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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805.

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sse. Eben so verschieden war bey den Doppelt-
köpfen die Zahl der obern Extremitäten, und oft
waren auch von diesen nur einzelne Knochen
vorbanden. Und selbst unter den Eingeweiden
der Brust und des Unterleibs ist keines, welches
nicht bey jener Art von Missgeburthen in
der Zahl und Struktur variirt hätte. Sogar das
wichtigste dieser Organe, das Herz, war bald
einfach, bald doppelt, und bald auf diese, bald
auf jene Art gebildet. So können mit der Dupli-
cität des Kopfs die mannichfaltigsten Missbildun-
gen des übrigen Körpers verbunden seyn; und
eben so verhält es sich auch mit den verschiede-
nen Formen einzelner Organe, die wir bey den
verschiedenen Gattungen der lebenden Körper
antreffen. Auch unter diesen ist keine, welche
mit einer bestimmten Form des übrigen Organis-
mus in nothwendiger Verbindung stände; und
daher rührt es, dass jede Art mit mehrern ganz
verschiedenen Arten in naher Verwandtschaft steht,
und dass keine einfache Gradation unter jenen
Körpern statt findet, wie im sechsten Abschnitt
des ersten Buchs dieses Werks umständlicher ge-
zeigt ist (p).

Diese Sätze sind es, worauf sich unsere obige
Behauptung gründet, dass die mannichfaltigen
Formen der lebenden Natur aus wenigen einfa-

chen
(p) Biol. Bd. 1. S. 446 ff.

ſse. Eben so verschieden war bey den Doppelt-
köpfen die Zahl der obern Extremitäten, und oft
waren auch von diesen nur einzelne Knochen
vorbanden. Und selbst unter den Eingeweiden
der Brust und des Unterleibs ist keines, welches
nicht bey jener Art von Miſsgeburthen in
der Zahl und Struktur variirt hätte. Sogar das
wichtigste dieser Organe, das Herz, war bald
einfach, bald doppelt, und bald auf diese, bald
auf jene Art gebildet. So können mit der Dupli-
cität des Kopfs die mannichfaltigsten Miſsbildun-
gen des übrigen Körpers verbunden seyn; und
eben so verhält es sich auch mit den verschiede-
nen Formen einzelner Organe, die wir bey den
verschiedenen Gattungen der lebenden Körper
antreffen. Auch unter diesen ist keine, welche
mit einer bestimmten Form des übrigen Organis-
mus in nothwendiger Verbindung stände; und
daher rührt es, daſs jede Art mit mehrern ganz
verschiedenen Arten in naher Verwandtschaft steht,
und daſs keine einfache Gradation unter jenen
Körpern statt findet, wie im sechsten Abschnitt
des ersten Buchs dieses Werks umständlicher ge-
zeigt ist (p).

Diese Sätze sind es, worauf sich unsere obige
Behauptung gründet, daſs die mannichfaltigen
Formen der lebenden Natur aus wenigen einfa-

chen
(p) Biol. Bd. 1. S. 446 ff.
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[460/0470] ſse. Eben so verschieden war bey den Doppelt- köpfen die Zahl der obern Extremitäten, und oft waren auch von diesen nur einzelne Knochen vorbanden. Und selbst unter den Eingeweiden der Brust und des Unterleibs ist keines, welches nicht bey jener Art von Miſsgeburthen in der Zahl und Struktur variirt hätte. Sogar das wichtigste dieser Organe, das Herz, war bald einfach, bald doppelt, und bald auf diese, bald auf jene Art gebildet. So können mit der Dupli- cität des Kopfs die mannichfaltigsten Miſsbildun- gen des übrigen Körpers verbunden seyn; und eben so verhält es sich auch mit den verschiede- nen Formen einzelner Organe, die wir bey den verschiedenen Gattungen der lebenden Körper antreffen. Auch unter diesen ist keine, welche mit einer bestimmten Form des übrigen Organis- mus in nothwendiger Verbindung stände; und daher rührt es, daſs jede Art mit mehrern ganz verschiedenen Arten in naher Verwandtschaft steht, und daſs keine einfache Gradation unter jenen Körpern statt findet, wie im sechsten Abschnitt des ersten Buchs dieses Werks umständlicher ge- zeigt ist (p). Diese Sätze sind es, worauf sich unsere obige Behauptung gründet, daſs die mannichfaltigen Formen der lebenden Natur aus wenigen einfa- chen (p) Biol. Bd. 1. S. 446 ff.

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805, S. 460. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805/470>, abgerufen am 18.05.2024.