zeichnen, blos auf die Eyerstöcke beschränkt ist: denn die Afterorganisationen, welche von andern ansteckenden Giften entstehen, äussern sich ebenfalls vorzugsweise an gewissen einzel- nen Theilen, z. B. das der Lustseuche zuerst an den Leistendrüsen und am Halse, zuletzt in den Knochen. Ich glaube auch nicht, dass die weib- lichen Zeugungstheile die einzigen Organe sind, welche Empfänglichkeit für die befruchtende Kraft des männlichen Saamens besitzen. Viel- leicht ist die Befruchtung eben so wohl an jedem andern Orte, an welchem die Epidermis fehlt, oder doch sehr dünn ist, als in den weiblichen Geburtstheilen möglich.
Zur Wirkung der ansteckenden Gifte bedarf es einer gewissen Anlage. Man sahe Menschen Jahre lang unter Pocken- und Pestkranken herum- wandeln, ohne sich eine Ansteckung zuzuziehen, dann aber, bey einer neuen Veranlassung, plötz- lich von den Blattern und der Pest befallen wer- den. Das Nehmliche ist der Fall mit der be- fruchtenden Wirkung des männlichen Saamens.
Jene Anlage ist bey mehrern contagiösen Krankheiten an gewisse Jahreszeiten gebunden, und auch hierin kömmt die ansteckende Kraft derselben mit der befruchtenden Kraft des Saa- mens überein, indem alle Thiere, ausser dem
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zeichnen, blos auf die Eyerstöcke beschränkt ist: denn die Afterorganisationen, welche von andern ansteckenden Giften entstehen, äussern sich ebenfalls vorzugsweise an gewissen einzel- nen Theilen, z. B. das der Lustseuche zuerst an den Leistendrüsen und am Halse, zuletzt in den Knochen. Ich glaube auch nicht, daſs die weib- lichen Zeugungstheile die einzigen Organe sind, welche Empfänglichkeit für die befruchtende Kraft des männlichen Saamens besitzen. Viel- leicht ist die Befruchtung eben so wohl an jedem andern Orte, an welchem die Epidermis fehlt, oder doch sehr dünn ist, als in den weiblichen Geburtstheilen möglich.
Zur Wirkung der ansteckenden Gifte bedarf es einer gewissen Anlage. Man sahe Menschen Jahre lang unter Pocken- und Pestkranken herum- wandeln, ohne sich eine Ansteckung zuzuziehen, dann aber, bey einer neuen Veranlassung, plötz- lich von den Blattern und der Pest befallen wer- den. Das Nehmliche ist der Fall mit der be- fruchtenden Wirkung des männlichen Saamens.
Jene Anlage ist bey mehrern contagiösen Krankheiten an gewisse Jahreszeiten gebunden, und auch hierin kömmt die ansteckende Kraft derselben mit der befruchtenden Kraft des Saa- mens überein, indem alle Thiere, ausser dem
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zeichnen, blos auf die Eyerstöcke beschränkt
ist: denn die Afterorganisationen, welche von
andern ansteckenden Giften entstehen, äussern
sich ebenfalls vorzugsweise an gewissen einzel-
nen Theilen, z. B. das der Lustseuche zuerst an
den Leistendrüsen und am Halse, zuletzt in den
Knochen. Ich glaube auch nicht, daſs die weib-
lichen Zeugungstheile die einzigen Organe sind,
welche Empfänglichkeit für die befruchtende
Kraft des männlichen Saamens besitzen. Viel-
leicht ist die Befruchtung eben so wohl an jedem
andern Orte, an welchem die Epidermis fehlt,
oder doch sehr dünn ist, als in den weiblichen
Geburtstheilen möglich.
Zur Wirkung der ansteckenden Gifte bedarf
es einer gewissen Anlage. Man sahe Menschen
Jahre lang unter Pocken- und Pestkranken herum-
wandeln, ohne sich eine Ansteckung zuzuziehen,
dann aber, bey einer neuen Veranlassung, plötz-
lich von den Blattern und der Pest befallen wer-
den. Das Nehmliche ist der Fall mit der be-
fruchtenden Wirkung des männlichen Saamens.
Jene Anlage ist bey mehrern contagiösen
Krankheiten an gewisse Jahreszeiten gebunden,
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805, S. 407. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805/417>, abgerufen am 22.11.2024.
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