hatte, hing der Königl. Preussische Gärtner Mi- chelmann auf Gleditsch's Veranlassung im Jah- re 1749 zwey männliche Palmen von derselben Art auf. Diejenigen Blumen, die sich in der Nähe der männlichen befanden, lieferten jetzt völlig reife und mit fruchtbaren Kernen versehe- ne Früchte; hingegen die, welche von den letz- tern entfernt waren, trugen so wie sonst nur unreife Früchte. Dieser Versuch wurde in den Jahren 1750, 1751 und von Kölreutern 1767 mit gleichem Erfolge wiederhohlt. Eben der Michel- mann erhielt auch von Mastixbäumen (Lentiscus L.) und Terpenthinbäumen (Terebinthinus L.) keine Früchte, wenn er die männlichen Pflanzen von den weiblichen während der Blüthe entfern- te; das Gegentheil aber erfolgte, wenn er beyde zusammenbrachte (r).
Schon diese Beobachtungen lassen keinen Zweifel an der Nothwendigkeit der Befruchtung zur Erzeugung reifer Saamenkörner übrig. Aber auch noch eine Menge anderer Thatsachen, vor- züglich die Erzeugung der Bastardpflanzen, und die vielen Anstalten, welche die Natur getroffen hat, um die Einwirkung des Blumenstaubs auf
die
(r)Gleditsch, Mem. de l' Acad. des sc. de Berlin. 1749. p. 103. 1767. p. 3. Kölreuter, Act. Acad. Theodoro-Palat. T. III. phys. p. 36 sq.
hatte, hing der Königl. Preussische Gärtner Mi- chelmann auf Gleditsch’s Veranlassung im Jah- re 1749 zwey männliche Palmen von derselben Art auf. Diejenigen Blumen, die sich in der Nähe der männlichen befanden, lieferten jetzt völlig reife und mit fruchtbaren Kernen versehe- ne Früchte; hingegen die, welche von den letz- tern entfernt waren, trugen so wie sonst nur unreife Früchte. Dieser Versuch wurde in den Jahren 1750, 1751 und von Kölreutern 1767 mit gleichem Erfolge wiederhohlt. Eben der Michel- mann erhielt auch von Mastixbäumen (Lentiscus L.) und Terpenthinbäumen (Terebinthinus L.) keine Früchte, wenn er die männlichen Pflanzen von den weiblichen während der Blüthe entfern- te; das Gegentheil aber erfolgte, wenn er beyde zusammenbrachte (r).
Schon diese Beobachtungen lassen keinen Zweifel an der Nothwendigkeit der Befruchtung zur Erzeugung reifer Saamenkörner übrig. Aber auch noch eine Menge anderer Thatsachen, vor- züglich die Erzeugung der Bastardpflanzen, und die vielen Anstalten, welche die Natur getroffen hat, um die Einwirkung des Blumenstaubs auf
die
(r)Gleditsch, Mém. de l’ Acad. des sc. de Berlin. 1749. p. 103. 1767. p. 3. Kölreuter, Act. Acad. Theodoro-Palat. T. III. phys. p. 36 sq.
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hatte, hing der Königl. Preussische Gärtner Mi-
chelmann auf Gleditsch’s Veranlassung im Jah-
re 1749 zwey männliche Palmen von derselben
Art auf. Diejenigen Blumen, die sich in der
Nähe der männlichen befanden, lieferten jetzt
völlig reife und mit fruchtbaren Kernen versehe-
ne Früchte; hingegen die, welche von den letz-
tern entfernt waren, trugen so wie sonst nur
unreife Früchte. Dieser Versuch wurde in den
Jahren 1750, 1751 und von Kölreutern 1767 mit
gleichem Erfolge wiederhohlt. Eben der Michel-
mann erhielt auch von Mastixbäumen (Lentiscus
L.) und Terpenthinbäumen (Terebinthinus L.)
keine Früchte, wenn er die männlichen Pflanzen
von den weiblichen während der Blüthe entfern-
te; das Gegentheil aber erfolgte, wenn er beyde
zusammenbrachte (r).
Schon diese Beobachtungen lassen keinen
Zweifel an der Nothwendigkeit der Befruchtung
zur Erzeugung reifer Saamenkörner übrig. Aber
auch noch eine Menge anderer Thatsachen, vor-
züglich die Erzeugung der Bastardpflanzen, und
die vielen Anstalten, welche die Natur getroffen
hat, um die Einwirkung des Blumenstaubs auf
die
(r) Gleditsch, Mém. de l’ Acad. des sc. de Berlin.
1749. p. 103. 1767. p. 3. Kölreuter, Act. Acad.
Theodoro-Palat. T. III. phys. p. 36 sq.
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805, S. 347. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805/357>, abgerufen am 22.11.2024.
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