Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 2. Göttingen, 1803.

Bild:
<< vorherige Seite

dass die Abhängigkeit von dieser materiellen Be-
dingung des Lebens bey den erstern noch um einen
Grad geringer, als bey den Amphibien ist: eine
Folgerung, die auch dadurch bestätigt wird, dass
man Fische in warmen Quellen und in Schwefel-
pfuhlen (s), also in Wassern, die theils sehr arm
an athmosphärischer Luft, theils mit schwefelhal-
tigem Wasserstoffgas geschwängert seyn müssen,
angetroffen hat.

Bey den niedern Thierclassen und den Zoophy-
ten finden wir Erscheinungen, die uns berechtigen
würden, auf eine völlige Abwesenheit des Bedürf-
nisses der athmosphärischen Luft bey diesen Thie-
ren zu schliessen, wenn nicht andere Erfahrungen
einer solchen Folgerung entgegenständen. Mollus-
ken leben mehrere Stunden, ja vielleicht ganze
Tage unter dem Recipienten der Luftpumpe, so-
wohl in, als ausser dem Wasser, wenn auch die
Luft noch so sehr verdünnet ist (t). Unter den
Insekten werden ebenfalls nur wenige durch den
luftleeren Raum getödtet (u). Spanische Fliegen,
die Lyonnet unter ein Glas setzte, worunter
Schwefel auf rothglühendem Kupfer brannte, hiel-
ten es länger als eine halbe Stunde in dieser

Ath-
(s) M. s. oben S. 15. 16.
(t) Poli Test. utriusque Siciliae. Vol. I. Introd. p. 55.
(u) J. F. Martinet de respiratione insectorum. L. B.
1753.
Gg 4

daſs die Abhängigkeit von dieser materiellen Be-
dingung des Lebens bey den erstern noch um einen
Grad geringer, als bey den Amphibien ist: eine
Folgerung, die auch dadurch bestätigt wird, daſs
man Fische in warmen Quellen und in Schwefel-
pfuhlen (s), also in Wassern, die theils sehr arm
an athmosphärischer Luft, theils mit schwefelhal-
tigem Wasserstoffgas geschwängert seyn müssen,
angetroffen hat.

Bey den niedern Thierclassen und den Zoophy-
ten finden wir Erscheinungen, die uns berechtigen
würden, auf eine völlige Abwesenheit des Bedürf-
nisses der athmosphärischen Luft bey diesen Thie-
ren zu schliessen, wenn nicht andere Erfahrungen
einer solchen Folgerung entgegenständen. Mollus-
ken leben mehrere Stunden, ja vielleicht ganze
Tage unter dem Recipienten der Luftpumpe, so-
wohl in, als ausser dem Wasser, wenn auch die
Luft noch so sehr verdünnet ist (t). Unter den
Insekten werden ebenfalls nur wenige durch den
luftleeren Raum getödtet (u). Spanische Fliegen,
die Lyonnet unter ein Glas setzte, worunter
Schwefel auf rothglühendem Kupfer brannte, hiel-
ten es länger als eine halbe Stunde in dieser

Ath-
(s) M. s. oben S. 15. 16.
(t) Poli Test. utriusque Siciliae. Vol. I. Introd. p. 55.
(u) J. F. Martinet de respiratione insectorum. L. B.
1753.
Gg 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0481" n="471"/>
da&#x017F;s die Abhängigkeit von dieser materiellen Be-<lb/>
dingung des Lebens bey den erstern noch um einen<lb/>
Grad geringer, als bey den Amphibien ist: eine<lb/>
Folgerung, die auch dadurch bestätigt wird, da&#x017F;s<lb/>
man Fische in warmen Quellen und in Schwefel-<lb/>
pfuhlen <note place="foot" n="(s)">M. s. oben S. 15. 16.</note>, also in Wassern, die theils sehr arm<lb/>
an athmosphärischer Luft, theils mit schwefelhal-<lb/>
tigem Wasserstoffgas geschwängert seyn müssen,<lb/>
angetroffen hat.</p><lb/>
                <p>Bey den niedern Thierclassen und den Zoophy-<lb/>
ten finden wir Erscheinungen, die uns berechtigen<lb/>
würden, auf eine völlige Abwesenheit des Bedürf-<lb/>
nisses der athmosphärischen Luft bey diesen Thie-<lb/>
ren zu schliessen, wenn nicht andere Erfahrungen<lb/>
einer solchen Folgerung entgegenständen. Mollus-<lb/>
ken leben mehrere Stunden, ja vielleicht ganze<lb/>
Tage unter dem Recipienten der Luftpumpe, so-<lb/>
wohl in, als ausser dem Wasser, wenn auch die<lb/>
Luft noch so sehr verdünnet ist <note place="foot" n="(t)"><hi rendition="#k">Poli</hi> Test. utriusque Siciliae. Vol. I. Introd. p. 55.</note>. Unter den<lb/>
Insekten werden ebenfalls nur wenige durch den<lb/>
luftleeren Raum getödtet <note place="foot" n="(u)">J. F. <hi rendition="#k">Martinet</hi> de respiratione insectorum. L. B.<lb/>
1753.</note>. Spanische Fliegen,<lb/>
die <hi rendition="#k">Lyonnet</hi> unter ein Glas setzte, worunter<lb/>
Schwefel auf rothglühendem Kupfer brannte, hiel-<lb/>
ten es länger als eine halbe Stunde in dieser<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Ath-</fw><lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#g">Gg</hi> 4</fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[471/0481] daſs die Abhängigkeit von dieser materiellen Be- dingung des Lebens bey den erstern noch um einen Grad geringer, als bey den Amphibien ist: eine Folgerung, die auch dadurch bestätigt wird, daſs man Fische in warmen Quellen und in Schwefel- pfuhlen (s), also in Wassern, die theils sehr arm an athmosphärischer Luft, theils mit schwefelhal- tigem Wasserstoffgas geschwängert seyn müssen, angetroffen hat. Bey den niedern Thierclassen und den Zoophy- ten finden wir Erscheinungen, die uns berechtigen würden, auf eine völlige Abwesenheit des Bedürf- nisses der athmosphärischen Luft bey diesen Thie- ren zu schliessen, wenn nicht andere Erfahrungen einer solchen Folgerung entgegenständen. Mollus- ken leben mehrere Stunden, ja vielleicht ganze Tage unter dem Recipienten der Luftpumpe, so- wohl in, als ausser dem Wasser, wenn auch die Luft noch so sehr verdünnet ist (t). Unter den Insekten werden ebenfalls nur wenige durch den luftleeren Raum getödtet (u). Spanische Fliegen, die Lyonnet unter ein Glas setzte, worunter Schwefel auf rothglühendem Kupfer brannte, hiel- ten es länger als eine halbe Stunde in dieser Ath- (s) M. s. oben S. 15. 16. (t) Poli Test. utriusque Siciliae. Vol. I. Introd. p. 55. (u) J. F. Martinet de respiratione insectorum. L. B. 1753. Gg 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie02_1803
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie02_1803/481
Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 2. Göttingen, 1803, S. 471. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie02_1803/481>, abgerufen am 06.05.2024.