Eben dies lässt sich von manchen versteiner- ten Fischen, und namentlich von denen, welche in der Gegend von Vestena Nova liegen, bewei- sen. Man hat unter diesen einen Esox gefun- den, der in dem Augenblicke versteinert worden, wo er einen kleinern Fisch halb verschlungen hatte. Man hat grosse Tafeln angetroffen, auf welchen sich Fische befanden, die von kleinern ihrer Art, wie eine Mutter von ihren Jungen, begleitet sind. Diese und ähnliche Umstände lassen sich nicht mit der Voraussetzung reimen, dass jene Thiere durch heftige Meeresströhme aus andern Zonen in ihre jetzigen Lagerstäten ge- bracht seyn sollten.
Wahrscheinlich ist es, dass auch die von Spener beschriebene crocodilartige Eidechse die Gegend von Suhla, wo sie entdeckt wurde, zum Aufenthalte gehabt hat. Denn ihr convulsivi- sches Ansehn und der geringe Grad von Zerstöh- rung, den sie erlitten hat, lassen vermuthen, dass sie gleich nach ihrem Tode in ihrer nach- herigen Lagerstäte versteinert worden, und ihre Struktur beweist, dass sie nicht zu den Seethie- ren gehört haben kann.
Es lebten also einst in der gemässigten Zone der nördlichen Erdhälfte Fische und Amphibien, wovon jetzt nur in weit südlichern Gegenden
ähn-
N 3
Eben dies läſst sich von manchen versteiner- ten Fischen, und namentlich von denen, welche in der Gegend von Vestena Nova liegen, bewei- sen. Man hat unter diesen einen Esox gefun- den, der in dem Augenblicke versteinert worden, wo er einen kleinern Fisch halb verschlungen hatte. Man hat groſse Tafeln angetroffen, auf welchen sich Fische befanden, die von kleinern ihrer Art, wie eine Mutter von ihren Jungen, begleitet sind. Diese und ähnliche Umstände lassen sich nicht mit der Voraussetzung reimen, daſs jene Thiere durch heftige Meeresströhme aus andern Zonen in ihre jetzigen Lagerstäten ge- bracht seyn sollten.
Wahrscheinlich ist es, daſs auch die von Spener beschriebene crocodilartige Eidechse die Gegend von Suhla, wo sie entdeckt wurde, zum Aufenthalte gehabt hat. Denn ihr convulsivi- sches Ansehn und der geringe Grad von Zerstöh- rung, den sie erlitten hat, lassen vermuthen, daſs sie gleich nach ihrem Tode in ihrer nach- herigen Lagerstäte versteinert worden, und ihre Struktur beweist, daſs sie nicht zu den Seethie- ren gehört haben kann.
Es lebten also einst in der gemäſsigten Zone der nördlichen Erdhälfte Fische und Amphibien, wovon jetzt nur in weit südlichern Gegenden
ähn-
N 3
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0207"n="197"/><p>Eben dies läſst sich von manchen versteiner-<lb/>
ten Fischen, und namentlich von denen, welche<lb/>
in der Gegend von Vestena Nova liegen, bewei-<lb/>
sen. Man hat unter diesen einen Esox gefun-<lb/>
den, der in dem Augenblicke versteinert worden,<lb/>
wo er einen kleinern Fisch halb verschlungen<lb/>
hatte. Man hat groſse Tafeln angetroffen, auf<lb/>
welchen sich Fische befanden, die von kleinern<lb/>
ihrer Art, wie eine Mutter von ihren Jungen,<lb/>
begleitet sind. Diese und ähnliche Umstände<lb/>
lassen sich nicht mit der Voraussetzung reimen,<lb/>
daſs jene Thiere durch heftige Meeresströhme aus<lb/>
andern Zonen in ihre jetzigen Lagerstäten ge-<lb/>
bracht seyn sollten.</p><lb/><p>Wahrscheinlich ist es, daſs auch die von<lb/><hirendition="#k">Spener</hi> beschriebene crocodilartige Eidechse die<lb/>
Gegend von Suhla, wo sie entdeckt wurde, zum<lb/>
Aufenthalte gehabt hat. Denn ihr convulsivi-<lb/>
sches Ansehn und der geringe Grad von Zerstöh-<lb/>
rung, den sie erlitten hat, lassen vermuthen,<lb/>
daſs sie gleich nach ihrem Tode in ihrer nach-<lb/>
herigen Lagerstäte versteinert worden, und ihre<lb/>
Struktur beweist, daſs sie nicht zu den Seethie-<lb/>
ren gehört haben kann.</p><lb/><p>Es lebten also einst in der gemäſsigten Zone<lb/>
der nördlichen Erdhälfte Fische und Amphibien,<lb/>
wovon jetzt nur in weit südlichern Gegenden<lb/><fwplace="bottom"type="sig">N 3</fw><fwplace="bottom"type="catch">ähn-</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[197/0207]
Eben dies läſst sich von manchen versteiner-
ten Fischen, und namentlich von denen, welche
in der Gegend von Vestena Nova liegen, bewei-
sen. Man hat unter diesen einen Esox gefun-
den, der in dem Augenblicke versteinert worden,
wo er einen kleinern Fisch halb verschlungen
hatte. Man hat groſse Tafeln angetroffen, auf
welchen sich Fische befanden, die von kleinern
ihrer Art, wie eine Mutter von ihren Jungen,
begleitet sind. Diese und ähnliche Umstände
lassen sich nicht mit der Voraussetzung reimen,
daſs jene Thiere durch heftige Meeresströhme aus
andern Zonen in ihre jetzigen Lagerstäten ge-
bracht seyn sollten.
Wahrscheinlich ist es, daſs auch die von
Spener beschriebene crocodilartige Eidechse die
Gegend von Suhla, wo sie entdeckt wurde, zum
Aufenthalte gehabt hat. Denn ihr convulsivi-
sches Ansehn und der geringe Grad von Zerstöh-
rung, den sie erlitten hat, lassen vermuthen,
daſs sie gleich nach ihrem Tode in ihrer nach-
herigen Lagerstäte versteinert worden, und ihre
Struktur beweist, daſs sie nicht zu den Seethie-
ren gehört haben kann.
Es lebten also einst in der gemäſsigten Zone
der nördlichen Erdhälfte Fische und Amphibien,
wovon jetzt nur in weit südlichern Gegenden
ähn-
N 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805/207>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.