Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805.

Bild:
<< vorherige Seite

Tode das Monatliche gehabt hatte? Wie hätten
sich, wenn hier auch eine Befruchtung vorherge-
gangen wäre, in so kurzer Zeit Zähne bilden
können, die ganz von der Grösse und Beschaffen-
heit waren, wie sie sonst um die Zeit des Wech-
selns der Zähne sind? Woher rührte in allen
den angeführten Fällen die gänzliche Verschie-
denheit der meisten Knochen von den menschli-
chen Knochen, wenn eine Befruchtung die Ursa-
che des Entstehens jener Knochen gewesen wäre?
Wie konnten sich dann in dem Falle, den Rous-
set
beschrieben hat, Knochen, Haare und Liga-
mente in der Substanz der Gebährmutter, und
bey der Beobachtung, die von Wienholt ge-
macht wurde, Knäuel von Haaren nicht nur in
dem Eyerstocke, sondern auch zwischen dem
Mastdarme und der Mutterscheide finden?

Mehr Wahrscheinlichkeit hat auf den ersten
Blick die Meinung derer, welche die fremdartigen
Massen, die in den erwähnten Fällen gefunden
wurden, für Ueberbleibsel eines Foetus halten,
der in einem andern eingeschlossen war, und
wovon sich blos einige Haare, Knochen und Zäh-
ne entwickelten. Solche Früchte giebt es aller-
dings. Man trifft häufig Vogeleyer an, in wel-
chen kleinere Eyer enthalten sind (u), und eben

so
(u) Miscell. Acad. Nat. Curios. Dec. A. 1. 1670. p.
120. Ibid. A. 2. 1671. p. 348. Ibid. A. 3. 1672. p. 50.
Ibid.
III. Bd. U

Tode das Monatliche gehabt hatte? Wie hätten
sich, wenn hier auch eine Befruchtung vorherge-
gangen wäre, in so kurzer Zeit Zähne bilden
können, die ganz von der Gröſse und Beschaffen-
heit waren, wie sie sonst um die Zeit des Wech-
selns der Zähne sind? Woher rührte in allen
den angeführten Fällen die gänzliche Verschie-
denheit der meisten Knochen von den menschli-
chen Knochen, wenn eine Befruchtung die Ursa-
che des Entstehens jener Knochen gewesen wäre?
Wie konnten sich dann in dem Falle, den Rous-
set
beschrieben hat, Knochen, Haare und Liga-
mente in der Substanz der Gebährmutter, und
bey der Beobachtung, die von Wienholt ge-
macht wurde, Knäuel von Haaren nicht nur in
dem Eyerstocke, sondern auch zwischen dem
Mastdarme und der Mutterscheide finden?

Mehr Wahrscheinlichkeit hat auf den ersten
Blick die Meinung derer, welche die fremdartigen
Massen, die in den erwähnten Fällen gefunden
wurden, für Ueberbleibsel eines Foetus halten,
der in einem andern eingeschlossen war, und
wovon sich blos einige Haare, Knochen und Zäh-
ne entwickelten. Solche Früchte giebt es aller-
dings. Man trifft häufig Vogeleyer an, in wel-
chen kleinere Eyer enthalten sind (u), und eben

so
(u) Miscell. Acad. Nat. Curios. Dec. A. 1. 1670. p.
120. Ibid. A. 2. 1671. p. 348. Ibid. A. 3. 1672. p. 50.
Ibid.
III. Bd. U
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0315" n="305"/>
Tode das Monatliche gehabt hatte? Wie hätten<lb/>
sich, wenn hier auch eine Befruchtung vorherge-<lb/>
gangen wäre, in so kurzer Zeit Zähne bilden<lb/>
können, die ganz von der Grö&#x017F;se und Beschaffen-<lb/>
heit waren, wie sie sonst um die Zeit des Wech-<lb/>
selns der Zähne sind? Woher rührte in allen<lb/>
den angeführten Fällen die gänzliche Verschie-<lb/>
denheit der meisten Knochen von den menschli-<lb/>
chen Knochen, wenn eine Befruchtung die Ursa-<lb/>
che des Entstehens jener Knochen gewesen wäre?<lb/>
Wie konnten sich dann in dem Falle, den <hi rendition="#k">Rous-<lb/>
set</hi> beschrieben hat, Knochen, Haare und Liga-<lb/>
mente in der Substanz der Gebährmutter, und<lb/>
bey der Beobachtung, die von <hi rendition="#k">Wienholt</hi> ge-<lb/>
macht wurde, Knäuel von Haaren nicht nur in<lb/>
dem Eyerstocke, sondern auch zwischen dem<lb/>
Mastdarme und der Mutterscheide finden?</p><lb/>
              <p>Mehr Wahrscheinlichkeit hat auf den ersten<lb/>
Blick die Meinung derer, welche die fremdartigen<lb/>
Massen, die in den erwähnten Fällen gefunden<lb/>
wurden, für Ueberbleibsel eines Foetus halten,<lb/>
der in einem andern eingeschlossen war, und<lb/>
wovon sich blos einige Haare, Knochen und Zäh-<lb/>
ne entwickelten. Solche Früchte giebt es aller-<lb/>
dings. Man trifft häufig Vogeleyer an, in wel-<lb/>
chen kleinere Eyer enthalten sind <note xml:id="seg2pn_10_1" next="#seg2pn_10_2" place="foot" n="(u)">Miscell. Acad. Nat. Curios. Dec. A. 1. 1670. p.<lb/>
120. Ibid. A. 2. 1671. p. 348. Ibid. A. 3. 1672. p. 50.<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Ibid.</fw></note>, und eben<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">so</fw><lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#i">III. Bd.</hi> U</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[305/0315] Tode das Monatliche gehabt hatte? Wie hätten sich, wenn hier auch eine Befruchtung vorherge- gangen wäre, in so kurzer Zeit Zähne bilden können, die ganz von der Gröſse und Beschaffen- heit waren, wie sie sonst um die Zeit des Wech- selns der Zähne sind? Woher rührte in allen den angeführten Fällen die gänzliche Verschie- denheit der meisten Knochen von den menschli- chen Knochen, wenn eine Befruchtung die Ursa- che des Entstehens jener Knochen gewesen wäre? Wie konnten sich dann in dem Falle, den Rous- set beschrieben hat, Knochen, Haare und Liga- mente in der Substanz der Gebährmutter, und bey der Beobachtung, die von Wienholt ge- macht wurde, Knäuel von Haaren nicht nur in dem Eyerstocke, sondern auch zwischen dem Mastdarme und der Mutterscheide finden? Mehr Wahrscheinlichkeit hat auf den ersten Blick die Meinung derer, welche die fremdartigen Massen, die in den erwähnten Fällen gefunden wurden, für Ueberbleibsel eines Foetus halten, der in einem andern eingeschlossen war, und wovon sich blos einige Haare, Knochen und Zäh- ne entwickelten. Solche Früchte giebt es aller- dings. Man trifft häufig Vogeleyer an, in wel- chen kleinere Eyer enthalten sind (u), und eben so (u) Miscell. Acad. Nat. Curios. Dec. A. 1. 1670. p. 120. Ibid. A. 2. 1671. p. 348. Ibid. A. 3. 1672. p. 50. Ibid. III. Bd. U

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805/315
Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805, S. 305. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805/315>, abgerufen am 21.05.2024.