lager, die ganz mit Versteinerungen angefüllt sind, mit andern abwechseln, die keine Spuhr von Petrefakten enthalten. Manche der letztern sind vermuthlich Produkte vulcanischer Ausbrü- che; hingegen manche, und besonders die Gyps- flötze, in welchen die Abwesenheit von Verstei- nerungen fast allgemein ist, sind offenbar auf dem nassen Wege entstanden. Niederschläge des Meerwassers aber können sie nicht seyn: denn sonst müssten nothwendig Ueberbleibsel von Seethieren in ihnen vorkommen. Wir müssen sie daher für Niederschläge stehender Gewässer, oder der Athmosphäre annehmen. Daraus aber folgt, dass noch vor jener Periode, in welcher das jetzige feste Land vom Ocean verlassen wur- de, einzelne Theile der Erdrinde abwechselnd vom Meere bedeckt und wieder entblösst sind, und dies konnte nicht anders geschehen, als da- durch, dass entweder diese Theile selber, oder andere Erdstrecken sich hoben oder senkten.
Wir befinden uns also wieder auf demselben Punkte, worauf wir schon zuvor standen. Wel- cher der beyden Wege, die vor uns sind, ist nun der richtige? Welchen sollen wir wählen? Ich glaube denjenigen, welcher von der Voraus- setzung ausgeht, dass eine Hebung der Erd- rinde diejenigen Höhen, die einst vom Meere bedeckt waren, gebildet hat, und der Grund
mei-
M 5
lager, die ganz mit Versteinerungen angefüllt sind, mit andern abwechseln, die keine Spuhr von Petrefakten enthalten. Manche der letztern sind vermuthlich Produkte vulcanischer Ausbrü- che; hingegen manche, und besonders die Gyps- flötze, in welchen die Abwesenheit von Verstei- nerungen fast allgemein ist, sind offenbar auf dem nassen Wege entstanden. Niederschläge des Meerwassers aber können sie nicht seyn: denn sonst müſsten nothwendig Ueberbleibsel von Seethieren in ihnen vorkommen. Wir müssen sie daher für Niederschläge stehender Gewässer, oder der Athmosphäre annehmen. Daraus aber folgt, daſs noch vor jener Periode, in welcher das jetzige feste Land vom Ocean verlassen wur- de, einzelne Theile der Erdrinde abwechselnd vom Meere bedeckt und wieder entblöſst sind, und dies konnte nicht anders geschehen, als da- durch, daſs entweder diese Theile selber, oder andere Erdstrecken sich hoben oder senkten.
Wir befinden uns also wieder auf demselben Punkte, worauf wir schon zuvor standen. Wel- cher der beyden Wege, die vor uns sind, ist nun der richtige? Welchen sollen wir wählen? Ich glaube denjenigen, welcher von der Voraus- setzung ausgeht, daſs eine Hebung der Erd- rinde diejenigen Höhen, die einst vom Meere bedeckt waren, gebildet hat, und der Grund
mei-
M 5
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0195"n="185"/>
lager, die ganz mit Versteinerungen angefüllt<lb/>
sind, mit andern abwechseln, die keine Spuhr<lb/>
von Petrefakten enthalten. Manche der letztern<lb/>
sind vermuthlich Produkte vulcanischer Ausbrü-<lb/>
che; hingegen manche, und besonders die Gyps-<lb/>
flötze, in welchen die Abwesenheit von Verstei-<lb/>
nerungen fast allgemein ist, sind offenbar auf<lb/>
dem nassen Wege entstanden. Niederschläge<lb/>
des Meerwassers aber können sie nicht seyn:<lb/>
denn sonst müſsten nothwendig Ueberbleibsel von<lb/>
Seethieren in ihnen vorkommen. Wir müssen<lb/>
sie daher für Niederschläge stehender Gewässer,<lb/>
oder der Athmosphäre annehmen. Daraus aber<lb/>
folgt, daſs noch vor jener Periode, in welcher<lb/>
das jetzige feste Land vom Ocean verlassen wur-<lb/>
de, einzelne Theile der Erdrinde abwechselnd<lb/>
vom Meere bedeckt und wieder entblöſst sind,<lb/>
und dies konnte nicht anders geschehen, als da-<lb/>
durch, daſs entweder diese Theile selber, oder<lb/>
andere Erdstrecken sich hoben oder senkten.</p><lb/><p>Wir befinden uns also wieder auf demselben<lb/>
Punkte, worauf wir schon zuvor standen. Wel-<lb/>
cher der beyden Wege, die vor uns sind, ist<lb/>
nun der richtige? Welchen sollen wir wählen?<lb/>
Ich glaube denjenigen, welcher von der Voraus-<lb/>
setzung ausgeht, daſs eine Hebung der Erd-<lb/>
rinde diejenigen Höhen, die einst vom Meere<lb/>
bedeckt waren, gebildet hat, und der Grund<lb/><fwplace="bottom"type="sig">M 5</fw><fwplace="bottom"type="catch">mei-</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[185/0195]
lager, die ganz mit Versteinerungen angefüllt
sind, mit andern abwechseln, die keine Spuhr
von Petrefakten enthalten. Manche der letztern
sind vermuthlich Produkte vulcanischer Ausbrü-
che; hingegen manche, und besonders die Gyps-
flötze, in welchen die Abwesenheit von Verstei-
nerungen fast allgemein ist, sind offenbar auf
dem nassen Wege entstanden. Niederschläge
des Meerwassers aber können sie nicht seyn:
denn sonst müſsten nothwendig Ueberbleibsel von
Seethieren in ihnen vorkommen. Wir müssen
sie daher für Niederschläge stehender Gewässer,
oder der Athmosphäre annehmen. Daraus aber
folgt, daſs noch vor jener Periode, in welcher
das jetzige feste Land vom Ocean verlassen wur-
de, einzelne Theile der Erdrinde abwechselnd
vom Meere bedeckt und wieder entblöſst sind,
und dies konnte nicht anders geschehen, als da-
durch, daſs entweder diese Theile selber, oder
andere Erdstrecken sich hoben oder senkten.
Wir befinden uns also wieder auf demselben
Punkte, worauf wir schon zuvor standen. Wel-
cher der beyden Wege, die vor uns sind, ist
nun der richtige? Welchen sollen wir wählen?
Ich glaube denjenigen, welcher von der Voraus-
setzung ausgeht, daſs eine Hebung der Erd-
rinde diejenigen Höhen, die einst vom Meere
bedeckt waren, gebildet hat, und der Grund
mei-
M 5
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805/195>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.