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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805.

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Saamenkörnern ansehen, wenn wir unter diesen
Benennungen jene Keime verstehen. Deswegen
aber lässt sich keinesweges behaupten, dass bey
allen lebenden Körpern eine Geschlechtsverschie-
denheit und Begattung statt findet: denn es ist
ja nicht bewiesen, dass alle diese Organismen
Eyer oder Saamenkörner bilden, im Gegentheil
ist es nach den oben erwähnten Gründen sehr
wahrscheinlich, dass sich manche blos durch
Knospen oder Sprossen fortpflanzen.

Zweytens, da die Begattung der Confer-
ven auf eine so ganz eigene Art geschieht, so
lässt sich schliessen, dass sie auch bey den übri-
gen Zoophyten auf eine, von der Paarung der
Thiere und Pflanzen ganz verschiedene Art voll-
zogen wird. Sehr wenig Erfolg ist daher von
allen Untersuchungen zu erwarten, wobey man
zur Absicht hat, ähnliche Geschlechtsorgane bey
den Zoophyten, wie bey den Thieren und Pflan-
zen, zu entdecken. In der That haben auch
die bisherigen Nachforschungen der Art die un-
gereimtesten Hypothesen zu Resultaten gehabt.
Selbst Hedwig's so hoch gepriesene Meinung
von der Befruchtung der Moose hat der Gründe
mehr gegen, als für sich, und würde schwerlich
den Beyfall erhalten haben, den sie gefunden
hat, wenn nicht die Begierde des grossen Hau-
fens derer, für welche die Natur blos ein syste-

mati-

Saamenkörnern ansehen, wenn wir unter diesen
Benennungen jene Keime verstehen. Deswegen
aber läſst sich keinesweges behaupten, daſs bey
allen lebenden Körpern eine Geschlechtsverschie-
denheit und Begattung statt findet: denn es ist
ja nicht bewiesen, daſs alle diese Organismen
Eyer oder Saamenkörner bilden, im Gegentheil
ist es nach den oben erwähnten Gründen sehr
wahrscheinlich, daſs sich manche blos durch
Knospen oder Sprossen fortpflanzen.

Zweytens, da die Begattung der Confer-
ven auf eine so ganz eigene Art geschieht, so
läſst sich schliessen, daſs sie auch bey den übri-
gen Zoophyten auf eine, von der Paarung der
Thiere und Pflanzen ganz verschiedene Art voll-
zogen wird. Sehr wenig Erfolg ist daher von
allen Untersuchungen zu erwarten, wobey man
zur Absicht hat, ähnliche Geschlechtsorgane bey
den Zoophyten, wie bey den Thieren und Pflan-
zen, zu entdecken. In der That haben auch
die bisherigen Nachforschungen der Art die un-
gereimtesten Hypothesen zu Resultaten gehabt.
Selbst Hedwig’s so hoch gepriesene Meinung
von der Befruchtung der Moose hat der Gründe
mehr gegen, als für sich, und würde schwerlich
den Beyfall erhalten haben, den sie gefunden
hat, wenn nicht die Begierde des groſsen Hau-
fens derer, für welche die Natur blos ein syste-

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[322/0332] Saamenkörnern ansehen, wenn wir unter diesen Benennungen jene Keime verstehen. Deswegen aber läſst sich keinesweges behaupten, daſs bey allen lebenden Körpern eine Geschlechtsverschie- denheit und Begattung statt findet: denn es ist ja nicht bewiesen, daſs alle diese Organismen Eyer oder Saamenkörner bilden, im Gegentheil ist es nach den oben erwähnten Gründen sehr wahrscheinlich, daſs sich manche blos durch Knospen oder Sprossen fortpflanzen. Zweytens, da die Begattung der Confer- ven auf eine so ganz eigene Art geschieht, so läſst sich schliessen, daſs sie auch bey den übri- gen Zoophyten auf eine, von der Paarung der Thiere und Pflanzen ganz verschiedene Art voll- zogen wird. Sehr wenig Erfolg ist daher von allen Untersuchungen zu erwarten, wobey man zur Absicht hat, ähnliche Geschlechtsorgane bey den Zoophyten, wie bey den Thieren und Pflan- zen, zu entdecken. In der That haben auch die bisherigen Nachforschungen der Art die un- gereimtesten Hypothesen zu Resultaten gehabt. Selbst Hedwig’s so hoch gepriesene Meinung von der Befruchtung der Moose hat der Gründe mehr gegen, als für sich, und würde schwerlich den Beyfall erhalten haben, den sie gefunden hat, wenn nicht die Begierde des groſsen Hau- fens derer, für welche die Natur blos ein syste- mati-

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805, S. 322. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805/332>, abgerufen am 25.11.2024.