney-
kunde. B. 1. S. 25.
(e) Versuch über die Metastasen.
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[526/0536] Excrescenzen an der Stirne darnach entstehen. Ein genauerer Beobachter würde vielleicht auch in denen Fällen, wo ähnliche Auswüchse bey Kin- dern nach den Blattern entstanden (d), die Bil- dung irgend einer Flüssigkeit unterdrückt gefun- den haben. Die meisten unter das obige Gesetz gehörigen Erfahrungen liefern uns aber die flüssigen Theile, und Brandis (e) hat das Verdienst, diese Phä- nomene zuerst aus einem richtigen Gesichtspunk- te betrachtet zu haben. Hierher gehören zuerst die sogenannten Milchversetzungen. Wird die Bildung der Milch in den Brüsten plötzlich unter- drückt, so übernehmen andere Theile die Funk- tion der Gefäſse jener Organe, und bringen, statt der ihnen sonst eigenen Säfte, milchartige Flüs- sigkeiten hervor. Am häufigsten übernimmt jene Funktion der Brustdrüse das Zellgewebe, womit dieselbe bekleidet ist; hiernächst das Zellgewebe, das über und zwischen den Bauchmuskeln liegt, das Zellgewebe an den breiten Bändern der Ge- bährmutter, das der Schenkel und der Lungen, der Darmcanal, die Speicheldrüsen, die Nieren, und selbst die Schleimhaut der Nase. So entste- hen Ergiessungen milchartiger Flüssigkeiten in der Brust- (d) Fahner’s Beyträge zur prakt. u. gerichtl. Arzney- kunde. B. 1. S. 25. (e) Versuch über die Metastasen.

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805, S. 526. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805/536>, abgerufen am 18.05.2024.