chen Urformen durch den ewigen Kreislauf von Veränderungen, in welchem das Universum be- griffen ist, entwickelt sind. Wir haben nehm- lich erstens gesehen, dass bey zufälligen, und selbst mechanischen Ursachen, die nach der Em- pfängniss auf den Keim wirken, und die regel- mässige Ausbildung desselben verhindern, dieser dennoch eine, den Verhältnissen, worin er sich befindet, so angemessene Gestalt, wie möglich, annimmt. Um wie viel mehr wird dies also der Fall seyn, wenn jene Ursachen nicht zufäl- lig, sondern Resultate der Organisation des Uni- versums sind! Ursachen aber, die in der Orga- nisation des Weltalls gegründet sind, wirken nicht, wie die zufälligen, wodurch Misssbildun- gen entstehen, blos vorübergehend, sondern durch ganze Reihen von Generationen. Sie ha- ben also schon vor der Empfängniss Einfluss auf den Zeugungsstoff. Wenn folglich diese Ursa- chen in der That denen analog sind, durch wel- che Deformitäten hervorgebracht werden, so muss es auch Ursachen der Missgeburthen geben, die schon vor der Empfängniss wirksam sind. Dass es aber solche Ursachen giebt, ist ebenfalls oben bewiesen worden. Ferner, wenn die lebende Natur auf ähnliche Art entstanden ist, wie Miss- geburthen erzeugt werden, so müssen diese un- ter sich ein ähnliches System, wie die regelmä- ssig gebildeten Körper der lebenden Welt, aus-
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chen Urformen durch den ewigen Kreislauf von Veränderungen, in welchem das Universum be- griffen ist, entwickelt sind. Wir haben nehm- lich erstens gesehen, daſs bey zufälligen, und selbst mechanischen Ursachen, die nach der Em- pfängniſs auf den Keim wirken, und die regel- mäſsige Ausbildung desselben verhindern, dieser dennoch eine, den Verhältnissen, worin er sich befindet, so angemessene Gestalt, wie möglich, annimmt. Um wie viel mehr wird dies also der Fall seyn, wenn jene Ursachen nicht zufäl- lig, sondern Resultate der Organisation des Uni- versums sind! Ursachen aber, die in der Orga- nisation des Weltalls gegründet sind, wirken nicht, wie die zufälligen, wodurch Miſssbildun- gen entstehen, blos vorübergehend, sondern durch ganze Reihen von Generationen. Sie ha- ben also schon vor der Empfängniſs Einfluſs auf den Zeugungsstoff. Wenn folglich diese Ursa- chen in der That denen analog sind, durch wel- che Deformitäten hervorgebracht werden, so muſs es auch Ursachen der Miſsgeburthen geben, die schon vor der Empfängniſs wirksam sind. Daſs es aber solche Ursachen giebt, ist ebenfalls oben bewiesen worden. Ferner, wenn die lebende Natur auf ähnliche Art entstanden ist, wie Miſs- geburthen erzeugt werden, so müssen diese un- ter sich ein ähnliches System, wie die regelmä- ſsig gebildeten Körper der lebenden Welt, aus-
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chen Urformen durch den ewigen Kreislauf von
Veränderungen, in welchem das Universum be-
griffen ist, entwickelt sind. Wir haben nehm-
lich erstens gesehen, daſs bey zufälligen, und
selbst mechanischen Ursachen, die nach der Em-
pfängniſs auf den Keim wirken, und die regel-
mäſsige Ausbildung desselben verhindern, dieser
dennoch eine, den Verhältnissen, worin er sich
befindet, so angemessene Gestalt, wie möglich,
annimmt. Um wie viel mehr wird dies also
der Fall seyn, wenn jene Ursachen nicht zufäl-
lig, sondern Resultate der Organisation des Uni-
versums sind! Ursachen aber, die in der Orga-
nisation des Weltalls gegründet sind, wirken
nicht, wie die zufälligen, wodurch Miſssbildun-
gen entstehen, blos vorübergehend, sondern
durch ganze Reihen von Generationen. Sie ha-
ben also schon vor der Empfängniſs Einfluſs auf
den Zeugungsstoff. Wenn folglich diese Ursa-
chen in der That denen analog sind, durch wel-
che Deformitäten hervorgebracht werden, so muſs
es auch Ursachen der Miſsgeburthen geben, die
schon vor der Empfängniſs wirksam sind. Daſs
es aber solche Ursachen giebt, ist ebenfalls oben
bewiesen worden. Ferner, wenn die lebende
Natur auf ähnliche Art entstanden ist, wie Miſs-
geburthen erzeugt werden, so müssen diese un-
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805, S. 461. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805/471>, abgerufen am 22.11.2024.
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