vom Innern der Erde nach aussen wirkten, für die Ursache zu halten, wodurch der ehemalige Meeresboden vom Wasser entblösst wurde.
Man würde mich aber unrecht verstehen, wenn man glauben wollte, dass ich alle Uneben- heiten der Erdoberfläche blos von diesen Kräften ableitete. Mir scheint es, dass man, wie schon Tilas sehr richtig bemerkt hat, die Wirkung der Erhöhungen des Landes nicht mit der eigent- lichen Gestalt der Berge verwechscln dürfe. Die Erhöhungen des Landes sind meiner Meinung nach durch unterirdische expandirende Kräfte her- vorgebracht. Für mich leidet es aber auch kei- nen Zweifel, dass die Erdrinde in ihrem ur- sprünglichen Zustande nicht, wie de Luc und andere Naturforscher behauptet haben, aus lauter horizontalen Schichten bestanden hat, sondern dass schon gleich bey der Crystallisation dersel- ben Berge und Thäler gebildet sind. Keiner, der unbefangen erwägt, welche Struktur der Granit und Gneis in solchen Gegenden hat, wo die ursprüngliche Anlage dieser Gebirgsarten noch nicht zerstöhrt ist, wird auch hieran zweifeln können. Dort sieht man den Granit in Schich- ten gelagert, die wie ein lateinisches S gestaltet sind (e). Man sieht andere Urgebirge, worauf Bänke von einer gegen den Horizont perpendiku-
lären
(e)Saussurk's Reisen durch die Alpen. Th.2, S.151.
vom Innern der Erde nach aussen wirkten, für die Ursache zu halten, wodurch der ehemalige Meeresboden vom Wasser entblöſst wurde.
Man würde mich aber unrecht verstehen, wenn man glauben wollte, daſs ich alle Uneben- heiten der Erdoberfläche blos von diesen Kräften ableitete. Mir scheint es, daſs man, wie schon Tilas sehr richtig bemerkt hat, die Wirkung der Erhöhungen des Landes nicht mit der eigent- lichen Gestalt der Berge verwechscln dürfe. Die Erhöhungen des Landes sind meiner Meinung nach durch unterirdische expandirende Kräfte her- vorgebracht. Für mich leidet es aber auch kei- nen Zweifel, daſs die Erdrinde in ihrem ur- sprünglichen Zustande nicht, wie de Luc und andere Naturforscher behauptet haben, aus lauter horizontalen Schichten bestanden hat, sondern daſs schon gleich bey der Crystallisation dersel- ben Berge und Thäler gebildet sind. Keiner, der unbefangen erwägt, welche Struktur der Granit und Gneis in solchen Gegenden hat, wo die ursprüngliche Anlage dieser Gebirgsarten noch nicht zerstöhrt ist, wird auch hieran zweifeln können. Dort sieht man den Granit in Schich- ten gelagert, die wie ein lateinisches S gestaltet sind (e). Man sieht andere Urgebirge, worauf Bänke von einer gegen den Horizont perpendiku-
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(e)Saussurk’s Reisen durch die Alpen. Th.2, S.151.
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[191/0201]
vom Innern der Erde nach aussen wirkten, für
die Ursache zu halten, wodurch der ehemalige
Meeresboden vom Wasser entblöſst wurde.
Man würde mich aber unrecht verstehen,
wenn man glauben wollte, daſs ich alle Uneben-
heiten der Erdoberfläche blos von diesen Kräften
ableitete. Mir scheint es, daſs man, wie schon
Tilas sehr richtig bemerkt hat, die Wirkung
der Erhöhungen des Landes nicht mit der eigent-
lichen Gestalt der Berge verwechscln dürfe. Die
Erhöhungen des Landes sind meiner Meinung
nach durch unterirdische expandirende Kräfte her-
vorgebracht. Für mich leidet es aber auch kei-
nen Zweifel, daſs die Erdrinde in ihrem ur-
sprünglichen Zustande nicht, wie de Luc und
andere Naturforscher behauptet haben, aus lauter
horizontalen Schichten bestanden hat, sondern
daſs schon gleich bey der Crystallisation dersel-
ben Berge und Thäler gebildet sind. Keiner,
der unbefangen erwägt, welche Struktur der
Granit und Gneis in solchen Gegenden hat, wo
die ursprüngliche Anlage dieser Gebirgsarten noch
nicht zerstöhrt ist, wird auch hieran zweifeln
können. Dort sieht man den Granit in Schich-
ten gelagert, die wie ein lateinisches S gestaltet
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805/201>, abgerufen am 25.11.2024.
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