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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805.

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ten müssen also nach ihrer ursprünglichen Bil-
dung sehr grosse Revolutionen erlitten haben.
Und worin bestanden diese gewaltsamen Verände-
rungen? Sie können nur von einer doppelten
Art gewesen seyn: entweder eine Kraft, die
vom Innern der Erde aus nach deren Oberfläche
wirkte, muss die ursprünglich horizontalen
Schichten gehoben, und in ihre jetzige, oft senk-
rechte Lage gebracht haben; oder es war ein
Einstürzen der Ränder ungeheurer Erdschollen,
wobey der mittlere Theil derselben seine ur-
sprüngliche Höhe behielt, was die wagerechte
Lage der Erdschichten in eine schiefe oder ver-
tikale umänderte.

Auf denselben Schluss führt uns endlich auch
der Umstand, dass in sehr vielen Gegenden Flötz-

lager,
"chen Crystallisationen. Dass aber ein ganz gebildeter
"Stein von der Grösse eines Kopfs sich mitten an
"einer senkrechten Wand angehängt, und dort ge-
"wartet haben sollte, bis die kleinern Theile des
"Steins ihn einzuwickeln und an dieser Stelle an-
"zuleimen und zu befestigen gekommen wären, ist
"eine unmögliche und absurde Voraussetzung. Man
"muss es also für eine ausgemachte Sache anneh-
"men, dass diese Breccien in einer horizontalen,
"oder wenigstens derselben nahe kommenden Lage
"gebildet, und erst nach ihrer Verhärtung in diese
"Stellung gebracht worden." (Saussure's Reisen
durch die Alpen. Th.3. S.116.)

ten müssen also nach ihrer ursprünglichen Bil-
dung sehr groſse Revolutionen erlitten haben.
Und worin bestanden diese gewaltsamen Verände-
rungen? Sie können nur von einer doppelten
Art gewesen seyn: entweder eine Kraft, die
vom Innern der Erde aus nach deren Oberfläche
wirkte, muſs die ursprünglich horizontalen
Schichten gehoben, und in ihre jetzige, oft senk-
rechte Lage gebracht haben; oder es war ein
Einstürzen der Ränder ungeheurer Erdschollen,
wobey der mittlere Theil derselben seine ur-
sprüngliche Höhe behielt, was die wagerechte
Lage der Erdschichten in eine schiefe oder ver-
tikale umänderte.

Auf denselben Schluſs führt uns endlich auch
der Umstand, daſs in sehr vielen Gegenden Flötz-

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„chen Crystallisationen. Daſs aber ein ganz gebildeter
„Stein von der Gröſse eines Kopfs sich mitten an
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„wartet haben sollte, bis die kleinern Theile des
„Steins ihn einzuwickeln und an dieser Stelle an-
„zuleimen und zu befestigen gekommen wären, ist
„eine unmögliche und absurde Voraussetzung. Man
„muſs es also für eine ausgemachte Sache anneh-
„men, daſs diese Breccien in einer horizontalen,
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[184/0194] ten müssen also nach ihrer ursprünglichen Bil- dung sehr groſse Revolutionen erlitten haben. Und worin bestanden diese gewaltsamen Verände- rungen? Sie können nur von einer doppelten Art gewesen seyn: entweder eine Kraft, die vom Innern der Erde aus nach deren Oberfläche wirkte, muſs die ursprünglich horizontalen Schichten gehoben, und in ihre jetzige, oft senk- rechte Lage gebracht haben; oder es war ein Einstürzen der Ränder ungeheurer Erdschollen, wobey der mittlere Theil derselben seine ur- sprüngliche Höhe behielt, was die wagerechte Lage der Erdschichten in eine schiefe oder ver- tikale umänderte. Auf denselben Schluſs führt uns endlich auch der Umstand, daſs in sehr vielen Gegenden Flötz- lager, (y) (y) „chen Crystallisationen. Daſs aber ein ganz gebildeter „Stein von der Gröſse eines Kopfs sich mitten an „einer senkrechten Wand angehängt, und dort ge- „wartet haben sollte, bis die kleinern Theile des „Steins ihn einzuwickeln und an dieser Stelle an- „zuleimen und zu befestigen gekommen wären, ist „eine unmögliche und absurde Voraussetzung. Man „muſs es also für eine ausgemachte Sache anneh- „men, daſs diese Breccien in einer horizontalen, „oder wenigstens derselben nahe kommenden Lage „gebildet, und erst nach ihrer Verhärtung in diese „Stellung gebracht worden.” (Saussure’s Reisen durch die Alpen. Th.3. S.116.)

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805/194>, abgerufen am 04.05.2024.