Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805.

Bild:
<< vorherige Seite

Eine solche einfache Befruchtungsart ist in
der That auch die, wozu mehrere Naturforscher,
die das Ungereimte der Meinungen ihrer Vorgän-
ger einsahen, und sich doch nicht entschliessen
konnten, der Linneischen Sexualhypothese zu
entsagen, bey den Algen ihre Zuflucht nahmen.
So werden, nach Roth (a), bey den Conferven
und Tangen die nackten Fruchtkeime auf dem
einfachsten Wege an gewissen dazu bestimmten
Orten, und in einer, einem jeden Individuum
angewiesenen Ordnung gebildet, und nach ihrer
Befruchtung bis zur völligen Reife aufbewahret.
Auf eine eben so einfache Weise scheinet ihm
auch die Erzeugung des männlichen Saamens in
jenen Phytozoen bewirkt zu werden. Mit dem
letztern wird aber, seiner Meinung nach, bey
sehr vielen Pflanzenthieren aus den erwähnten
Familien zugleich eine schleimige Substanz er-
zeugt, die ihn umgiebt und beschützet, oder
in gewissen Fällen das Gleichgewicht mit dem
Wasser, worin sich jene Organismen befinden,
herstellet. Bey einigen soll derselbe unmittelbar
an dem Orte, wo die Fruchtkeime sitzen, abge-
sondert, bey andern an besondern, von den
Fruchtkeimen getrennten Orten erzeugt, und zur
Zeit der Befruchtung entweder durch eigen dazu
bestimmte Canäle, oder durch ein Anziehungs-

vermö
(a) Neue Beyträge zur Botanik. Th. 1. S. 24 ff.
U 4

Eine solche einfache Befruchtungsart ist in
der That auch die, wozu mehrere Naturforscher,
die das Ungereimte der Meinungen ihrer Vorgän-
ger einsahen, und sich doch nicht entschlieſsen
konnten, der Linneischen Sexualhypothese zu
entsagen, bey den Algen ihre Zuflucht nahmen.
So werden, nach Roth (a), bey den Conferven
und Tangen die nackten Fruchtkeime auf dem
einfachsten Wege an gewissen dazu bestimmten
Orten, und in einer, einem jeden Individuum
angewiesenen Ordnung gebildet, und nach ihrer
Befruchtung bis zur völligen Reife aufbewahret.
Auf eine eben so einfache Weise scheinet ihm
auch die Erzeugung des männlichen Saamens in
jenen Phytozoen bewirkt zu werden. Mit dem
letztern wird aber, seiner Meinung nach, bey
sehr vielen Pflanzenthieren aus den erwähnten
Familien zugleich eine schleimige Substanz er-
zeugt, die ihn umgiebt und beschützet, oder
in gewissen Fällen das Gleichgewicht mit dem
Wasser, worin sich jene Organismen befinden,
herstellet. Bey einigen soll derselbe unmittelbar
an dem Orte, wo die Fruchtkeime sitzen, abge-
sondert, bey andern an besondern, von den
Fruchtkeimen getrennten Orten erzeugt, und zur
Zeit der Befruchtung entweder durch eigen dazu
bestimmte Canäle, oder durch ein Anziehungs-

vermö
(a) Neue Beyträge zur Botanik. Th. 1. S. 24 ff.
U 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <pb facs="#f0321" n="311"/>
              <p>Eine solche einfache Befruchtungsart ist in<lb/>
der That auch die, wozu mehrere Naturforscher,<lb/>
die das Ungereimte der Meinungen ihrer Vorgän-<lb/>
ger einsahen, und sich doch nicht entschlie&#x017F;sen<lb/>
konnten, der <hi rendition="#k">Linneis</hi>chen Sexualhypothese zu<lb/>
entsagen, bey den Algen ihre Zuflucht nahmen.<lb/>
So werden, nach <hi rendition="#k">Roth</hi> <note place="foot" n="(a)">Neue Beyträge zur Botanik. Th. 1. S. 24 ff.</note>, bey den Conferven<lb/>
und Tangen die nackten Fruchtkeime auf dem<lb/>
einfachsten Wege an gewissen dazu bestimmten<lb/>
Orten, und in einer, einem jeden Individuum<lb/>
angewiesenen Ordnung gebildet, und nach ihrer<lb/>
Befruchtung bis zur völligen Reife aufbewahret.<lb/>
Auf eine eben so einfache Weise scheinet ihm<lb/>
auch die Erzeugung des männlichen Saamens in<lb/>
jenen Phytozoen bewirkt zu werden. Mit dem<lb/>
letztern wird aber, seiner Meinung nach, bey<lb/>
sehr vielen Pflanzenthieren aus den erwähnten<lb/>
Familien zugleich eine schleimige Substanz er-<lb/>
zeugt, die ihn umgiebt und beschützet, oder<lb/>
in gewissen Fällen das Gleichgewicht mit dem<lb/>
Wasser, worin sich jene Organismen befinden,<lb/>
herstellet. Bey einigen soll derselbe unmittelbar<lb/>
an dem Orte, wo die Fruchtkeime sitzen, abge-<lb/>
sondert, bey andern an besondern, von den<lb/>
Fruchtkeimen getrennten Orten erzeugt, und zur<lb/>
Zeit der Befruchtung entweder durch eigen dazu<lb/>
bestimmte Canäle, oder durch ein Anziehungs-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">vermö</fw><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">U 4</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[311/0321] Eine solche einfache Befruchtungsart ist in der That auch die, wozu mehrere Naturforscher, die das Ungereimte der Meinungen ihrer Vorgän- ger einsahen, und sich doch nicht entschlieſsen konnten, der Linneischen Sexualhypothese zu entsagen, bey den Algen ihre Zuflucht nahmen. So werden, nach Roth (a), bey den Conferven und Tangen die nackten Fruchtkeime auf dem einfachsten Wege an gewissen dazu bestimmten Orten, und in einer, einem jeden Individuum angewiesenen Ordnung gebildet, und nach ihrer Befruchtung bis zur völligen Reife aufbewahret. Auf eine eben so einfache Weise scheinet ihm auch die Erzeugung des männlichen Saamens in jenen Phytozoen bewirkt zu werden. Mit dem letztern wird aber, seiner Meinung nach, bey sehr vielen Pflanzenthieren aus den erwähnten Familien zugleich eine schleimige Substanz er- zeugt, die ihn umgiebt und beschützet, oder in gewissen Fällen das Gleichgewicht mit dem Wasser, worin sich jene Organismen befinden, herstellet. Bey einigen soll derselbe unmittelbar an dem Orte, wo die Fruchtkeime sitzen, abge- sondert, bey andern an besondern, von den Fruchtkeimen getrennten Orten erzeugt, und zur Zeit der Befruchtung entweder durch eigen dazu bestimmte Canäle, oder durch ein Anziehungs- vermö (a) Neue Beyträge zur Botanik. Th. 1. S. 24 ff. U 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805/321
Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805, S. 311. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805/321>, abgerufen am 22.11.2024.