Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805.

Bild:
<< vorherige Seite

ohne dass das Vermögen desselben sich zu ent-
wickeln darum verlohren geht. Die Entwicke-
lung der Sprosse und Knospe hingegen ist von
Stoffen und Potenzen abhängig, die sich ausser
diesen Keimen, und zwar zum Theil in der
Mutter befinden. Sie sind daher ähnlicher Or-
ganen der Mutter, als selbstständigen Ganzen,
und ihr Entwickelungsvermögen erlöscht sehr
bald, wenn die Bedingungen der Thätigkeit des-
selben aufgehoben sind.

Die Saamenkörner werden im Eyerstocke er-
zeugt, und kommen auch an eben diesem Orte
zur Reife. Die Eyer hingegen entstehen zwar
ebenfalls in den Eyerstöcken, aber reifen erst
ausserhalb diesen Organen.

Der erste Anfang aller Organisation des Le-
bendigen ist ein Aggregat von Bläschen, die un-
ter einander keine Verbindung haben (b). Aus
diesen entstehen alle lebende Körper, so wie
auch alle darin wieder aufgelöset werden (c).

Unter
(b) Wolf Theor. generat. Ed. nova. p. 2. 3. 16. 93. --
Ich habe diese Bläschen nirgends so deutlich gese-
hen, als in den Knospen der Ranunculus Ficaria L.
Eine zarte Scheibe derselben in Wasser unter das
Vergrösserungsglas gebracht, lässt sich mit der Spitze
einer Nadel in lauter Bläschen zertheilen.
(c) Biol. Bd. 2. S. 272. 277. 321.
P 5

ohne daſs das Vermögen desselben sich zu ent-
wickeln darum verlohren geht. Die Entwicke-
lung der Sprosse und Knospe hingegen ist von
Stoffen und Potenzen abhängig, die sich ausser
diesen Keimen, und zwar zum Theil in der
Mutter befinden. Sie sind daher ähnlicher Or-
ganen der Mutter, als selbstständigen Ganzen,
und ihr Entwickelungsvermögen erlöscht sehr
bald, wenn die Bedingungen der Thätigkeit des-
selben aufgehoben sind.

Die Saamenkörner werden im Eyerstocke er-
zeugt, und kommen auch an eben diesem Orte
zur Reife. Die Eyer hingegen entstehen zwar
ebenfalls in den Eyerstöcken, aber reifen erst
ausserhalb diesen Organen.

Der erste Anfang aller Organisation des Le-
bendigen ist ein Aggregat von Bläschen, die un-
ter einander keine Verbindung haben (b). Aus
diesen entstehen alle lebende Körper, so wie
auch alle darin wieder aufgelöset werden (c).

Unter
(b) Wolf Theor. generat. Ed. nova. p. 2. 3. 16. 93. —
Ich habe diese Bläschen nirgends so deutlich gese-
hen, als in den Knospen der Ranunculus Ficaria L.
Eine zarte Scheibe derselben in Wasser unter das
Vergröſserungsglas gebracht, läſst sich mit der Spitze
einer Nadel in lauter Bläschen zertheilen.
(c) Biol. Bd. 2. S. 272. 277. 321.
P 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0243" n="233"/>
ohne da&#x017F;s das Vermögen desselben sich zu ent-<lb/>
wickeln darum verlohren geht. Die Entwicke-<lb/>
lung der Sprosse und Knospe hingegen ist von<lb/>
Stoffen und Potenzen abhängig, die sich ausser<lb/>
diesen Keimen, und zwar zum Theil in der<lb/>
Mutter befinden. Sie sind daher ähnlicher Or-<lb/>
ganen der Mutter, als selbstständigen Ganzen,<lb/>
und ihr Entwickelungsvermögen erlöscht sehr<lb/>
bald, wenn die Bedingungen der Thätigkeit des-<lb/>
selben aufgehoben sind.</p><lb/>
              <p>Die Saamenkörner werden im Eyerstocke er-<lb/>
zeugt, und kommen auch an eben diesem Orte<lb/>
zur Reife. Die Eyer hingegen entstehen zwar<lb/>
ebenfalls in den Eyerstöcken, aber reifen erst<lb/>
ausserhalb diesen Organen.</p><lb/>
              <p>Der erste Anfang aller Organisation des Le-<lb/>
bendigen ist ein Aggregat von Bläschen, die un-<lb/>
ter einander keine Verbindung haben <note place="foot" n="(b)"><hi rendition="#k">Wolf</hi> Theor. generat. Ed. nova. p. 2. 3. 16. 93. &#x2014;<lb/>
Ich habe diese Bläschen nirgends so deutlich gese-<lb/>
hen, als in den Knospen der Ranunculus Ficaria L.<lb/>
Eine zarte Scheibe derselben in Wasser unter das<lb/>
Vergrö&#x017F;serungsglas gebracht, lä&#x017F;st sich mit der Spitze<lb/>
einer Nadel in lauter Bläschen zertheilen.</note>. Aus<lb/>
diesen entstehen alle lebende Körper, so wie<lb/>
auch alle darin wieder aufgelöset werden <note place="foot" n="(c)">Biol. Bd. 2. S. 272. 277. 321.</note>.</p><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch">Unter</fw><lb/>
              <fw place="bottom" type="sig">P 5</fw><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[233/0243] ohne daſs das Vermögen desselben sich zu ent- wickeln darum verlohren geht. Die Entwicke- lung der Sprosse und Knospe hingegen ist von Stoffen und Potenzen abhängig, die sich ausser diesen Keimen, und zwar zum Theil in der Mutter befinden. Sie sind daher ähnlicher Or- ganen der Mutter, als selbstständigen Ganzen, und ihr Entwickelungsvermögen erlöscht sehr bald, wenn die Bedingungen der Thätigkeit des- selben aufgehoben sind. Die Saamenkörner werden im Eyerstocke er- zeugt, und kommen auch an eben diesem Orte zur Reife. Die Eyer hingegen entstehen zwar ebenfalls in den Eyerstöcken, aber reifen erst ausserhalb diesen Organen. Der erste Anfang aller Organisation des Le- bendigen ist ein Aggregat von Bläschen, die un- ter einander keine Verbindung haben (b). Aus diesen entstehen alle lebende Körper, so wie auch alle darin wieder aufgelöset werden (c). Unter (b) Wolf Theor. generat. Ed. nova. p. 2. 3. 16. 93. — Ich habe diese Bläschen nirgends so deutlich gese- hen, als in den Knospen der Ranunculus Ficaria L. Eine zarte Scheibe derselben in Wasser unter das Vergröſserungsglas gebracht, läſst sich mit der Spitze einer Nadel in lauter Bläschen zertheilen. (c) Biol. Bd. 2. S. 272. 277. 321. P 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805/243
Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805/243>, abgerufen am 04.05.2024.