muthlich die Disa longicornis, Serapias tabularis, das Origanum Tournefortii und die Fagraea Cey- lanica im Begriffe, sich zu verliehren. Die bey- den ersten wurden von Thunberg blos auf einem einzigen Fleck des Tafelberges am Vorgebirge der guten Hoffnung entdeckt; das dritte fanden Tour- nefort und Sibthorp nur auf einem einzigen Felsen der kleinen Insel Amorgos im Archipelagus des mittelländischen Meers; die vierte traf Thun- berg nur einmal an einer einzigen Stelle auf Ceylon, und sonst nirgends, an. Die Fagraea Ceylanica war auch den Einwohnern von Cey- lon so unbekannt, dass sie keinen inländischen Namen dafür anzugeben wussten (1). Keine Gat- tung aber kann aus der lebenden Natur verschwin- den, ohne dass die Organisation der letztern da- durch verändert wird; der Untergang einer Art muss nothwendig die Entstehung einer andern zur Folge haben. So werden vielleicht neue Thiere und Pflanzen erzeugt, die wir als neu entdeckte in unsere Verzeichnisse der Natur- produkte eintragen, denen aber eigentlich der Name neu entstandene gebührt.
Solche Arten. die schon in den ersten Zeiten der Menschengeschichte vorhanden waren, und sich bis auf den heutigen Tag fortgepflanzt ha- ben, sind zum Theil von ihrer ehemaligen Ge-
stalt
(1) Neue Abhandl. der Schwed. Akad. Th.3. S. 125.
muthlich die Disa longicornis, Serapias tabularis, das Origanum Tournefortii und die Fagraea Cey- lanica im Begriffe, sich zu verliehren. Die bey- den ersten wurden von Thunberg blos auf einem einzigen Fleck des Tafelberges am Vorgebirge der guten Hoffnung entdeckt; das dritte fanden Tour- nefort und Sibthorp nur auf einem einzigen Felsen der kleinen Insel Amorgos im Archipelagus des mittelländischen Meers; die vierte traf Thun- berg nur einmal an einer einzigen Stelle auf Ceylon, und sonst nirgends, an. Die Fagraea Ceylanica war auch den Einwohnern von Cey- lon so unbekannt, daſs sie keinen inländischen Namen dafür anzugeben wuſsten (1). Keine Gat- tung aber kann aus der lebenden Natur verschwin- den, ohne daſs die Organisation der letztern da- durch verändert wird; der Untergang einer Art muſs nothwendig die Entstehung einer andern zur Folge haben. So werden vielleicht neue Thiere und Pflanzen erzeugt, die wir als neu entdeckte in unsere Verzeichnisse der Natur- produkte eintragen, denen aber eigentlich der Name neu entstandene gebührt.
Solche Arten. die schon in den ersten Zeiten der Menschengeschichte vorhanden waren, und sich bis auf den heutigen Tag fortgepflanzt ha- ben, sind zum Theil von ihrer ehemaligen Ge-
stalt
(1) Neue Abhandl. der Schwed. Akad. Th.3. S. 125.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0032"n="22"/>
muthlich die Disa longicornis, Serapias tabularis,<lb/>
das Origanum Tournefortii und die Fagraea Cey-<lb/>
lanica im Begriffe, sich zu verliehren. Die bey-<lb/>
den ersten wurden von <hirendition="#k">Thunberg</hi> blos auf einem<lb/>
einzigen Fleck des Tafelberges am Vorgebirge der<lb/>
guten Hoffnung entdeckt; das dritte fanden <hirendition="#k">Tour-<lb/>
nefort</hi> und <hirendition="#k">Sibthorp</hi> nur auf einem einzigen<lb/>
Felsen der kleinen Insel Amorgos im Archipelagus<lb/>
des mittelländischen Meers; die vierte traf <hirendition="#k">Thun-<lb/>
berg</hi> nur einmal an einer einzigen Stelle auf<lb/>
Ceylon, und sonst nirgends, an. Die Fagraea<lb/>
Ceylanica war auch den Einwohnern von Cey-<lb/>
lon so unbekannt, daſs sie keinen inländischen<lb/>
Namen dafür anzugeben wuſsten <noteplace="foot"n="(1)">Neue Abhandl. der Schwed. Akad. Th.3. S. 125.</note>. Keine Gat-<lb/>
tung aber kann aus der lebenden Natur verschwin-<lb/>
den, ohne daſs die Organisation der letztern da-<lb/>
durch verändert wird; der Untergang einer Art<lb/>
muſs nothwendig die Entstehung einer andern<lb/>
zur Folge haben. So werden vielleicht neue<lb/>
Thiere und Pflanzen erzeugt, die wir als <hirendition="#g">neu<lb/>
entdeckte</hi> in unsere Verzeichnisse der Natur-<lb/>
produkte eintragen, denen aber eigentlich der<lb/>
Name <hirendition="#g">neu entstandene</hi> gebührt.</p><lb/><p>Solche Arten. die schon in den ersten Zeiten<lb/>
der Menschengeschichte vorhanden waren, und<lb/>
sich bis auf den heutigen Tag fortgepflanzt ha-<lb/>
ben, sind zum Theil von ihrer ehemaligen Ge-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">stalt</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[22/0032]
muthlich die Disa longicornis, Serapias tabularis,
das Origanum Tournefortii und die Fagraea Cey-
lanica im Begriffe, sich zu verliehren. Die bey-
den ersten wurden von Thunberg blos auf einem
einzigen Fleck des Tafelberges am Vorgebirge der
guten Hoffnung entdeckt; das dritte fanden Tour-
nefort und Sibthorp nur auf einem einzigen
Felsen der kleinen Insel Amorgos im Archipelagus
des mittelländischen Meers; die vierte traf Thun-
berg nur einmal an einer einzigen Stelle auf
Ceylon, und sonst nirgends, an. Die Fagraea
Ceylanica war auch den Einwohnern von Cey-
lon so unbekannt, daſs sie keinen inländischen
Namen dafür anzugeben wuſsten (1). Keine Gat-
tung aber kann aus der lebenden Natur verschwin-
den, ohne daſs die Organisation der letztern da-
durch verändert wird; der Untergang einer Art
muſs nothwendig die Entstehung einer andern
zur Folge haben. So werden vielleicht neue
Thiere und Pflanzen erzeugt, die wir als neu
entdeckte in unsere Verzeichnisse der Natur-
produkte eintragen, denen aber eigentlich der
Name neu entstandene gebührt.
Solche Arten. die schon in den ersten Zeiten
der Menschengeschichte vorhanden waren, und
sich bis auf den heutigen Tag fortgepflanzt ha-
ben, sind zum Theil von ihrer ehemaligen Ge-
stalt
(1) Neue Abhandl. der Schwed. Akad. Th.3. S. 125.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805/32>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.